Hartmut Meinert: Urgestein der Cubasolidarität
Ein Fels in der Brandung der Angriffe auf Cuba ausgehend von den USA, aber auch aus Europa, auch in unserem Land. Diese Angriffe kamen und kommen nicht nur von reaktionären Kräften, sondern auch von solchen, denen der cubanischen Sozialismus nicht weit genug mit ihren eigenen Idealvorstellungen übereinstimmt.
Als Gewerkschafter durch und durch solidarisch aber nicht nur zu seinen Kolleginnen und Kollegen, an deren Seite er viele Auseinandersetzungen durchgestanden hat, sondern auch internationalistisch an der Seite unterdrückter, bzw. ihr Selbstbestimmungsrecht verteidigender Länder wie eben Cuba.
1935 geboren und in den dunkelsten Zeiten der Naziherrschaft aufgewachsen, war Hartmut zutiefst antifaschistisch geprägt, aktiv in der Friedensbewegung – und Kommunist.
Als 14-jähriger Werkzeugmacher-Lehrling war er gleich in die Gewerkschaft eingetreten und schon mit 17 hat er dort im DGB erste Funktionen übernommen. Viele gewerkschaftliche Mandate folgten. 35 Jahre lang war er Betriebsratsvorsitzender (ohne jemals freigestellt zu sein). Dem Ortsverband der IG Metall in seiner Heimatstadt Velbert gehörte er seit der Gründung 1963 an und war auch dort stets und bis zuletzt aktiv und geschätzt. Hartmut stand kurz vor seinem 70. (!) Jubiläumsjahr als Gewerkschaftsmitglied.
Gegen den Vietnamkrieg und in der 1968-er Bewegung wurde Hartmut auch über die Gewerkschaftsarbeit hinaus aktiv. Nach Beendigung dieses von den USA so brutal geführten Krieges fuhr er mit einer politischen Reisegruppe nach Vietnam. "Damals wurde mir klar, wie wichtig internationalistische Arbeit ist."
So wuchs auch sein Interesse an dem sozialistischen Cuba. Kurze Zeit nach der Gründung (am 20.12.1976) wurde er Mitglied der Freundschaftsgesellschaft BRD – Kuba e.V. und nahm auch regelmäßig als Gast an den Bundesdelegiertenkonferenzen der FG teil.
1990 nahm Hartmut an der Internationalen Brigade José Martí teil. Etwa 20-mal war er danach noch auf Cuba, meistens ("aus klimatischen Gründen") über Weihnachten/Neujahr. So hat er die cubanische Insel in den verschiedensten Perioden kennen gelernt, gerade auch in der schwierigen ‚Periodo Especial‘ nach dem Verlust der sozialistischen Handelspartner. Dadurch konnte er all denen, der sich für dieses sozialistische Land interessierten, vieles authentisch berichten.
O-Ton Hartmut: "Was die Kollegen für ein Auto gespart haben – ein Statussymbol – habe ich für die Reisen nach Kuba gespart."
Bei der 20. Bundesdelegiertenkonferenz in Essen gab es nach den politischen Umbrüchen seit 1989 auch in der FG BRD-Kuba intensive Auseinandersetzungen über die künftige Ausrichtung der Organisation. Dazu Hartmut: "Bei dieser BDK gab es heftige Diskussionen. Einige Delegierte hatten aus meiner Sicht merkwürdige 'Reform'vorstellungen zur Entwicklung Cubas, dazu habe ich mich natürlich klar geäußert. Daraufhin wurde ich gefragt, ob ich nicht für den Bundesvorstand kandidieren wollte. Ich musste darüber erst eine Nacht schlafen, dann habe ich zugestimmt."
Hartmuts Eintritt in den Bundesvorstand hat erheblich zur Stabilisierung der FG in dieser schwierigen Zeit beigetragen. Unmittelbar nach seiner Wahl in den Bundesvorstand 1994 begann Hartmut Meinert auch seine ehrenamtliche Arbeit in der Geschäftsstelle. Zunächst nur einmal wöchentlich am Freitagnachmittag nach der Arbeit unterstützte er die Arbeit der jeweiligen Angestellten, doch nach seiner Pensionierung im Jahr 1998 war er viele Jahre regelmäßig an drei Tagen pro Woche in unserem kleinen Büro in Köln, bei Bedarf auch häufiger. Als eine hauptamtliche Mitarbeiterin der FG für ein halbes Jahr erkrankte, arbeitete er Vollzeit, erledigte alle anstehenden Arbeiten. Nicht einfach für einen, der beruflich nie mit Buchhaltung, Korrespondenzführung und "Computerkram" zu tun hatte...
Im Laufe der Jahre seit 1994 hat Hartmut so etwa 10 Kolleg/innen in der Geschäftsstelle unterstützt oder vertreten. Er hat sich engagiert eingebracht und manchmal wahrlich den "Laden" – die Geschäftsstelle - aufrecht erhalten, wenn es Personalprobleme bei der Minimalbesetzung im Büro gab, die gerade noch finanziell vertretbar war. Obwohl Hartmut als Arbeiter eigentlich keinerlei Bezug hatte zu Büroarbeit, hat er sich mit viel Energie ‚reingefuchst‘ und konnte sogar die Einarbeitung von neuen Mitarbeiter/innen übernehmen. Das hat auch bedeutet, dass er pro Tag ca. drei Stunden unterwegs war, um zum FG-Büro und zurück nach Velbert zu fahren.
Für die FG-Gruppe Velbert (Teil der Gruppe Essen) organisierte Hartmut immer wieder Veranstaltungen zu Cuba, z.B. Buchlesungen und Infostände, z.B. am 1. Mai bei der Kundgebung des DGB. Seinen 70. Geburtstag hatte Hartmut am 7. Mai 2005 groß gefeiert und – wie konnte es anders sein! – sich nur Spenden für Cuba als Geschenke gewünscht. Für seinen 85. Im Mai 2020 hatte er schon ähnliche Ideen … überhaupt war er bekannt für seine Spendensammlungen und seine Fähigkeit, Menschen anzusprechen. Wer ihn erlebt hat, weiß, dass er dabei immer sehr überzeugend war. Er hat auch im Bundesvorstand immer wieder den Anstoß für aktuelle Flugblätter und Infomaterialien gegeben, mit denen sich mehr Menschen ansprechen und für die gerechte cubanische Sache gewinnen lassen. Das war ihm wichtig und er war auch selbst sehr erfolgreich dabei, Cubafreund/innen, Abonnentinden der Cuba Libre und Mitglieder der FG zu werben. "Ich gehe auf die Menschen zu. Wenn es zu lange dauert, bis sie selbst kommen, spreche ich sie an. Und ich bringe gerne Informationen unter die Leute."
So werden wir ihn in Erinnerung behalten, unseren Hartmut Meinert, immer aktiv, belesen und gut informiert, tatkräftig und hilfsbereit, mit Gelassenheit und einem wunderbaren Humor.
Hartmut Meinert – presente!
Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba / Bundesvorstand
2. Februar 2020