»Obama soll die politischen Gefangenen freilassen«
»Cuban Five« setzen sich weiter für Inhaftierte in USA ein. Ein Gespräch mit Ramón Labañino.
Ramón Labañino gehört zu den als »Cuban Five« international bekannt gewordenen kubanischen Aufklärern, die in den USA antikommunistische Terrororganisationen unterwanderten. Nach mehr als 16 Jahren Haft wurde er am 17. Dezember 2014 freigelassen und konnte nach Kuba zurückkehren. |
Vor rund 14 Monaten wurden Sie aus US-amerikanischer Haft entlassen und konnten nach Kuba zurückkehren. Wie wurden Sie bei Ihrer Heimkehr empfangen?
Wir wurden voller Freude und Begeisterung vom ganzen kubanischen Volk willkommen geheißen. So sind wir heute entschlossener denn je, uns für die Verteidigung der Kubanischen Revolution einzusetzen.
Am 21. März wird US-Präsident Barack Obama Kuba besuchen. Was denken Sie darüber?
Das ist ein sehr interessanter Besuch, zumal er ja ursprünglich einmal gesagt hatte, dass er erst kommen würde, wenn sich Kuba geändert hat. Wir werden ihn mit der Aufmerksamkeit empfangen, die er verdient. Der Besuch ist zweifellos ein positiver Schritt, der hoffentlich die besten Ergebnisse für unsere beiden Länder bringen wird.
Hätten Sie sich vor, sagen wir einmal, 18 Monaten vorstellen können, dass ich Ihnen hier in Havanna diese Frage stellen würde?
Nein, das hätte ich mir nie vorstellen können. Das ist wie ein wahr gewordener Traum. Hoffentlich werden mit diesen erneuerten Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten noch viele solcher Träume wahr werden. Wichtig ist, dass Frieden herrscht und dass die Besuche von Obama und anderen Gästen aus den USA immer in freundschaftlicher Absicht und in Respekt für unsere Souveränität und unseren Sozialismus erfolgen.
Falls Sie bei einem Empfang im Rahmen dieses Besuchs die Gelegenheit haben würden, Obama etwas zu sagen – was würden Sie dem US-Präsidenten mitteilen?
Ich würde von ihm Freiheit für die politischen Gefangenen fordern, die Freilassung von Oscar López Rivera, von Leonard Peltier, von Mumia Abu-Jamal und von Ana Belén Montes. Und ich würde die Gelegenheit nutzen, um ihn dazu aufzufordern, wirklich Türen für Kuba zu öffnen.
Was erwarten Sie, wie sich in den kommenden Monaten und Jahren die Lage in den USA entwickeln wird?
Vorhersagen sind natürlich schwierig. Aber wer auch immer Präsident werden wird – hoffen, wir, dass es jemand aus der Demokratischen Partei sein wird –, muss verstehen, dass sich die Beziehungen zu Kuba verändert haben und wir in eine neue Epoche eingetreten sind. Ich hoffe, dass der neue Präsident diese Situation zu nutzen versteht, so dass wir gemeinsam zu unser beider Nutzen für den Frieden unserer Völker und auf der ganzen Welt arbeiten können.
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André Scheer, Havanna
Junge Welt, 22.02.2016