Anti-Terror-Ente des Tages: Kubas Spezialkommandos

Rechtzeitig vor der für Dienstag kommender Woche in der UN-Generalversammlung anberaumten Abstimmung über Washingtons Blockade gegen Kuba, entlarvten US-Medien ungeahnte militärische Ambitionen Havannas. Der meistgesehene Nachrichtensender Fox News meldete, dass kubanische Bodentruppen und Spezialkommandos in Syrien »Diktator Assad und die russische Einmischung in dem Land« unterstützten. Rund 300 Soldaten der sozialistischen Karibikinsel seien dort von zwei russischen Transportflugzeugen abgesetzt worden und bereits im Einsatz, räuberpistolte es. Ihre Aufgabe bestünde darin, von Russland an Syrien gelieferte Panzer zu fahren. Auch der kubanische Präsident Raúl Castro habe den Einsatz bestätigt, meldeten US-Agenturen.

Quelle dieser »Enthüllungen« ist unter anderem ein »Staff Report« des Instituts für kubanisch-amerikanische Studien (ICCAS) der Universität Miami, zu deren Vorzeigeabgängern so illustre Persönlichkeiten wie der Schauspieler Sylvester Stallone, die in der Contra-Szene gefeierte Sängerin Gloria Estefan und der republikanische Senator Marco Rubio gehören. Bei soviel rechter Reputation erübrigte sich für viele Medien eine Überprüfung der Fakten. Die Falschmeldung ging am Wochenende um die Welt und erfüllte damit ihren Zweck.

Bis der böse Russe den Spielverderber gab. Anders als die freien Medien des Westens fragte das Nachrichtenportal Sputnik nach. »Das ist völliger Blödsinn«, dementierte sogleich der kubanische Botschafter in Damaskus gegenüber der Agentur. Am Sonnabend wies das Außenministerium in Havanna die Gerüchte dann in einer formalen Erklärung als »unverantwortlich und erfunden« zurück. Und auch Mark Toner, der Sprecher des US-Außenministeriums, gab schließlich zu, dass seiner Behörde »keinerlei Informationen« vorlägen, die derartige Berichte bestätigten. (vh)

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Junge Welt, 19.10.2015