»¡Viva Fidel! ¡Viva la revolución!«

Gracias Fidel

»Danke, Fidel!« – Blumen am Zaun der kubanischen Botschaft in Berlin
Foto: Bjoern Kietzmann



Die Welt nimmt Abschied vom langjährigen kubanischen Präsidenten. Die Bundesregierung schweigt.


Wer war Fidel Castro? Diese Frage lässt sich in diesen Tagen leicht beantworten. Es reicht, sich anzuschauen, wer um den langjährigen kubanischen Präsidenten trauert und wer seinen Tod bejubelt.






Auf den Straßen von Miami feierten die Angehörigen der dort ungehindert agierenden antikommunistischen Terrorbanden, und der designierte US-Präsident Donald Trump, der eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen und die unter Barack Obama eingeführte Krankenversicherung wieder abschaffen will, kommentierte: »Fidel Castros Vermächtnis ist eines von Schießkommandos, Diebstahl, unvorstellbarem Leid, Armut und der Verweigerung fundamentaler Menschenrechte.« Dagegen nimmt sich sogar das diplomatische Statement Obamas staatsmännisch aus: »Heute sprechen wir Fidel Castros Familie unser Beileid aus, und unsere Gedanken und unsere Gebete gelten dem kubanischen Volk.« Die Kommunistische Partei der USA erinnerte dagegen an die Leistungen der Kubanischen Revolution wie die Beseitigung von Analphabetismus, das weltweit beispielhafte Gesundheitssystem und die internationale Solidarität des Landes. »Die unerbittliche Kampagne des US-Imperialismus gegen die Führung des Genossen Fidel und gegen Kubas Souveränität scheiterte am Heldentum des kubanischen Volkes und seiner Kommunistischen Partei.«

In Schweigen hüllte sich die deutsche Bundesregierung. Auf der Homepage des Auswärtigen Amtes fanden sich am Sonntag Statements zu einem Zugunglück im Iran und zu Waldbränden in Israel, aber kein Kondolenzschreiben an das kubanische Volk. Der Versuch einer telefonischen Nachfrage blieb erfolglos, das Pressereferat der deutschen Diplomaten ist nur werktags erreichbar. So blieb es der Kuba-Solidaritätsbewegung in der Bundesrepublik überlassen, der Trauer um Fidel Ausdruck zu verleihen. Rund 100 Menschen versammelten sich am Samstagabend an der kubanischen Botschaft in Berlin und legten Blumen nieder. Kubas Botschafter René Mujica dankte den Trauernden und versicherte, dass sein Land das Werk des Comandante weiterführen werde: »Die beste Ehrung, die wir Fidel erweisen können, ist, die Arbeit fortzusetzen!« Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Gehrcke (Linke) äußerte mit tränenerstickter Stimme: »Wir sagen immer so leicht, dass niemand unersetzbar ist, aber ich kann mir eine fortschrittliche Bewegung ohne Fidel überhaupt nicht vorstellen.« Seine Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch teilten in einem gemeinsamen Statement mit: »Fidel hatte die Vision eines Kuba, das ökonomisch unabhängig und sich rasch nach eigenen Maßstäben und Bedürfnissen entwickeln kann. Viele dieser Pläne konnten nicht eingelöst werden. (…) Gemeinsam mit den Menschen in Kuba, Lateinamerika und überall dort, wo die kubanische Befreiungsbewegung einen emotionalen Wert besitzt, gedenken wir nicht unkritisch der großen Leistung dieses Revolutionärs.« Der DKP-Vorsitzende Patrik Köbele erklärte: »Die Kubanische Revolution hat dank Fidel und der Kommunistischen Partei Kubas eine gesellschaftliche Gleichheit hergestellt, wie sie nur im Sozialismus möglich ist. Das ist der Platz dieser Revolution und Fidel Castros in der Geschichte des 20. Jahrhunderts.«

Russlands Präsident Wladimir Putin schrieb an Kubas Präsidenten Raúl Castro: »Ich drücke Ihnen und dem Volk von Kuba mein tiefstes Beileid zum Tod des Revolutionsführers und Ihres Bruders Fidel Castro aus. Der Name dieses hervorragenden Politikers gilt zu Recht als Symbol einer Epoche in der jüngsten Zeitgeschichte. Das von ihm und seinen Mitstreitern aufgebaute freie und unabhängige Kuba ist zu einem einflußreichen Mitglied der internationalen Gesellschaft geworden, das viele Länder und Völker begeistert.«

Chinas Staatschef Xi Jinping würdigte Fidel als »großen Anführer des kubanischen Volkes«, der sein Leben dem Kampf um die nationale Souveränität, der Verteidigung der Souveränität Kubas und dem Aufbau des Sozialismus gewidmet habe. »Castro hat dem kubanischen Volk und der weltweiten Entwicklung des Sozialismus einen unsterblichen historischen Dienst erwiesen.«

Vor allem in Lateinamerika äußerten sich führende Politiker voller Trauer. »Comandante Fidel, Mission erfüllt!«, schrieb Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. »Nun ist es an uns und vor allem an der Jugend, das Beispiel Fidels zu entdecken und wiederzuentdecken; das Beispiel eines ewig jungen, ewig träumenden ewigen Rebellen, der sich keine Minute der Ruhe gönnte.« Venezuela habe sich »an der Hand von Fidel und Chávez« wieder auf den richtigen Weg gemacht, »und von diesem Weg werden wir niemals wieder abkommen«. El Salvadors Präsident Salvador Sánchez Cerén, der selbst als Comandante der Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN) in der Guerilla gekämpft hatte, bekundete: »Fidel wird für immer im Herzen unserer solidarischen Völker leben, die für Gerechtigkeit, Würde und Brüderlichkeit kämpfen.« Brasiliens früherer Präsident Lula da Silva schrieb: »Für die Völker unseres Kontinents und die Arbeiter der armen Länder, insbesondere für Männer und Frauen meiner Generation, war Fidel stets eine Stimme des Kampfes und der Hoffnung.«

In Kolumbien erinnerten Regierung und FARC-Guerilla an die Unterstützung Kubas für den Friedensprozess. Fidel Castro habe eingesehen, dass der bewaffnete Kampf nicht der richtige Weg sei, erklärte Staatschef Juan Manuel Santos. »Damit hat er dazu beigetragen, den Konflikt in Kolumbien zu beenden.« Der oberste Comandante der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), Timoleón Jiménez, würdigte Fidel als eine Persönlichkeit, die »wie kein anderer Mensch in der Geschichte in dieser Weise für die Interessen der Menschheit gekämpft« habe. »Bis zu den letzten Augenblicken seines Lebens warnte Fidel leidenschaftlich vor den Gefahren, die uns allen aufgrund der Gefräßigkeit des Großkapitals drohen.« Er beendete sein Statement mit dem Ausruf: »¡Viva Fidel! ¡Viva la revolución!«

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

André Scheer
Junge Welt, 28.11.2016