Obama in Havanna:

Empfang mit der Hymne der Guerilla.

Die Bilder, die am gestrigen Montag in Havanna zu sehen waren, werden in die Geschichte eingehen. An seinem ersten offiziellen Besuchstag in der kubanischen Hauptstadt legte US-Präsident Barack Obama zunächst einen Kranz am Ehrenmal für Kubas Nationalhelden José Martí nieder, der 1895 im Kampf gegen die spanische Kolonialmacht getötet worden war. Hinter ihm waren die großen Reliefs der Comandantes Che Guevara und Camilo Cienfuegos zu sehen.

Anschließend begab sich Obama in den Palast der Revolution, wo ihn sein kubanischer Amtskollege Raúl Castro erwartete. Offenbar aufgrund des anhaltend schlechten Wetters intonierte eine Militärkapelle im Inneren des geräumigen Gebäudes die kubanische Hymne »La Bayamesa« und das US-amerikanische Gegenstück »The Star-Spangled Banner«. Anschließend schritten die beiden Präsidenten die Ehrenformation ab. Die Kapelle spielte dazu den Revolutionsmarsch der kubanischen Guerilla, die »Hymne des 26. Juli«. Wie kein anderes steht dieses Lied für die Kubanische Revolu­tion und Fidel Castro. »Als der Tyrann das Gefängnis besichtigte, sangen wir in seiner Anwesenheit aus voller Kehle die patriotische Hymne ›Marsch des 26. Juli‹«, schrieb der Revolutionsführer 1953 in einem Brief aus dem Gefängnis, in dem er nach dem gescheiterten Angriff auf die Moncada-Kaserne am 26. Juli des Jahres inhaftiert war.

Nach dem symbolträchtigen Akt und der Begrüßung weiterer Gäste, darunter US-Außenminister John Kerry, zogen sich die Präsidenten zu bilateralen Gesprächen zurück. Am Nachmittag (Ortszeit) wollten sie dann vor die Presse treten. Für den Abend waren zunächst ein Treffen zwischen Wirtschaftsvertretern beider Länder sowie ein offizielles Staatsessen im Revolu­tionspalast vorgesehen.

Am heutigen Dienstag will Obama zunächst eine Rede im Großen Theater von Havanna halten, zu der die Repräsentanten Washingtons von ihnen ausgewählte Vertreter der »Zivilgesellschaft« eingeladen haben. Das kubanische Fernsehen wird die Rede live übertragen. Bevor der US-Präsident am Abend nach Argentinien weiterreist, steht zum Abschluss des Programms noch der Besuch eines Baseballspiels zwischen dem kubanischen Nationalteam und der US-Mannschaft Tampa Bay Rays im Stadion »Latinoamericano« an.


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Volker Hermsdorf
Junge Welt, 22.03.2016