Nachrichten aus und über Kuba
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Reklame der Revolution
Eine Fotoausstellung zeigt, wie sich in Kuba mit der Politik die Parolen ändern
Jeder, der schon einmal Kuba besucht hat, kennt die großen Schilder an den Straßen oder die Sprüche und Gemälde an den Häuserwänden. Sie zeigen Ché, Fidel, Camilo oder José Martí. Sie rufen zu höheren Enteerträgen auf oder solidarisieren sich mit den fünf Helden. Zu übersehen sind sie nicht, und ganz sicher hat jeder Inselbesucher das eine oder andere Foto von eben diesen valles (Propagandatafeln) und murales (Wandmalereien) mit nach Hause gebracht. So auch die Lateinamerikanistin Barbara Buxbaum und die Fotografin Pia Thierer.
Sie waren mehrfach dort und haben eine Dokumentation zusammengestellt. Die Freundschaftsgesellschaft Berlin-Kuba e.V. (FBK) zeigt die Fotografien von den politischen, revolutionären Straßenschildern noch bis zum 24. November in der Galerie Olga Benario in Neukölln.
Die ersten Fotos und die Projektidee entstanden 2007 auf einer Exkursion der Humboldt-Universität nach Kuba. »Ich war damals sehr fasziniert«, bekennt Barbara Buxbaum. »Kommerzielle Werbetafel, wie ich sie kannte, gab es nicht, dafür war die kubanische Revolution auf Reklamebildern in der Öffentlichkeit präsent.« 2010 unternahmen die Lateinamerikanistin und die Fotografin eine weitere Reise, um gezielt bei einer Fahrt über die Insel Fotomaterial zu sammeln. Dabei haben sie Veränderungen beobachtet. Bedeutende politische Ereignisse im In- und Ausland haben auch Veränderungen in der politischen Öffentlichkeit Kubas bewirkt. »Viele Tafeln, die wir 2007 fotografierten, fehlten drei Jahre später - und das nicht nur aufgrund des Klimas«, stellte Pia Thierer fest. Der Regierungswechsel in den USA hat beispielsweise dazu geführt, dass besonders kritische anti-imperialistische Parolen entfernt wurden. Dafür gab es Propagandatafeln mit Zitaten von Raúl Castro. Eine Auswahl von Bildern beider Reisen ist in dieser Ausstellung zu sehen. »Ziel unseres Projektes ist die Dokumentation der öffentlichen Politisierung auf Kuba und deren Wandel«, erklärt Buxbaum. So werden die Fotografien zu Zeugen einer politisch bewegten Zeit.
Auch auf Veranstaltungen, mit denen die FBK die Ausstellung begleitet, geht es um die politisch bewegten Zeiten auf Kuba. Zu Filmen, Liederabend und Gesprächen lädt sie immer donnerstags, 19.30 Uhr, ein. So sprach bereits der Politikwissenschaftler Steffen Niese über Kuba nach dem Parteitag im April, über Umsetzung der Maßnahmen und Perspektiven für die Bevölkerung. Der Menschenrechtsanwalt Hans-Eberhard Schultz informierte über den »Skandalfall Cuban 5«. Vertonte Gedichte von Nicolás Guillén und Texte von José Martí waren im Lieder- und Rezitationsprogramm »Mulattin« von Gerta Stecher und Hans-Otto Dill zu hören.
Mit »Estrella de Kuba« stellt sich am 17. November eine Gruppe Kubaner, die in Berlin leben, vor. Zur Finissage am 24. November werden kubanische Musiker erwartet. Die Freundschaftsgesellschaft, die Studienreisen und auch längere Arbeitsaufenthalte nach Kuba organisiert und damit den sich im Aufbau befindlichen Botanischen Garten in Pinar del Rio unterstützt, bietet mit den aktuellen Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung Raum für Austausch und Diskussionen. In der von ihr erarbeiteten Broschüre »Kuba unter der Lupe« gibt es darüber hinaus eine Zusammenstellung von Informationsmaterial, das auch häufig veröffentlichte Klischees über Kuba »unter die Lupe nimmt«.
Bis 24. November, Ausstellung zu den Veranstaltungen geöffnet. Galerie Olga Benario, Richardstr. 104, 12043 Neukölln, Tel.: 2511297, www.fg-berlin-kuba.de
Ariane Mann
Neues Deutschland, 14.11.2011