Rev. Lucius Walker zum Gedenken
Am 7. September ist der US-amerikanische Bürgerrechtler, der große Cubafreund, Internationalist und furchtlose Kämpfer gegen die barbarische US-Blockade gestorben.
Unvermittelt kam die Nachricht, für alle völlig überraschend.
Ich lernte Lucius beim 1. Welttreffen der Cuba-Solidarität (21.-25.11.1994) in La Habana persönlich kennen. Es war auf dem Höhepunkt der »periodo especial en tiempos de paz«, als die tapferen Menschen auf der Insel am stärksten unter der doppelten Blockade litten. Die ökonomische Krise war enorm, der Widerstandswille zugleich ungebrochen. Dies galt auch für Lucius, der mit den jährlichen US-Solidaritätskarawanen die international berühmt gewordenen Hilfsgüter (»Who’s afraid of the little yellow school busses? Wer fürchtet sich vor den kleinen, gelben Schulbussen?«) gegen alle Schikanen der Behörden seiner Heimat nach Cuba brachte. Er war unter den Cubafreund/innen schon damals eine »Berühmtheit«, dabei völlig uneitel, sanft, bescheiden und vor allem eines – kämpferisch.
Die maßgeblich von ihm initiierte Idee der Karawane hatte die Solidaritätsgruppen in der Bundesrepublik schon im Vorjahr (beim Europatreffen in Havanna im Dezember 1993) elektrisiert – mit dem Ergebnis, dass wir die »1. Bundesweite Solidaritätskarawane für Cuba« im September 1994 erfolgreich durchgeführt haben. In dem Anfang jenes Jahres veröffentlichten Aufruf hieß es u.a.:
»Seit drei Jahren organisieren in den USA die „Pastors for Peace“ Freundschaftskarawanen für Cuba, die durch hunderte von Städten zogen, mit Menschen redeten und Medikamente, Kleidung, Rollstühle, Schulbusse, mitunter Bibeln und auch Geld sammelten. Diese Karawanen der Menschlichkeit wurden trotz der geltenden US-Blockade-Einschränkungen, die u.a. einen Direkttransport verbieten, über die Grenze nach Mexico gebracht, von wo aus die Solidaritätsgüter weiter nach Cuba transportiert wurden. Dem Aufruf der US-amerikanischen Pastoren folgend, wollen wir in Europa, auch hier in der Bundesrepublik, gemeinsam Ähnliches durchführen. Im September werden daher Busse, Lkw und Pkw, beladen mit Hilfsgütern in einer Sternfahrt nach Bremen transportiert, wo die Spenden auf ein Schiff verladen werden. Dieses wird weitere Spenden aus den skandinavischen Ländern geladen haben. In Portugal wird ein zweites Schiff aus den Mittelmeerländern ankommen und nach der Reise über den Atlantik zuerst einen US-amerikanischen Hafen anlaufen, dort ebenfalls Solidaritätsgüter aufnehmen und dann weiter nach Cuba fahren.«
Am 1. Oktober 1994 endete diese Karawane der Solidarität im Hafen von Bremen mit bemerkenswerten Ergebnissen: Es wurden insgesamt 24 Fahrzeuge (Busse, LKW, Transporter) sowie rund 150 Tonnen Solidaritätsgüter im Gesamtwert von ca. fünf Millionen DM gesammelt und nach Cuba verschifft. Ein Erfolg, der auch auf die Initialzündung von Lucius zurückzuführen ist.
Vom 26. – 28. Mai 1995 fand in Darmstadt das V. Bundestreffen der Cuba-Solidaritätsgruppen statt, bei dem wir Lucius als Gast und Impulsgeber für die weitere Internationale Vernetzung begrüßen konnten. Seither hatte das NETZWERK CUBA immer einen »guten Draht« zu den Pastors for peace und entsandte auch regelmäßig Teilnehmer/innen zu den US-Solidaritätskarawanen.
Lucius hat in der weltweiten Solidaritätsbewegung mit Cuba tiefe Spuren hinterlassen. Mit seiner Kraft, seinem Optimismus, seiner Unerschrockenheit und seinem nie erlahmenden Ideenreichtum wird er auf immer ein Vorbild bleiben.
Compañero, Bruder, Freund Lucius Walker – Presente!
Heinz-W. Hammer, Essen, 25.09.2010
Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba
CUBA LIBRE 4-2010