Ein Freund und Genosse

Trauer um Fidel Castro: In Afrika wird vor allem an die Solidarität Kubas erinnert.

Nach Lateinamerika ist Afrika wohl der Kontinent, auf dem der Tod des langjährigen kubanischen Präsidenten Fidel Castro die meisten Reaktionen ausgelöst hat. Die Dankbarkeit für Kubas Engagement gegen Kolonialismus, Apartheid und Rassismus ist hier bis heute weit verbreitet. Fidel seinerseits hatte Afrika immer als »Heimat aller Kubaner« bezeichnet. Bereits 1963 hatte er auf Bitte des damaligen algerischen Präsidenten Ahmed Ben Bella 22 Panzer und mehrere hundert Soldaten in den Norden des Kontinents geschickt, um Algerien bei der Abwehr einer von den USA unterstützten Offensive Marokkos zu unterstützen. Später halfen Ärzte, Pädagogen, Techniker, Soldaten und zivile Fachkräfte in vielen anderen Ländern Afrikas. Deshalb gelten Kuba und Fidel Castro dort als treue Freunde und zuverlässige Verbündete im Kampf gegen Kolonialherrschaft und Rassismus. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs kündigten deshalb in ihren Kondolenzschreiben die Teilnahme an der Beisetzungszeremonie am kommenden Wochenende in Santiago de Cuba an. In mehreren Ländern wurde mehrtägige Staatstrauer ausgerufen, so in der 1976 von der Befreiungsfront Polisario errichteten Demokratischen Arabischen Republik Sahara. Deren Widerstand gegen die marokkanische Besatzung wird von Kuba seit Jahrzehnten aktiv unterstützt.

Algeriens Präsident Abdelasis Bouteflika würdigte Fidel zunächst staatsmännisch als »Verteidiger von Frieden, Respekt und nationaler Souveränität«, fügte dann aber hinzu: »Persönlich habe ich jemanden verloren, der mehr als 50 Jahre mein Freund und Genosse war.« In Angolas Hauptstadt Luanda drückten zahlreiche Menschen ihre Trauer über den Tod des als »Sohn Afrikas« verehrten Comandante aus. Viele weinten und legten vor Fotos des Verstorbenen Blumen nieder. Angolas Präsident José Eduardo dos Santos erinnerte an die Rolle Kubas beim Kampf seines Landes gegen die von den USA und anderen westlichen Ländern unterstützte Aggression des südafrikanischen Apartheidregimes: »Fidel Castro hat unsere Souveränität und territoriale Integrität verteidigt.« Auch der südafrikanische Präsident Jacob Zuma würdigte Castros niemals schwankende Position an der Seite der Völker. Südafrika werde »die Solidarität und Unterstützung Kubas in der Etappe des Kampfes gegen die Apartheid niemals vergessen«.

Kubas Revolutionäre Streitkräfte hatten ab 1975 mit Tausenden Freiwilligen und Militärgerät auf seiten der Befreiungsbewegung MPLA in Angola interveniert, als das Rassistenregime in Pretoria mit militärischer Gewalt versuchte, die Unabhängigkeit zu verhindern. 1988 bereiteten die kubanischen Truppen zusammen mit den Kämpfern der MPLA und der SWAPO, der Befreiungsbewegung des von Südafrika besetzten Namibia, den Rassisten eine vernichtende Niederlage. Die Schlacht bei Cuito Cuanavale gilt deshalb heute als die »afrikanische Schweinebucht« – in Anspielung auf den Sieg Kubas gegen die US-Intervention 1961 in Playa Girón.

Für den zuvor 27 Jahre lang vom südafrikanischen Rassistenregime inhaftierten Freiheitskämpfer Nelson Mandela war es 1991 selbstverständlich, dass seine erste Reise nach Lateinamerika Kuba zum Ziel hatte. Mit Fidel verband ihn bis zu seinem Tod 2013 eine enge Freundschaft. Sam Nujoma, der als Präsident der SWAPO den Befreiungskampf Namibias gegen die südafrikanische Besatzung geführt hatte und nach der Unabhängigkeit bis 2005 an der Spitze des Staates stand, würdigte Fidel am Montag in der Hauptstadt Windhoek: »Die Ideen des Anführers der Kubanischen Revolution werden fortbestehen.« Erst vor wenigen Wochen sei er bei einem Besuch in Havanna noch einmal mit dem Comandante zusammengetroffen, sagte er, als er sich in der kubanischen Botschaft in das ausliegende Kondolenzbuch eintrug.

Die südafrikanische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Simamkele Dlakavu drückte die Gefühle vieler Menschen aus, als sie an Fidel gerichtet schrieb: »Wir werden Dir immer für Deine Rolle im Kampf für die Entkolonialisierung Afrikas dankbar sein und dafür, dass du Assata Shakur Asyl gewährt hast.« Kuba hatte der in den USA als »Terroristin« verfolgten schwarzen Bürgerrechtsaktivistin und Revolutionärin nach ihrer Flucht aus dem Gefängnis 1984 politisches Asyl gewährt

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
Junge Welt, 29.11.2016