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Gedenken am Malecón
Hunderte Kubaner erinnern in Havanna an die Opfer des Anschlags auf Flug CU-455.
Aus Anlass des 35. Jahrestages des Bombenanschlags auf ein kubanisches Verkehrsflugzeug am 6. Oktober 1976, bei den 73 Menschen getötet worden waren, haben mehrere hundert Jugendliche und Studenten in der Nacht zum Donnerstag in Havanna vor der US-Interessenvertretung dagegen demonstriert, daß Washington bis heute seine schützende Hand über die Verantwortlichen des Verbrechens hält. So lebt der frühere CIA-Agent und mutmaßliche Auftraggeber des Anschlags, Luis Posada Carriles, unbehelligt in Miami. Sein Komplize Orlando Bosch wurde 1990 vom damaligen US-Präsidenten George Bush begnadigt und starb im April als freier Mann im Bundesstaat Miami.
Aili Labañino, die Tochter eines der als "Miami Five" bekannten fünf Kubaner, die seit 13 Jahren in US-Gefängnissen einsitzen, kritisierte das ungerechte Verhalten der nordamerikanischen Behörden. Anstatt ihren Vater und seine vier Genossen festzuhalten, müßten endlich die "wahren Terroristen" bestraft werden. Diese könnten sich jedoch unbehelligt in derselben Stadt bewegen, in der die fünf Männer zu drastischen Strafen verurteilt wurden, weil sie antikubanische Terrorgruppen unterwandert hatten, um weitere Anschläge gegen die Insel zu verhindern, erklärte die 23jährige bei der Kundgebung am Malecón, der Küstenpromenade der kubanischen Hauptstadt.
An der Veranstaltung nahm auch der kubanische Parlamentspräsident Ricardo Alarcón teil. Dieser ging auf die am heutigen Freitag bevorstehende Freilassung von René González ein, der nach 13 Jahren Haft auf Bewährung entlassen wird, die USA in den kommenden drei Jahren jedoch nicht verlassen darf. Dies stelle den tatsächlichen Willen von US-Präsident Barack Obama auf die Probe, erklärte Alarcón. Das mindeste, das Obama tun müsse, sei, René González nach Hause, nach Havanna zurückkehren zu lassen. Nur so könne er verhindern, von den Kubanern Tag für Tag gefragt zu werden, ob er tatsächlich gegen den Terrorismus sei, oder nicht vielmehr auf der Seite der Terroristen stehe. "Ich hoffe, daß René González das Gefängnis ganz normal verlassen kann un es keine Zwischenfälle oder Provokationen gibt", sagte Alarcón.
Gonzáles' Mutter Irma Sehwerert erklärte bei derselben Kundgebung, sie träume sich zu dem Moment, an dem ihr Sohn das Gefängnis verlassen kann. Sie selbst könne nicht dort sein, da ihr die USA das Einreisevisum verweigern. Wichtig sei aber nur, daß alles gut verlaufe und seine Töchter Ivette und Irma, sein Vater Cándido, sein Bruder Roberto und seine Verteidiger dort seien. Sie erinnerte an die zahlreichen Terroranschläge gegen die Insel seit dem Sieg der Revolution 1959, unter denen das Bombenattentat auf Flug CU-455 im Jahr 1976 einen besonderen Stellenwert habe. "Das erfüllt uns mit Entschlossenheit, Kraft und Patriotismus, denn wir sind überzeugt davon, daß unsere Söhne getan haben, was sie tun mussten." Sie habe ihrem Sohn gesagt, daß er weiter diszipliniert sein müsse und jetzt keinen Unsinn anstellen dürfe, "denn nun ist es seine Pflicht, für die anderen zu kämpfen, die noch im Gefängnis sind"! Angesprochen auf das Ausreiseverbot für ihren Sohn, sagte Sehwerert, nichts, was die nordamerikanische Regierung unternehme, dürfe einen überraschen. Sie sei jedoch überzeugt, daß ihr Sohn vor Ablauf der drei Jahre nach Hause zurückkehren könne. Dafür werde die Solidaritätsbewegung sorgen, die in Kuba und überall auf der Welt entstanden sei. (PL/jW)
Veröffentlichung |
(scha)
junge Welt, 07.10.2011