US-Präsident Barack Obama in Havanna für »neue Beziehungen zwischen unseren Völkern«.
Nach der Ankunft des US-Präsidenten auf Kuba ging es Montagabend (MEZ) in Havanna in die politischen Gespräche.
Der offizielle Empfang des US-Präsidenten durch seinen kubanischen Amtskollegen Raúl Castro stand am Montagabend (MEZ) auf dem Besuchsprogramm Barack Obamas in Kuba. Bereits zuvor sprach der Gast in der US-Botschaft von einem »historischen Besuch« und einer »historischen Möglichkeit, sich direkt mit den kubanischen Menschen auszutauschen und neue Beziehungen zwischen unseren Völkern aufzubauen.« Als seine Vision präsentierte Obama, dass die Zukunft heller sei als die Vergangenheit.
Dass weder Präsident Raúl Castro noch Vize-Präsident Miguel Díaz-Canel am Sonntagabend bei einsetzendem Regen zum Flughafen der kubanischen Hauptstadt gekommen waren, sorgte auf den Straßen Havannas noch einige Zeit für Gesprächsstoff. US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump sprach in einem Twitter-Eintrag sogar von »fehlendem Respekt«. Das Weiße Haus wiederum beschwichtigte, man werte dies nicht als Affront.
Begrüßt wurden Obama und seine Familie am Flughafen von Kubas Außenminister Bruno Rodríguez sowie der für die USA zuständigen Direktorin im kubanischen Außenministerium, Josefina Vidal. Ein kurzer, höflicher Empfang ohne Zeremonie.
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro, der am Freitag überraschend nach Kuba kam, war von Díaz-Canel empfangen und von Raúl Castro mit dem José Martí-Orden, dem höchsten Orden Kubas, dekoriert worden. Am Sonntag machte die Tageszeitung »Juventud Rebelde« mit einem Foto vom Besuch Maduros bei Revolutionsführer Fidel Castro auf.
Obama ließ sich die Laune aber weder vom kühlen Empfang noch vom Regen verderben. »Que bolá Cuba?« (Wie geht’s Kuba?) schrieb er in seinem Twitter-Account, kaum dass er gelandet war. »Ich freue mich darauf, das kubanische Volk kennenzulernen und anzuhören.« Bereits vor seiner Anreise hatte Obama einen viel beachteten Auftritt im Programm des kubanischen Komikers Pánfilo in einem kurzen Telefonsketch.
Nach der Ankunft am Sonntagabend und einem kurzen Rundgang durch Havannas Altstadt in Begleitung des Stadthistorikers Eusebio Leal Spengler besuchte Obama die Kathedrale und traf mit Kardinal Jaime Ortega zusammen. Der Geistliche hatte zwischen den USA und Kuba eine wichtige Vermittlerrolle gespielt.
Havanna selbst erlebte Obamas Ankunft unaufgeregt. Wenige Schaulustige verirrten sich auf die Straßen. Nur am Nachmittag, noch bevor Obama gelandet war, gab es kurz Wirbel. Bei dem sonntäglichen Marsch der systemoppositionellen »Damen in Weiß«, die nicht nur die Castros zum Teufel wünschen, sondern auch den Obama-Besuch ablehnen, war es in Havannas Stadtteil Miramar zu Handgreiflichkeiten mit staatlichen Gegendemonstranten gekommen. Nach einer Sitzblockade wurden rund 50 »Damen in Weiß« und zehn weitere Oppositionelle kurzzeitig festgenommen. Insgesamt soll es laut dpa an mehreren Tagen rund 180 Festnahmen gegeben haben.
Andreas Knobloch, Havanna
Neues Deutschland, 22.03.2016