Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V.
Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

wir über uns

Regionalgruppen

FG-Shop

Downloads

Impressum

fg bei facebook fg bei twitter
Nachrichten aus und über Kuba


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba
link

Home

link

Terminkalender

link

CUBA LIBRE

link

Cuba kompakt

link

Nachrichten

link

Galerien

link

Buchtips

link

Dokumente

link

Cuban Five

link

Aus der FG

link

Projekte


Ein Papst zum Anfassen

Franziskus fuhr beim Weißen Haus im Kleinwagen vor



Eine nie zuvor gekannte Situation ist eingetreten. Selbst Atheisten, die sich ohne Schwankungen von einer wissenschaftlichen Weltanschauung leiten lassen, sprechen über Jorge Bergoglio, der als katholischer Oberhirte in Rom jetzt Franziskus heißt, voller Wärme und mit großem Respekt. Endlich hat im Vatikan – nach so manchen konträr zu bewertenden Vorgängern – ein lateinamerikanischer Papst die Zügel übernommen, den außer Klugheit und persönlichem Mut auch eine echt empfundene Liebe zu den einfachen Menschen in aller Welt beseelt.

Papst Franziskus und Fidel Castro

Franziskus im Gespräch mit Fidel Castro


Bei seinen nicht zufällig aufeinander folgenden Staatsbesuchen in Kuba und den USA – er war der entscheidende Impulsgeber für die Normalisierung der Beziehungen zwischen Washington und Havanna – bewies der Papst sowohl politische Souveränität als auch ein außergewöhnliches geistliches Format. In Kuba, wo der volksnahe Gottesmann auf zwei heiligen Plätzen der Revolution und in einer Kathedrale Messen abhielt, erlebte er die Realität der Gewissensfreiheit in einem sozialistischen Land, Die wiederholten Begegnungen mit Staatspräsident Raúl Castro sie seinem Bruder Fidel verliefen im Geiste der Aufrichtigkeit und des gegenseitigen Vertrauens.



Die Vertreter der meisten Medien dürften indes enttäuscht darüber gewesen sein, daß Franziskus für die von "Dissidenten" eingeforderte Audienz nicht zur Verfügung stand. Nur wenige Tage nach dem Papstbesuch traf sich Kubas Erster Vizepräsident Miguel Díaz Canel mit etwa einhundert Vertretern aller im Lande bestehenden Glaubensgemeinschaften, religiösen Vereinigungen und Institutionen. Die Begegnung fand im Gebäude des ZK der KP Kubas statt. Mit ihr wurde der seit etwa 30 Jahren wischen der Partei und den Vertretern religiös gebundener Teile der Gesellschaft regelmäßig geführte Gedankenaustausch fortgesetzt. Wie Prensa Latina berichtete, war die Begegnung auch diesmal durch Redlichkeit und Offenheit geprägt. Díaz-Canel unterstrich dort noch einmal den Willen der Führung Kubas, allen religiösen Vereinigungen im Lande ohne jegliche Diskriminierung gegenüberzutreten. Er informierte die Teilnehmer über Kubas Bewertung des Besuchs von Papst Franziskus, dem das ganze Volk des Karibikstaates mit jener Hochachtung begegnet sei, ßwelche der Papst verdientß. An der Begegnung nahm auch Caridad Diego, Leiterin des Büros für religiöse Angelegenheiten beim ZK der KP Kubas teil.

Marx-Engels-Franziskus

Karikatur: Klaus Stuttmann


Im Verlauf seiner offiziellen Visite in den Vereinigten Staaten änderte der Papst kein Jota an seiner im Prinzip antikapitalistischen Haltung. Nach der offiziellen Begrüßung durch Präsident Obama – Franziskus fuhr beim Weißen Haus im Kleinwagen vor – hielt der Papst im USA-Kongreß eine Rede, bei der vor allem Mandatsträgern der Republikaner im Senat und im Repräsentantenhaus unbehaglich gewesen sein muß. Scharf wandte er sich auch bei dieser Gelegenheit gegen die gesellschaftlich verursachte Armut breiter Bevölkerungsschichten und verschiedene Formen der Diskriminierung. Eine Ansprache, die der Chef des Vatikanstaates vor dem Plenum der Vereinten Nationen am New Yorker East River hielt, hatte denselben Tenor.


Noch präziser als das hier Geschilderte waren die Auskünfte, die Franziskus einem Interviewer von Radio Renascenca, dem Sender der portugiesischen Katholiken, gab. Hier ging es vor allem um die Teile Europas überflutende Flüchtlingswelle. Während die meisten Politiker der angesteuerten Länder nach wie vor einer klaren Benennung der Ursachen des Konflikts ausweichen, nannte Franziskus die Dinge beim Namen. Er betrachte die derzeitige Krise nur als "Spitze des Eisberges". Man sehe allein diese armen Menschen, die vor dem Krieg und dem Hunger geflohen seien, unterlasse es aber, deutlicher den Gründen des Verlassens ihrer Heimat nachzugehen. In beiden Fällen lägen die Ursachen in einem "schlechten und ungerechten sozial-ökonomischen System".

Jorge Bergoglio erinnerte daran, daß er selbst ein Kind italienischer Eltern sei, die einst nach Argentinien hätten auswandern müssen.

Ohne Zweifel entstünden durch die derzeitige Zuwanderung Hunderttausender auch Sicherheitsprobleme sowie die Gefahr einer Infiltration. Der Papst, der schon vor längerem die den Süden Italiens terrorisierenden Mafia-Banden furchtlos attackiert hatte, fügte hinzu: äEs gibt inzwischen eine extrem grausame terroristische Vereinigung, die nur 400 Kilometer von Sizilien entfernt operiert.ä Franziskus bezog sich damit auf den IS, der inzwischen weite Gebiete des durch den Imperialismus zerstückelten Libyens kontrollieren.

Der Papst appellierte an alle katholischen Gemeinden Europas, jeweils zumindest eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen, wobei der jetzt durch ihn repräsentierte Vatikan mit gutem Beispiel vorangehen wolle.

Rotfuchs gestützt auf "Granma", Havanna, und die französische Nachrichtenagentur AFP
Rotfuchs, 02.11.2015