»Jetzt ist es an uns!«

Aus den Reden von Rafael Correa, Daniel Ortega, Nicolás Maduro und Raúl Castro am 29. November 2016 auf der Plaza de la Revolución in Havanna.

Zitate: Aus den Reden

Jacob Zuma, Präsident Südafrikas:


Der Tod des Genossen Fidel ist ein schmerzhafter Verlust für das Volk von Südafrika. Er stand solidarisch auf unserer Seite und unterstützte den Kampf und die internationale Kampagne zur Isolierung des Apartheidregimes. Wir wussten, dass wir auf Kuba vertrauen konnten, einen Freund und Verbündeten der Unterdrückten. Die besondere, tiefgreifende und unerschütterliche Beziehung zwischen Kuba und Südafrika gründet sich auf dem Blut der heldenhaften kubanischen Soldaten, die für ihre antiimperialistische Überzeugung das größte Opfer brachten.

Hage Geingrob, Präsident Namibias:


Durch sein revolutionäres und selbstloses Herz war Castros einziges Interesse die Befreiung des Volkes von Namibia, und er widmete sehr viele Ressourcen dafür, die Unabhängigkeit und Freiheit Namibias zu erlangen. Die Kubaner kamen nicht, um nach Gold oder Diamanten zu suchen, sie nahmen nur die sterblichen Reste ihrer gefallenen Genossen mit.

Alexis Tsipras, Ministerpräsident Griechenlands:


Es ist eine große Ehre, in diesem historischen Augenblick als Vertreter des griechischen Volkes hier teilzunehmen. Das griechische Volk lebt in einem von euch sehr weit entfernten Winkel des Planeten, doch es ist den Werten und Idealen sehr nahe, für die ihr gekämpft habt und kämpft. Ebenso wie das kubanische Volk in den kritischen Augenblicken seiner Geschichte zögerte auch das griechische Volk nicht, sich zu erheben und gegen mächtige Gegner für seine Freiheit und Unabhängigkeit, für seine Würde und seine Rechte zu kämpfen.

Li Yuanchao, Vizepräsident der VR China:


Fidel widmete sein ganzes Leben dem großartigen Unterfangen des Kampfes des Volkes für seine nationale Emanzipation, die Rettung seiner Souveränität und den Aufbau des Sozialismus. Der Genosse Fidel ist ein Koloss unserer Ära. Die Geschichte und die Völker werden ihn ewig in Erinnerung behalten.

Nguyen Thi Kim Ngan, Präsidentin der Nationalversammlung Vietnams:


Die internationalen kommunistischen und revolutionären Bewegungen haben einen standfesten, ehrlichen und erfahrenen Anführer verloren. Die Kommunistische Partei, der Staat und das Volk Vietnams haben einen geschätzten Genossen und einen Kampfesbruder verloren. Wir Vietnamesen werden jenen unsterblichen Satz für immer im Herzen tragen, den der Genosse Fidel uns gewidmet hat: Für Vietnam ist Kuba bereit, bis hin zum eigenen Blut alles zu geben.

Rafael Correa, Präsident Ecuadors


Völker unseres Amerikas und der Welt, Fidel ist gestorben. Er starb unbesiegt, nur der unaufhaltsame Marsch der Jahre konnte ihn niederringen.

Fidel lebt weiter in den Gesichtern der Kinder, die zur Schule gehen, in denen der Kranken, die ihr Leben retten, in denen der Arbeiter, die die Früchte ihrer Arbeit ernten. Sein Kampf geht weiter in den Anstrengungen jedes jungen Idealisten, der sich daranmacht, die Welt zu verändern.

Auf dem am meisten ungleichen Kontinent des Planeten hast du uns das einzige Land hinterlassen, in dem es keine unterernährten Kinder gibt, in dem die höchste Lebenserwartung herrscht, in dem 100 Prozent zur Schule gehen und kein Kind auf der Straße lebt.

Es ist reine Verlogenheit, über Erfolg oder Scheitern des kubanischen Wirtschaftsmodells zu diskutieren, ohne von der mehr als 50 Jahre dauernden verbrecherischen Blockade zu sprechen. Angesichts einer solchen Blockade würde jedes kapitalistische Land in Lateinamerika in wenigen Monaten zusammenbrechen.

Um sein politisches System zu bewerten, muss man verstehen, dass Kuba einen ständigen Krieg erlebt hat. Seit den Anfängen der Revolution gibt es in Miami ein Nordkuba, das ständig das freie, würdige, souveräne Südkuba belauert. Sie haben Kuba nicht überfallen, weil sie wussten, dass es ihnen nicht gelingen würde, ein ganzes Volk zu besiegen.

Kuba wird voranschreiten durch seine revolutionären Prinzipien, durch seine außerordentlichen menschlichen Talente, aber auch, weil der Widerstand Bestandteil seiner Kultur ist, und mit dem Beispiel Fidels wird das kubanische Volk niemals erlauben, dass sein Land wieder zur Kolonie eines Imperiums wird.

Danke, Fidel! Die Mehrheit liebte dich leidenschaftlich, eine Minderheit hasste dich, aber niemand konnte dich ignorieren. Manche Kämpfer werden im Alter von ihren härtesten Widersachern akzeptiert, weil sie nicht mehr gefährlich sind. Du aber hattest nicht einmal diese Ruhe, denn bis zuletzt gab es kein Prinzip, das dein klares Wort und dein leuchtender Geist nicht verteidigten, keine Wahrheit, die nicht ausgesprochen wurde, kein Verbrechen, das nicht angeprangert wurde.

Daniel Ortega, Präsident Nicaraguas


Nach Kuba kam Nicaragua, und es waren Fidel und Raúl und das Volk, die am 19. Juli 1979 siegreich in Managua einzogen. Das war die letzte siegreiche Revolution des 20. Jahrhunderts.

Später folgte die Auflösung der Sowjetunion, der großzügigen, edlen, solidarischen Sowjetunion, die ein Punkt des Ausgleichs auf unserem Planeten gegen die expansionistischen Bestrebungen des Imperialismus war. Es kam die Besondere Periode, und ich erinnere mich, dass Fidel mich 1991 nach Santiago eingeladen hat, als sie schon daran arbeiteten, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Aber bei all diesen Maßnahmen gab es keinen Schritt zurück, keine Zugeständnisse, gab es das Wort Aufgeben nicht. Es ging darum, dieses schöne, solidarische, sozialistische Projekt zu bekräftigen, zu stärken, kreativer zu sein und voranzuschreiten.

Nicolás Maduro, Präsident Venezuelas


Nachdem Fidel nun gegangen bist, kann ich die Worte verstehen, die Fidel am 13. August 2015, an seinem 89. Geburtstag, zu Evo und mir gesagt hat. Während eines langen Gesprächs schaute er uns mit seinem Adlerblick in die Augen und sagte: »Maduro, Evo, ich begleite euch, bis ich 90 Jahre alt bin.« Überrascht – denn Fidel erfüllte immer, was er sagte – antwortete ich ihm: »Nein, Comandante, Sie dürfen uns nicht verlassen.« Er sah mich mit seinem mitfühlenden Blick an, wie ein Vater einen Sohn betrachtet, und er sagte mir: »Ich habe getan, was ich tun musste. Jetzt ist es an euch, Evo, Maduro.« Klar und unmissverständlich. Jetzt ist es an uns. So ist es, Fidel! Er hat seine Mission auf dieser Erde übererfüllt, er hat sie weit über die größten Erwartungen hinaus erfüllt. Kaum ein Leben war je so vollkommen, so leuchtend. Er geht unbesiegt, oder, wir ihr es sagt: Er geht nicht, er bleibt unbesiegt zwischen uns, vollkommen freigesprochen von der großen Geschichte des Heimatlandes!

Ich möchte in dieser Stunde auf einen Satz von Victor Hugo zurückgreifen, auf den sich unser oberster Comandante Hugo Chávez Frías so oft bezogen hat: »Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.« Tatsächlich und wahrhaftig verkörperte Fidel eine unbesiegbare Idee, deren Zeit gekommen war und deren Zeit sich von Generation zu Generation im großen Heimatland und in der ganzen Menschheit fortsetzte.

Ohne die Unterstützung und Solidarität der Kubanischen Revolution, ohne ihr Beispiel des Kampfes und ihre enorme Fähigkeit zur Solidarität auf allen Gebieten in den schwersten Momenten des Putsches im Jahr 2002, der Erdölsabotage und des Wirtschaftskrieges 2003, der Interventionsversuche der Regierung von George W. Bush, der Mordversuche gegen den Comandante Chávez wäre der Weg um einiges schwerer gewesen, wäre der Fortschritt unserer jungen Revolution langsamer gewesen.

Fidel wusste auch, dass er Teil einer Welt voller poetischer Weissagungen war. Es ist deshalb überhaupt nicht merkwürdig, dass das Datum seines Fortgehens genau mit dem Tag zusammenfällt, an dem vor 60 Jahren, am 25. November 1956, die Yacht »Granma« vom Hafen Tuxpan in Mexiko aus in See stach. Auf ihr fuhren Fidel, Raúl, Che und Camilo, und ich glaube heute, dass wir alle in ihren Träumen mit ihnen reisten. Dort stand Fidel auf der Kommandobrücke dieser Befreiungsexpedition, die den Kurs der Geschichte Kubas, des großen Heimatlandes, und der Menschheit verändert hat.

Raúl, es gilt, nach Tuxpan zurückzukehren und noch einmal an Bord der »Granma« aufzubrechen – immer, wenn die Umstände es erfordern, wenn neue Herausforderungen und neue Schlachten für das Leben unserer Völker es verlangen. Fidel ist einmal mehr an Bord der »Granma« gegangen, und er wird auf allen Wegen zurückkehren, verwandelt in Millionen Männer und Frauen der Zukunft dieser Kubanischen Revolution.

Raúl Castro, Präsident Kubas


Fidel widmete sein Leben der Solidarität und stand an der Spitze einer sozialistischen Revolution der bescheidenen Menschen für die bescheidenen Menschen, die zu einem Symbol des Kampfes gegen Kolonialismus, Apartheid und Imperialismus, für die Emanzipation und die Würde der Völker geworden ist.

Seine lebendigen Worte erschallen heute wieder auf diesem Platz wie damals bei der Bauernkundgebung am 26. Juli 1959 zur Unterstützung der Bodenreform, mit der der Rubikon überschritten wurde und die Revolution von ihren Gegnern zum Tode verurteilt wurde. Hier bekräftigte Fidel, dass die Bodenreform durchgeführt werden würde, und so haben wir es getan. Heute, 57 Jahre danach, ehren wir den, der sie entworfen und angeführt hat.

Mit ihm wurde Kuba hier im Dezember 1961 zu einem vom Analphabetismus befreiten Territorium erklärt. Das war der Abschluss der Alphabetisierungskampagne, deren Protagonisten mehr als 250.000 Lehrer und Studenten waren und die auch nicht aufgehalten wurde, als im selben Jahr Veteranen der Rebellenarmee und der gerade entstehenden Nationalen Revolutionären Milizen in Playa Girón die Söldner bekämpften und sich in den Gebirgsregionen den aus dem Ausland eingeschleusten bewaffneten Banden entgegenstellten, die neben vielen anderen Schandtaten zehn junge Alphabetisatoren ermordeten.

Es wurde in Girón gesiegt, und gleichzeitig wurde die Alphabetisierung des ganzen Landes erfüllt, damit, wie Fidel damals sagte, die Jugend die Zukunft in ihren Händen hält.

Tief bewegt, hörten wir hier auf dieser Plaza den Comandante en Jefe bei der feierlichen Zeremonie zu Ehren des unvergessenen Comandante Che Guevara. Erschrocken und empört, nahmen wir teil an der schmerzvollen Verabschiedung der 73 Personen, die bei dem Anschlag auf das Flugzeug der Cubana de Aviación in Barbados durch den Staatsterrorismus ermordet worden waren. Bei dieser Gelegenheit wiederholen wir mit ihm: Wenn ein energisches und standhaftes Volk weint, erzittert das Unrecht.

Diese Plaza ist der Platz wichtiger Maidemonstrationen in der Hauptstadt: 1996 gegen die Blockade und das Helms-Burton-Gesetz, das noch immer in Kraft ist; 1999 die riesige Parade und 2000 die offene Tribüne der Jugendlichen, Studenten und Arbeiter, auf der Fidel sein Konzept der Revolution vorstellte, das in diesen Tagen Millionen Kubaner durch ihre Unterschrift zu dem ihren machen.

Lieber Fidel,

am Denkmal für José Martí, dem Nationalhelden und intellektuellen Autor des Angriffs auf die Moncada-Kaserne, an dem wir uns mehr als ein halbes Jahrhundert lang in Momenten außerordentlichen Schmerzes und zu Ehren unserer Märtyrer sowie zur Proklamation unserer Ideale, zu Ehren unserer Symbole und zur Befragung des Volkes über wegweisende Entscheidungen versammelt haben, genau hier, wo wir unserer Siege gedenken, sagen wir dir gemeinsam mit unserem selbstlosen, kämpferischen und heldenhaften Volk: ¡Hasta la victoria siempre!

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Übersetzung: André Scheer
Junge Welt, 01.12.2016