Playa Girón erinnert an den 55. Jahrestag der Invasion in der Schweinebucht. Doch sonst ist es ein normales, kleines Dorf in Kuba.
Che Guevara grüßt von einer Tafel
Foto: Claudia Schröppel
Playa Girón ist eine kleine Ortschaft an der Südküste Kubas. Auch wenn inzwischen manche der rund 2.000 Einwohner Geld mit der Vermietung von Zimmern an Touristen verdienen, hat sie sich ihren ländlichen Charakter bisher bewahrt. Landwirtschaft und das Arbeiten im nahen Nationalpark bestimmen den Alltag der Menschen. Auf den Straßen muss man sich mehr vor frei herumlaufenden Hühnern und gelegentlichen Pferdekarren in acht nehmen als vor den wenigen Autos und Bussen. Der Strand lädt zum Baden ein, und an einer kleinen Bar kann man sich frisch von der Palme geholte Kokosnüsse servieren lassen.
Playa Girón wäre ein hübscher, aber vermutlich kaum beachteter Ort, wenn er nicht für die erste große Niederlage des US-Imperialismus in Lateinamerika stehen würde. Am 17. April 1961 landeten hier, am Eingang der Schweinebucht (Bahía de Cochinos), rund 1.500 von den USA ausgebildete und finanzierte Söldner. Sie sollten in dem damals vom Festland aus nur schwer zugänglichen Sumpfgelände einen Brückenkopf errichten. Von hier aus sollte die einige Wochen zuvor von der CIA ausgebildete »Exilregierung« die USA und die Organisation Amerikanischer Staaten um militärische Unterstützung gegen das »Castro-Regime« bitten. Das Unternehmen scheiterte, denn die revolutionären kubanischen Milizen schlugen die Invasoren in weniger als 72 Stunden zurück.
Die Erinnerung daran ist auch 55 Jahre später noch lebendig. Ältere Einwohner erinnern sich, wie abgeschnitten ihre Gegend damals war. Sie schufteten für wenige Großgrundbesitzer. Um zum Arzt zu kommen, mussten sie mehrere Tagesreisen auf sich nehmen. Lesen konnten die wenigsten. Sie wissen, was sich durch die Revolution für sie verändert hat.
Das kleine Museum, das in Playa Girón an die damaligen Ereignisse erinnert, wurde pünktlich zum Jahrestag gründlich renoviert. In Gaststätten und Lebensmittelgeschäften hängen Plakate mit dem Bild Fidel Castros, die daran erinnern, dass der Triumph 1961 ein »Sieg des Sozialismus« war – nur Stunden vor Beginn der Invasion hatte der Comandante en Jefe den sozialistischen Charakter der Revolution proklamiert, die 1959 den Diktator Fulgencio Batista davongejagt hatte. Große Plakatwände weisen darauf hin, was an der jeweiligen Stelle vor mehr als einem halben Jahrhundert geschah: »Bis hierher kamen die Söldner« oder »Hier hatte Fidel Castro seine Kommandozentrale«. Weniger auffällig sind die kleinen Gedenksteine, die kilometerweit entlang der Wichtigsten Fernstraße stehen. Auf ihnen sind die Namen der Milizionäre genannt, die bei der Verteidigung Kubas gefallen sind. Neu ist jedoch, dass vor dem Hotel des Ortes inzwischen auch das Sternenbanner weht. Touristen aus den USA sind aber noch die Ausnahme.
Die erste militärische Niederlage des Imperialismus in Lateinamerika: Gemälde in der Lobby des Hotels Playa Girón
Foto: Claudia Schröppel
Bereit für den 55. Jahrestag: Verkäuferin in einem Lebensmittelgeschäft
Foto: Claudia Schröppel
Hier wäre mal eine Auffrischung fällig: Wandbilder an einem Haus in Playa Girón
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Guarapo: Stets frisch gepresster Zuckerrohrsaft
Foto: Claudia Schröppel
Zwei kubanische Peso kostet ein Glas Guarapo
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Frische Früchte wachsen oft am Straßenrand
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Autos haben in Playa Girón die Pferdekarren noch nicht endgültig verdrängt
Foto: Claudia Schröppel
Gedenktafel an der Zuckerfabrik Australia, die während der Schlacht um die Schweinebucht Sitz des Kommandostabs von Fidel Castro war
Foto: Claudia Schröppel
Veröffentlichung |
André Scheer
Junge Welt, 16.04.2016