Delegation informiert über den Kampf kubanischer Ärzte und Pfleger gegen Ebola in Westafrika. Ein Gespräch mit Graciliano Díaz Bartolo.
Wir wollen in Deutschland in einen Austausch mit der Bevölkerung kommen, um sie zu informieren, wie sich unsere Arbeit zur Bekämpfung der gefährlichen Ebola-Epidemie in Westafrika entwickelt. Wichtig ist, die gesamte Menschheit vor diesem Virus zu schützen, weil es so aggressiv ist. Zum ersten Mal ist die Krankheit 1976 in der heutigen Demokratischen Republik Kongo, damals Zaire, aufgetreten, ebenso wie im Sudan, und wurde deshalb nach deren gemeinsamem Grenzfluss Ebola benannt. Der neuerliche, größte jemals dokumentierte Ausbruch der Epidemie in Westafrika 2014 ist vermutlich von einer infizierten Fledermaus ausgelöst worden.
Wie schnell kann Ebola zum Tod führen?
Das hängt sowohl davon ab, wie die Infektion behandelt wird, sowie von den Lebensumständen einer Person. Der Tod kann bereits nach 48 oder 72 Stunden eintreten. Bei meinem fast dreijährigen Aufenthalt in Guinea, Liberia und Sierra Leone habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Krankheit so gefährlich ist, weil es an Bildung mangelt. Wenn Menschen nicht wissen, wie leicht übertragbar sie ist, gehen sie leichtfertig damit um. Durch religiöse Riten, etwa die Totenwaschung, können sich verwandte anstecken. Der durch Armut bedingte Mangel an Hygiene kann sich ebenso negativ auswirken.
Wie verläuft die Krankheit?
Die Krankheit wird durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Die Inkubationszeit beträgt zwischen zwei und 21 Tagen. Infizierte Menschen werden von starken Kopfschmerzen und Unwohlsein befallen. Erbrechen, Schlappheit und Durchfall folgen. Blut findet sich in Spucke oder in Ausscheidungen. Nur wenige Stunden dauert es, bis der Kranke dehydriert und zunehmend verfällt.
Ist die Gefahr der Ansteckung auch für den behandelnden Arzt groß?
Trotz Außentemperaturen von durchschnittliche 40 Grad Celsius, die bis 52 Grad ansteigen können, tragen wir, wenn wir die Krankheit behandeln, einen speziellen Schutzanzug samt Brille. Wie wichtig das ist, hatten wir im Hermanos Ameijeiras Hospital in Havanna gelernt – theoretisch. Die Umsetzung bei der Hitze in Afrika ist riskant. Wir können jeweils nur eineinhalb Stunden bei den Patienten bleiben. Trotz des relativ kurzen Zeitraums wird das Personal manchmal ohnmächtig – vor allem, wenn wir länger bleiben müssen. Der gefährlichste Moment ist das Ausziehen der infizierten Schutzkleidung nach der Behandlung – ohne mit der äußeren Hülle in Berührung zu kommen. Wir müssen das allein machen, um nicht weitere Personen zu gefährden.
Wieso haben Sie sich entschieden diese Hilfe zu leisten?
Nach der Bitte des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon und der Vorsitzenden der Weltgesundheitsorganisation Margaret Chan, gab es in Kuba einen Aufruf, die Westafrikaner beim Umgang mit der gefährlichen Krankheit zu unterstützen. Tausende meldeten sich, freiwillig in diese Länder zu gehen, darunter viele Frauen. Weil jedoch nicht bekannt ist, inwiefern deren spätere Fortpflanzung beeinträchtigt werden könnte, hat die kubanische Regierung entschieden, nur Männer zu schicken. Für kubanische Ärzte und Krankenpfleger ist klar: Wir haben bei unserer Revolution internationale Unterstützung bekommen. Diese historischen »Schulden« wollen wir abtragen und etwas zurückgeben.
Veranstaltungsreihe »Kubas Sieg gegen Ebola«
Veröffentlichung |
Interview: Gitta Düpertal
Junge Welt, 24.09.2016