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Von Büchern und anderen Lebensmitteln

Fidel Castros Treffen mit internationalen Kulturschaffenden war Höhepunkt der diesjährigen Buchmesse in Havanna

Alle Fenster sind heruntergekurbelt. Dennoch ist es stickig in den überfüllten Bussen, die vom Zentrum Havannas durch den Tunnel in Richtung Fortaleza de San Carlos de La Cabaña, der historischen Festung auf der Nordseite des Hafenkanals, fahren. Dabei sind schon zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt worden, um Lesebegeisterte zum größten kulturellen Ereignis in Kuba zu bringen: der Internationalen Buchmesse, die vom 9. bis 19. Februar zum 21. Mal in der Hauptstadt stattfand und anschließend bis zum 4. März in den restlichen Provinzen der Insel gastierte. Allein in Havanna wurden fast 300000 Besucher gezählt. Landesweit waren es laut Zuleica Romay, der Präsidentin der Kubanischen Buchkammer, zweieinhalb Millionen, die über 1,4 Millionen Bücher kauften.

Ist die Fahrt geschafft, geht das Gedränge auf der sich zur Festung hochschlängelnden Straße weiter. Vorbei an Verkäufern, die Spanferkel, Popcorn und Erdnüsse anbieten, vorbei an Karussells, Hüpfburgen und Pferden, die auf Kinder warten, unter als Sonnenschutz dienenden Regenschirmen hindurchgeschlüpft, bis man endlich die Festung erreicht hat – und es in den Gängen des alten Gewölbes vor allem nur noch nach einem riecht: dem frisch bedruckten Papier der Bücher. Jedoch gab es nicht immer ausreichend Exemplare, worauf Romay trotz des Gesamterfolgs des Literaturfests hinwies. Von ihr erwähnte »organisatorische Mängel« waren auch am Stand des Berliner Büros Buchmesse Havanna, den die junge Welt gemeinsam mit linken Verlagen, der Gewerkschaft ver.di Berlin-Brandenburg und Kubasolidaritätsgruppen auch in diesem Jahr organisierte, spürbar. Allerdings war der Aufwand für die Organisatoren besonders groß, da alle Länder der Karibik Ehrengäste waren.

Höhepunkt der Buchmesse: Kulturschaffende und Politiker aus 22 Ländern trafen sich im Palacio de Convenciones am Stadtrand zu einem Gedankenaustausch mit Fidel Castro, darunter auch Vertreter des Büros Buchmesse und vom Netzwerk Cuba. Ihnen begegnete ein aufmerksamer und humorvoller, noch immer in Wort und Mimik kämpferischer Comandante. Lügen in von Konzernen beherrschter Presse könnten zwar nicht verhindert werden, aber die Linke müßte über eigene Medien und Netzwerke in der Lage sein, die Wahrheit dagegenzustellen, so Castro. In der Diskussion stellten wir unsere Überlegungen vor, das Berliner Büro Buchmesse Havanna zu einem internationalen Medienbüro weiterzuentwickeln. Bei der Gelegenheit lud die junge Welt Fidel zur nächsten Rosa-Luxemburg-Konferenz ein. Er erwiderte mit einem Lachen, daß er nicht viel Zeit habe, aber eventuell Abel Prieto, bis vor kurzem Kulturminister des Landes, zur Konferenz 2013 kommen könne.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Katja Klüßendorf
junge Welt, 17.03.2012