Kuba bleibt Zika-frei
Aktionsplan zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten erfolgreich umgesetzt.
Das kubanische Gesundheitsministerium (Ministerio de Salud Publico, MINSAP) hat am gestrigen Dienstag (Ortszeit) eine Reihe von Verordnungen in Kraft gesetzt, um Bevölkerung und Gäste der Insel vor dem auf den amerikanischen Kontinent grassierenden tropischen Infektionskrankheiten zu schützen. Ab sofort müssen Besucher aus bekannten Infektionsgebieten eine Gesundheitserklärung abgeben, ausländische Studenten brauchen darüber hinaus eine amtliche Gesundheitsbescheinigung ihrer Herkunftsländer. Wer bei einer Einreise Fieber hat, muss sich einer ärztlichen Untersuchung unterziehen und sich – falls erforderlich – behandeln lassen. Kubanische Staatsbürger die nach Angola reisen wollen, müssen eine Gelbfieberimpfung nachweisen.
Grund für diese Maßnahmen sei der »besorgniserregende Anstieg von Erkrankungen, die durch Stechmücken übertragen werden«. Erklärte der Leiter der für Epidemiologie zuständigen MINSAP-Abteilung, Francisco Durán, am Wochenende. Er verwies auf das zunehmende Auftreten des Zika-Virus und des Dengue- und Chikungunyafiebers in der Region und auf den Ausbruch einer Gelbfieber-Epidemie in Angola.
Das Zika-Virus brietet sich mit großer Geschwindigkeit über den gesamten Globus aus. Bis zum Wochenende hatten 32 der 35 Staaten des amerikanischen Doppelkontinents Infektionsfälle gemeldet. In Europa wurde die von Reisenden eingeschleppte Erkrankung bisher in acht Ländern diagnostiziert. Auch in der Bundesrepublik ist das Virus schon aufgetreten. Laut dem Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin wurden seit 2013 insgesamt zehn Fälle registriert.
In Kuba dagegen ist bis zum Wochenende noch kein einziger Zika-Fall bekanntgeworden, zitierte die Tageszeitung Granma am Montag den stellvertretenden Gesundheitsminister José Angle Portal Miranda. Nachdem im Dezember letzten Jahres noch 28 Menschen an Chikungunyafieber erkrankt waren, ist auf der Insel seit Beginn 2016 auch kein Fall dieser Krankheit gemeldet worden. Das lebensgefährliche Gelbfieber gilt bereits seit 1909 als ausgerottet. Jedoch, räumte der Politiker ein, sei in 12 Provinzen und 42 Bezirken Denguefieber festgestellt worden, allerdings mit abnehmender Tendenz.
Die Behörden setzen nun vor allem darauf, neue Ansteckungen zu vermeiden. Am Montag letzter Woche stellte Präsident Raúl Castro einen konzertierten Aktionsplan der Gesundheitseinrichtungen, Massenorganisationen und Gemeinden vor, mit den ein intensives Hygieneprogramm in allen Betrieben, Ausbildungsstätten, Schulen, anderen Einrichtungen und innerhalb der Wohnungen durchgeführt werden soll. Bis zum Wochenende, berichtete Granma, hatten die Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDR) und der Kubanische Frauenverband (FMC) landesweit 31.262 Informationsveranstaltungen über Gesundheitsmaßnahmen durchgeführt und entsprechendes Informationsmaterial an die haushalte verteilt.
Parallel zu den Infotreffen begannen 9.000 Militärangehörige und 200 Polizisten mit der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen. Sie zogen mit Rauchwerfern von Haus zu Haus, um mögliche Brutstätten von Stechmücken auszuräuchern. Zudem wurden Wassertanks ausgebürstet, größere Reservoirs mit chemischen Substanzen zur Reinigung des Wassers versetzt, und es wurde damit begonnen, Lecks in Wasserleitungen zu reparieren.
Andere Länder der Region wirken im Vergleich zum Vorgehen Kubas relativ hilflos. Kolumbien etwa, das bereits über 20.000 Zika-Fälle zu beklagen hat, rät Frauen dazu, eine geplante Schwangerschaft zu verschieben. Wie schon be der Bekämpfung des Ebola-Virus in Westafrika, zeigt sich auch jetzt die Überlegenheit des kubanischen Gesundheitssystems. Das wurde den kubanischen Medizinern und Wissenschaftlern am Freitag letzter Woche auch auf einem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und deren Tochter, der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (OPS), in Puerto Rico organisierten Fachtreffen zum Thema bestätigt.
Für den heutigen Dienstag hat die OPS Experten vom Kontinent sowie aus Frankreich und Großbritannien zu einer zweitägigen außerordentlichen Zusammenkunft nach Washington eingeladen, um weitere Aktivitäten zu koordinieren. Ergebnisse der Konferenz sollen dort am heutigen Mittwoch um 13 Uhr (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz mitgeteilt werden.
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Volker Hermsdorf
Junge Welt, 02.03.2016