Martin Ling über die Rede von Barack Obama an die Kubaner.
Obama wird die Blockade Kubas mangels Kongressmehrheit nicht aufheben können. Und noch 2009 beim Putsch gegen Mel Zelaya in Honduras sorgten die USA dafür, dass nicht das honduranische Volk über seine Zukunft entschied.
Sí se puede: Mit der spanischen Formel für »Yes we can« beschloss Barack Obama seine Rede in Havanna. Eine Rede, die im kubanischen Fernsehen live übertragen wurde und mit der sich der USA-Präsident direkt ans kubanische Volk wendete. Sein erster Satz auf Spanisch war programmatisch: Yo creo en el pueblo cubano (Ich glaube an das kubanische Volk). Und Obama ließ keinen Zweifel daran, was er damit meinte. Er ist davon überzeugt, dass die kubanische Bevölkerung einen demokratischen Wandel zu bewirken vermag, der die Gesellschaft für die Zukunft fit macht, eine Welt in der ein Land ohne den freien Austausch von Ideen nicht wettbewerbsfähig sein wird, so das von Obama verkündete Credo.
Bisher war die Konsequenz für die US-Politik daraus, einen Regimechange in Kuba um jeden Preis erzwingen zu wollen. Die 1960 verhängte totale Blockade Kubas steht dafür beispielhaft. Obama kann man abnehmen, dass er für eine Abkehr der bisherigen Kubapolitik steht, die er einmal mehr als gescheitert bezeichnete. Doch Obama wird die Blockade mangels Mehrheit im Kongress nicht mehr aufheben können. Und noch 2009 beim Putsch gegen Mel Zelaya in Honduras sorgten die USA tatkräftig dafür, dass nicht das honduranische Volk über seine Zukunft entschied. Dass Washington den Kubanern die Wahl überlässt, bleibt trotz Obama zweifelhaft.
Martin Ling
Neues Deutschland, 23.03.2016