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Besetzte Kirche in Havanna geräumt
Kuba: Erzbistum verurteilt Provokation von »Dissidenten« vor Papstbesuch
Die kubanische Polizei hat am späten Donnerstag abend (Ortszeit) in Havanna auf Bitten des örtlichen Erzbistums die Basilika der barmherzigen Jungfrau geräumt und damit gewaltfrei eine 48stündige Besetzung des Kirchengebäudes beendet. Die 13 Personen hätten keinen Widerstand geleistet, teilte Orlando Márquez Hidalgo, der Pressesprecher des Bistums, mit. »Damit ist eine Krise beendet worden, die nie hätte entstehen dürfen. Die Kirche vertraut darauf, daß sich solche Dinge nicht wiederholen«, heißt es in einer von ihm unterzeichneten Erklärung.
Am Dienstag waren »Dissidenten« in mehreren Städten Kubas in Gotteshäuser eingedrungen, beendeten ihre Aktionen jedoch noch am selben Tag. Nur in Havanna weigerten sich die Besetzer, die Kirchenräume zu verlassen, obwohl Bistumsvertreter ihnen etwa anboten, sie in Fahrzeugen der Kirche nach Hause zu bringen. Diese verlangten jedoch einen Besuch von Behördenvertretern, die ihnen ihre Sicherheit garantieren sollten. Als alle Verhandlungen unfruchtbar blieben, schaltete das Bistum dann die Polizei ein, die unbewaffnet die Kirche betrat und die Aktion beendete. Die Besetzer leisteten keinen Widerstand. Sie wurden zunächst in eine Polizeidienststelle und dann nach Hause gebracht. Ihnen drohe für die Aktion kein Prozeß, teilte das Bistum mit.
Schon vor der Räumung hatte sich die kubanische katholische Kirche scharf von der Besetzung distanziert: »Es handelt sich um eine vorbereitete und koordinierte Strategie von Gruppen in verschiedenen Regionen des Landes. Das ist kein Zufall, sondern wohldurchdacht und dient offenbar dem Ziel, in dem Maße, wie sich der Besuch von Papst Benedikt XVI. in Kuba nähert, kritische Situationen zu schaffen. (…) Niemand hat das Recht, die Kirchen in politische Schützengräben zu verwandeln.«
Bekannt zu den Besetzungen hat sich die »Republikanische Partei Kubas«. Diese Kleinstgruppe nimmt ihrer eigenen Homepage zufolge jeden auf, »der Kuba liebt« und monatlich fünf Dollar zahlt. Dafür bekommt er dann Diplom und Mitgliedsausweis und darf eine Vertretung der »Partei« in seinem Ort gründen. Ausdrücklich spricht sich die Gruppe für die Beibehaltung der Blockade Kubas durch die USA aus. Den Ländern Europas, die in der UNO Jahr für Jahr gegen den Wirtschaftskrieg Washingtons votieren, wirft die Gruppe vor, »nützliche Idioten der Regierung Kubas« zu sein.
Selbst unter den »Dissidenten« Kubas ist die »Republikanische Partei« offenbar isoliert. Das Erzbistum von Havanna berichtet, es habe Botschaften von anderen Gruppen erhalten, die zur Beteiligung an den Besetzungen aufgerufen worden seien. Diese hätten sich davon allerdings distanziert, da dies eine »Respektlosigkeit gegenüber der Kirche« sei. Stolz präsentiert die »Republikanische Partei« deshalb auf ihrer Internetseite eine Solidaritätsbotschaft aus der »Brigade 2506«. Dabei handelt es sich um die 1961 in der Schweinebucht kläglich gescheiterten Invasoren, deren Traum von einem Sturz Fidel Castros in weniger als 72 Stunden durch die revolutionären Milizen zerschlagen wurde.
Der Papst wird vom 26. bis 28. März in Kuba erwartet. Höhepunkte seines Aufenthalts sollen zwei Messen sein, eine auf der Plaza de la Revolución in Havanna und eine zweite in Santiago de Cuba. Die Vorbereitungen für beide Großveranstaltungen laufen seit Wochen auf Hochtouren
Veröffentlichung |
André Scheer
junge Welt, 17.03.2012