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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Entspannungspolitik

Anfang April feierte das Superstar-Ehepaar Beyoncé und Jay-Z seinen fünften Hochzeitstag in Kuba.

Ein Blick aus dem Fenster des US-Antikommunismus – zum Beispiel vom Balkon des »Saratoga«-Hotels in Alt-Havanna (Foto). Die exil-kubanischen Contras in Miami fanden das nicht lustig, die republikanischen Abgeordneten Mario Diaz-Balart und Ileana Ros-Lehtinen aus Florida forderten die Bestrafung des Ehepaars, falls der Kurztrip ohne Erlaubnis der US-Behörden erfolgt sei. Sie beriefen sich dabei auf ein Gesetz, nach dem Bürger der USA für Kuba-Reisen eine Sondergenehmigung einholen müssen, andernfalls drohen ihnen bis zu zehn Jahren Haft. Die USA sind das einzige Land auf dem Kontinent, das die Reisefreiheit seiner Bürger einschränkt.

Und weil Jay-Z nicht nur ein besonders millionenschwerer, sondern auch sehr kreativer Rapper ist, hat er jetzt seine Antwort an die Reaktonäre, einen »Open letter« in Liedform, veröffentlicht. Es ist ein sehr cooler Funktrack, entstanden in Kollaboration mit Swizz Beatz und Timbaland, in dem Jay-Z sprechsingt: »Die Politiker haben nie irgend etwas für mich gemacht, außer mich zu belügen (…) Sie wollen mir Gefängnis und ein Bußgeld verpassen« und als Retourkutsche an die Contras behauptet er: »Obama sagte: ›Entspannt euch, ihr habt meine Erlaubnis‹«. Was in Washington eine kleine Staatsaffäre auslöste. Am Donnerstag dementierte ein Sprecher des Weißen Hauses: »Es ist ein Lied. Der Präsident hat mit Jay-Z nicht über diese Reise gesprochen«. In bestimmten Fällen kann das US-Finanzministerium Ausnahmegenehmigungen für Kuba-Reisen erteilen. »Es reimt sich wahrscheinlich nichts auf Finanzministerium«, scherzte der Obama-Sprecher. Jay-Z war im Wahlkampf auf mehreren Veranstaltungen gemeinsam mit dem US-Präsidenten aufgetreten.

In »Open letter« ruft sich Jay-Z als »the Bob Dylan of rap music« aus und stellt klar: »Ich bin in Kuba. Ich liebe die Kubaner. Dieses Kommunismus-Gerede ist so verwirrend.« Interessanterweise folgt ihm dabei auch die öffentliche Meinung in Florida. Noch vor dem Dementi des Weißen Hause veröffentlichte die rechtskonservative Tageszeitung Nuevo Herald aus Miami eine Umfrage, nach der 72 Prozent den Havanna-Ausflug der Popstars billigen. Ebenso viele sprachen sich für eine sofortige Aufhebung der Reisebeschränkungen und die generelle Erlaubnis touristischer Reisen nach Kuba für US-Bürger aus. Danach sind sogar in Miami, der Trutzburg des früheren Diktators Batista, die Befürworter von Sanktionen gegen die sozialistische Karibikinsel inzwischen eine kleine Minderheit. Obendrein hatten die Angriffe, die eigentlich Kuba galten, sogar nach den restriktiven Gesetzen der USA jeder Grundlage entbehrt. Das zuständige Finanzministerium hat mittlerweile klargestellt, daß die Reise der Musiker im Rahmen des Austauschprogramms »People-to-People« erfolgte und damit erlaubt war. »Diesen ganzen Mist brauchst du nicht… entspann dich mit mir am Strand« heißt es in »Open letter«.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf / Christof Meueler
junge Welt, 15.04.2013