Der Westen und der Tod Fidel Castros.
Die Reaktion westlicher Medien und Politiker auf die beeindruckenden Trauerfeiern für Fidel Castro in Kuba offenbart die Hilflosigkeit seiner Gegner. Den um die Welt gehenden Bildern, die eindrucksvoll dokumentieren, dass Millionen Kubaner nicht nur um ihren Comandante en Jefe trauern, sondern auch versprechen, sein Werk fortzusetzen, konnte die Manipulations- und Verleumdungsmaschinerie wenig entgegensetzen. Fortschrittliche Menschen überall auf der Erde, Präsidenten und Regierungen würdigten die Verdienste des Revolutionsführers, selbst Konservative nannten ihn eine der bedeutendsten Persönlichkeiten unserer Epoche und erwiesen ihm die letzte Ehre.
Doch es gibt noch die andere Welt der Schäbigkeit. Zum Mob alter Batista-Anhänger und gekaufter Dissidenten, der in Miami das zu erwartende Spektakel liefert, gesellen sich Antikommunisten aller Schattierungen, bei denen allein der Name Fidel Castro einen Pawlowschen Reflex auslöst. Da stehen sich progressiv gebende Kleinbürger, die ihre kritische Distanz zu Kuba wie eine Monstranz vor sich hertragen, Seite an Seite mit ultrarechten Putschbefürwortern. Sie eint die Ablehnung eines realen sozialistischen Systems und Ratlosigkeit angesichts von dessen sozial- und gesundheitspolitischen Errungenschaften.
Der künftige US-Präsident Donald Trump wirkte mit seinen Beschimpfungen erneut so, als litte er unter einem Tic. Die Administration seines Vorgängers hat aber zu verantworten, dass Washingtons Botschaft die einzige Auslandsvertretung in Havanna war, die ihre Landesfahne während der neuntägigen Staatstrauer nicht auf Halbmast setzte. Auch die Bundesregierung verweigerte dem Volk Kubas durch Verzicht auf Kondolenz ihren Respekt. Zugute halten kann man ihr allerdings, dass sie Kuba und seinen Trauergästen die Anwesenheit des Berufsantikommunisten Joachim Gauck erspart hat.
Die meisten der hiesigen Medien machten ihrem schlechten Ruf alle Ehre und verfuhren nach der von Joseph Goebbels empfohlenen Methode: »Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben.« Zeitungen und Fernsehsender, die Trump, für den weniger als 18 Prozent der Wahlberechtigten gestimmt haben, als legitimen Repräsentanten betrachten, versuchen Fidel Castro posthum als »Diktator« zu delegitimieren. Das ist wegen der Bilder von der Anteilnahme der Bevölkerung Kubas nicht besonders überzeugend, also wird wieder einmal eine verstaubte Legende hervorgeholt. Fidel Castro habe, wärmen zahlreiche Kommentatoren eine uralte, längst wiederlegte Proagandabehauptung aus den Kalten Krieg auf, während der Raketenkrise im Jahr 1962 die Sowjetunion zum atomaren Erstschlag gegen die USA gedrängt.
Die ständige Wiederholung alter und neuer Lügen ist kein Zeichen von Stärke, sondern demnstriert die Ohnmacht angesichts von Fidel Castros Lebensleistung. Auch in der Schlacht um das Urteil der Geschichte blieb Kobas Comandante en Jefe unbesiegt.
Veröffentlichung |
Volker Hermsdorf
Junge Welt, 05.12.2016