Mumia Abu-Jamal geißelt US-Kriege und Repression

Mumia Abu Jamal, Rosa-Luxemburg-Konferenz 2017

Foto: Christian-Ditsch.de

»Hier spricht Mumia Abu-Jamal.« Der politische Gefangene in den USA grüßte die XXI. Rosa-Luxemburg-Konferenz. Per Audiobotschaft erklärte er, dass auch in den USA die Krise des Kapitalismus anhält. Große Teile der dortigen Bevölkerung müssten um ihre Existenz kämpfen – und kämen dabei in Konflikt mit dem repressiven Staatsapparat. Gerade die schwarze Bevölkerung sei betroffen.

Es finde ein regelrechter »War at Home«, also ein Krieg im Inneren statt. Abu-Jamal sprach von schockierenden Statistiken: In einem einzigen Monat habe die US-Polizei 2014 111 Personen getötet. Unter den Tötungen seien viele »unprovozierte Morde«. Dennoch hielten die Proteste der schwarzen Bevölkerung, insbesondere der Frauen und der Jugend, an. »Sie stehen in der Tradition von Martin Luther King.«

Doch auch die Bevölkerungen anderer Länder hätten unter dem US-Regime zu leiden. Millionen seien auf der Flucht vor den von den Vereinigten Staaten begonnen Kriegen auf der Flucht. »Dabei nehmen die USA, die eine vier mal größere Bevölkerung besitzen als Deutschland, nur ein Zehntel der syrischen Flüchtlinge auf wie Deutschland.« Abu-Jamal endete, indem er für die Fortführung des politischen Kampfes gegen den Kapitalismus warb.

Seit 34 Jahren sitzt Mumia Abu-Jamal im Gefängnis, für einen Mord, den er nicht begangen hat. Vor fünf Jahren wurde die eigentlich vorgesehene Todesstrafe in eine lebenslange Haft umgewandelt. Zuvor hatte es weltweit massive Proteste gegen die Inhaftierung Abu-Jamals gegeben.

Auch die bekannte politische Aktivistin Angela Davis wandte sich per Videobotschaft an die XXI. Rosa-Luxemburg-Konferenz. »Der Kampf um die Befreiung Mumias geht weiter«, rief sie den Konferenzteilnehmern und -gästen zu. Es sei nun wichtiger denn je, sich daran zu beteiligen. Zu Jahresbeginn ist Mumia an Hepatitis C erkrankt, eine ordentliche Behandlung wird ihm verweigert. Davis schlug vor, sich an der »Freedom Postcards«-Kampagne zu beteiligen. Ansprechpartner dafür sei etwa die »Free Mumia«-Bewegung.

Mumia Abu-Jamal, geboren 1954, wurde in Philadelphia, USA, geboren. Er las leidenschaftlich gern, und mit knapp 15 wurde er kurz nach Gründung der Black-Panther- Party der Pressesprecher der Philadelphia-Ortsgruppe. Mit Anfang 20 begann seine vielversprechende Karriere als Radiojournalist. Daneben fuhr er regelmäßig Taxi, um seine Familie zu unterstützen, wurde Vorsitzender des Verbandes Schwarzer Journalisten in der Stadt und 1980 von den Daily News zu einem der "Zehn Leute, von denen wir noch hören werden" gekürt. Dass das in ganz anderer Form als erwartet der Fall sein würde, konnte niemand ahnen.

Mumia Abu Jamal, Rosa-Luxemburg-Konferenz 2017

Foto: Gabriele Senft


In der Nacht zum 9. Dezember 1981 kam es in der Stadtmitte von Philadelphia zu einer Schießerei. Der Polizeibeamte Daniel Faulkner starb dabei am Tatort, Mumia Abu-Jamal überlebte schwer verletzt. Der Täter floh.

Abu-Jamal beteuerte seine Unschuld – dennoch wurde er zum Tod verurteilt und war 29 Jahre im Todestrakt. Im Dezember 2011 wurde das Urteil gegen ihn als verfassungswidrig aufgehoben und in "lebenslänglich" ohne Bewährung umgewandelt.

Mumia Abu Jamal, Infostand auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz 2017

Foto: Andrea Solei/Jens Schulze



Seither befindet sich Abu-Jamal im Regelvollzug im Gefängnis SCI Mahanoy in Pennsylvania. Seit Anfang 2015 ist der Gefangene schwer krank – erst ein körperbedeckender Ausschlag, dann ein diabetischer Schock, schließlich die Diagnose Hapatitis C.

Die Gefängnisbehörde verweigert bis heute die Behandlung – ebenso wie 10.000 anderen infizierten Gefangenen in Pennsylvania. Begründung: zu teuer. Dagegen hat Abu-Jamal geklagt – am 18. Dezember 2015 sagte Mumia auf Video als Zeuge in einer richterlichen Anhörung aus.

Er hat aus dem Gefängnis heraus mittlerweile acht Bücher und unzählige Kolumnen veröffentlicht, letztere werden seit 15 Jahren auf Deutsch in der jungen Welt abgedruckt.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt


Junge Welt, 09.01.2016