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Haltlose Vorwürfe
Kuba antwortet auf US-Medienkampagne um havariertes Schiff für Haiti
Das Transportministerium in Havanna hat am Donnerstag abend (Ortszeit) Darstellungen in der US-amerikanischen Presse zurückgewiesen, wonach die kubanischen Behörden Schuld am Untergang eines Frachtschiffs hätten, das Hilfslieferungen nach Haiti bringen sollte. »Der Verlust dieses Wasserfahrzeugs war das direkte Ergebnis der Entscheidungen der kubanischen Regierung«, zitierte die in Miami erscheinende Tageszeitung El Nuevo Herald Matt Williams, den Sprecher von Harbor Homes LLC, der Eigentümerfirma des Bootes. Der Verlust des Schiffes, das Güter im Wert von zwei Millionen US-Dollar transportiert habe, sei zumindest »verdächtig«, so das Blatt.
Dem aus den USA kommenden Schleppdampfer »Muheet«, der zwei Barkassen gezogen hatte, war am 30. November 2010 vor der Küste von Baracoa im Osten Kubas der Treibstoff ausgegangen. In Erwartung von Hilfe, die aus der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince kommen sollte, trieb das Schiff manövrierunfähig auf hoher See. Als diese Unterstützung nicht eintraf und sich der Schlepper mittlerweile auf weniger als drei Meilen der kubanischen Küste genähert hatte, setzte er um 23.55 Uhr einen Notruf ab. Dieser wurde von dem kubanischen Dampfer »Hércules« beantwortet, der gegen 1.30 Uhr begann, die »Muheet« und die beiden Barkassen in einen sicheren Hafen zu schleppen. Während der Fahrt meldete der Kapitän der »Muheet« jedoch, daß sich die Barkassen losgerissen hätten. Aufgrund der Wetterbedingungen und der in der Nacht kaum vorhandenen Sicht entschieden die beiden Kapitäne, die Fahrt in den Hafen fortzusetzen und die Barkassen bei Tageslicht zu bergen.
Wenige Stunden später begann eine mehrtägige Bergungsoperation. Während eine Barkasse in den Hafen von Moa geschleppt werden konnte, konnte das zweite Boot nicht ausfindig gemacht werden, so daß ein Totalverlust der Ladung gemeldet wurde. Lediglich ein Teil der Ladung des ersten Bootes, die unter anderem aus Lebensmitteln, elektrischen Haushaltsgeräten und Medikamenten bestanden hatte, konnte sichergestellt werden. Diese Güter befänden sich bislang noch unter Aufsicht der kubanischen Zollbehörden in einem Lager in Baracoa, heißt es in der Erklärung des Transportministeriums.
Die Nachforschungen zum Unfallhergang hätten ergeben, daß die Zulassungspapiere des havarierten Schiffes abgelaufen waren und es außerdem nicht über eine geeignete Ankeranlage verfügt habe, wodurch das Driften auf die kubanische Küste erst verursacht worden sei. Außerdem habe das Schiff überhaupt nicht über ausreichende Treibstoffreserven verfügt, um die Fahrt von den USA nach Haiti bewältigen zu können. Deshalb hätten die kubanischen Behörden entsprechend der auch von der Insel unterzeichneten regionalen Abkommen entschieden, der »Muheet« das Auslaufen zu untersagen.
Über den Stand der Dinge sei die US-Administration über die nordamerikanische Interessenvertretung in Havanna ständig auf dem laufenden gehalten worden, betont das Ministerium. Auch hätten die kubanischen und die nordamerikanischen Küstenschutzbehörden während der Ereignisse in ständigem Funkkontakt gestanden. Dies wird vom Chef der US-Behörde, Russell Tippets, indirekt bestätigt. Hubschrauber und Boote seines Dienstes hätten das havarierte Schiff zwar geortet, aber darauf verzichtet, die kubanischen Behörden darum zu bitten, in deren Hoheitsgewässer einfahren zu dürfen. Die Besatzung der »Muheet« sei zu keinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen, und es habe sich nicht um einen Vorgang gehandelt, der einen Notfalleinsatz gerechtfertigt hätte, so Tippets.
Veröffentlichung |
Deisy Francis Mexidor, Havanna
junge Welt, 26.04.2011