Die deutsche Ausgabe der Granma Internacional erscheint demnächst im Verlag 8. Mai.
Die Tageszeitung Granma ist neben dem Fernsehen und zahlreichen Radiosendern die wichtigste aktuelle Informationsquelle der kubanischen Bevölkerung. Ihre erste Ausgabe erschien am 4. Oktober 1965, einen Tag nach Gründung der Kommunistischen Partei Kubas (Partido Comunista de Cuba, PCC). Deren Zentralkomitee hatte sich am Gründungstag im Theater Charles Chaplin, das heute den Namen Karl Marx trägt, vorgestellt und die Granma als sein offizielles Organ aus der Taufe gehoben.
»In der Geschichte unseres Landes beginnt jetzt eine völlig neue Epoche«, hatte der am 25. November 2016 verstorbene Revolutionsführer Fidel Castro auf der Veranstaltung angekündigt. So wie sich die von Castro geleitete »Bewegung des 26. Juli« und die Sozialistische Volkspartei, wie sich die KP Kubas seit 1944 genannt hatte, vereinigten, so wurden auch ihre Presseorgane Revolución und Hoy zusammengeführt. Seinen Namen erhielt das offizielle Organ des Zentralkomitees der PCC nach der Motoryacht »Granma«. Auf diesem legendären Boot waren 82 Guerilleros am 25. November 1956 von ihrem mexikanischen Exil aus nach Kuba aufgebrochen, um den von Washington gestützten Diktator Fulgencio Batista zu stürzen.
Seit mehr als 50 Jahren berichtet die Tageszeitung Granma von Montags bis Sonnabends auf jeweils acht Seiten über wichtige Ereignisse des Landes und der internationalen Politik, enthält aber auch Beiträge aus den Bereichen Sport, Wissenschaft und Kultur, das Wetter sowie das tägliche Fernsehprogramm. Freitags wird der Umfang auf 16 Seiten erhöht, von denen zwei einem im Jahr 2008 eingerichteten Forum der Leser vorbehalten sind, in dem es oft heftig zur Sache geht. Behördenschlampereien, Regelverstöße, Verbraucherbeschwerden und andere Missstände werden dort öffentlich angeprangert, die kritisierten Institutionen und Geschäfte von der Redaktion zur Stellungnahme aufgefordert. Die Rubrik gehört zu den meistgelesenen Spalten der Granma. Der offizielle Verkaufspreis von 20 Centavos (weniger als ein Euro-Cent) wird stark subventioniert und trotz der täglichen Auflage von rund 500.000 Exemplaren kann die Nachfrage so gut wie nie gedeckt werden. In den Straßen sieht man deshalb häufig ältere Leute, die die Zeitung für einen Peso anbieten und sich so ihre Rente aufbessern.
Neben der größten Tageszeitung des Landes gibt die Redaktion eine weitere Publikation mit dem Namen Granma Internacional heraus, die wöchentlich in Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch und Portugiesisch sowie monatlich in deutscher Sprache erscheint. Diese enthält ausgewählte Beiträge der Tagesausgaben, wichtige Reden von Führungsmitgliedern aus Partei und Regierung im Wortlaut sowie Hintergrundberichte über unterschiedlichste Themen aus Kuba und Lateinamerika. Dabei können die Leser von Granma Internacional mit authentischen Informationen rechnen. Anhand der Originaldokumente lassen sich auch Manipulationsversuche der hiesigen Mainstreammedien besser erkennen und entlarven. Für Kuba-Interessierte ist die 16seitige deutsche Ausgabe deshalb immer eine wertvolle Quelle. Während die Inhalte weitgehend positiv beurteilt werden, gibt es allerdings seit Jahren Kritik an deren fehlender Aktualität. Ursache dafür ist die unangemessen lange Transportdauer. Oft dauert es vier bis sechs Wochen, bis Granma Internacional beim Leser eintrifft.
Doch dieses Problem gehört bald der Vergangenheit an. Ab Januar 2017 erfolgt der Druck in Berlin, den Vertrieb übernimmt der Verlag 8. Mai, in dem auch die junge Welt erscheint. Von dieser Umstellung profitieren in erster Linie die Leser, die ihre authentischen Informationen dann bereits fünf Tage nach dem Redaktionsschluss in Havanna in den Händen halten. Nach minimaler Preiserhöhung kostet das Jahresabo vom 1. Januar 2017 an 18 Euro für zwölf Ausgaben.
Die Veränderungen der kubanischen Medien und speziell der Granma sind auch ein Thema auf der XXII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz der jungen Welt am 14. Januar 2017 in Berlin. Als Referentin hat die stellvertretende Direktorin und Redaktionsleiterin von Granma Internacional, Arlín Alberty Loforte, ihre Teilnahme zugesagt. Die Journalistin ist als Vertreterin der Provinz Guantánamo zugleich eine der jüngsten Abgeordneten in der kubanischen Nationalversammlung, dem Parlament der sozialistischen Inselrepublik.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
Junge Welt, 15.12.2016