Nachrichten aus und über Kuba
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Eine Idee des Comandante
An der medizinischen Hochschule EALM in Kuba werden zukünftige Ärzte ausgebildet.
Von außen läßt das Betongebäude direkt am Meer kaum erahnen, was sich hinter den grauen Mauern verbirgt. Doch die Lateinamerikanische Medizinschule (ELAM) in einem Randbezirk der kubanischen Hauptstadt Havanna ist ein einzigartiges Institut. Vor zwölf Jahren gegründet, werden dort heute 4.200 junge Menschen aus 28 Ländern ausgebildet. "Wir Kubaner sind gern bereit, das wenige, das wir haben, mit anderen zu teilen", erläutert die stellvertretende Rektorin der Hochschule, Lourdes Castellanos Arencibia, im Gespräch mit junge Welt. "Diese Schule ist eine Form des Teilens, denn die, die kommen, haben noch weniger als wir. Aber das Recht auf Gesundheitsversorgung ist eine Grundlage des Lebens", betont die Frau, die auch die Sektion der Kommunistischen Partei in der Hochschule leitet.. Stolz ist sie auf die mittlerweile jahrezehntealte Tradition internationalistischer Hilfe aus ihrem Land. Als im Jahr 1963 ein Erdbeben Algerien verwüstete, schickte Kuba als sofortige Reaktion eine Brigade mit medizinischem Personal dorthin. Seither hat Kuba immer wieder versucht, weltweit bei Naturkatastrophen materielle und personelle Hilfe zu leisten.
Auch als 1998 in Mittelamerika die Wirbelstürme "George" und "Mitch" große Schäden anrichteten, schickte Kuba sofort Hilfsbrigaden. Die Ärzte von der Insel mußten in den teilweise sehr abgelegenen Gegenden der zerstörten Länder jedoch feststellen, daß es dort bis dahin noch nie eine medizinische Versorgung gegeben hatte. Was sollte mit diesen Regionen geschehen, wenn die internationale Aufmerksamkeit nachlassen würde, fragte der damalige kubanische Präsident Fidel Castro. Als Antwort entschied die Regierung in Havanna, in Kuba eine medizinische Hochschule zu gründen, die junge Menschen aus Mittelamerika medizinisch ausbilden sollte, damit diese dann als ausgebildete Ärzte in ihre Heimat zurückkehren könnten.
Mit einer ehemaligen Marineakademie in Playa am Rande der Hauptstadt stellte das kubanische Verteidigungsministerium die ideal Anlage zur Verfügung. Neben Jugendlichen aus Lateinamerika und der Karibik studieren hier heute angehende Ärzte aus Afrika, Asien, Ozeanien, dem Nahen Osten und aus den USA. Das insgesamt sechs Jahre dauernde Studium ist für sie kostenlos. Kuba stellt Unterkunft, Verpflegung, persönliche Hygieneartikel und das gesamte Lehrmaterial. Außerdem erhalten die Studierenden ein Taschengeld von 100 Pesos. Die Idee des Comandante ist Wirklichkeit geworden.
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junge Welt, 29.01.2011