Ein andersartiger Jugendkongress
Wahrscheinlich hätten sich viele Jugendlich, die zu ihrem X. Kongress zusammenkamen, nicht vorstellen können, derart viele neue Erfahrungen zu sammeln.
Vor den Worten Raúls und denen von José Ramón Machado Ventura sprachen die Delegierten über die Kernideen und Empfehlungen, die in den fünf Arbeitskommissionen diskutiert worden waren und die Tagesordnung der fast 600 Delegierten und Gäste bestimmten.
Yusuam Palacios, der Vorsitzende der Martíanischen Jugendbewegung, der in der Kommission über die Landesverteidigung teilgenommen hatte, sprach sich dafür aus, die Jugendlichen in einer Debattenkultur auszubilden und betonte die Wichtigkeit, sie im Studium des Marxismus-Leninismus zu formen, denn "wir werden uns weiterhin einem Krieg der Gedanken gegenüber sehen, wir müssen sie mit Ideen besiegen."
Angesichts der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba forderte er dazu auf, sich dem Moment anzupassen, "aber unser Wesen zu bewahren, keine Abstriche bei unseren Idealen zu machen und nicht eines unserer Prinzipien zu verraten."
Yusuam kam auf die Herausforderung zu sprechen, wie man es erreicht, Jugendliche auf eine attraktive Art und Weise der Geschichte anzunähern: "mit Besuchen an den Orten, an denen sie geschmiedet wurde", und beim Meinungsaustausch mit den Kämpfern.
Es gehe darum, eine Generation von denkenden und nicht von geführten Wesen zu formen, aber dies auf einem Fundament von Liebe und Kultur zu tun und in der Schule, am Arbeitsplatz und in der Gemeinde alles, was auf dem Kongress diskutiert worden sei, anzuwenden. "Aktives Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes zu sein, beinhaltet, zu den Klassikern des Marxismus zurückzugehen, wir können uns keine Schemata und auch keinen Reduktionismus leisten, weder Abklatsch noch Kopie, wie Mariátegui es ausgedrückt hat", sagte er.
Der Delegierte für Havanna, Elier Ramírez, sprach über den Zugang zu den neuen Technologien, ein Thema, zu dem mehr als 1.400 Vorschläge der Delegierten erwuchsen.
"Das Wohlergehen, für das wir kämpfen, ist nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein spirituelles", betonte er und wies besonders auf die Herausforderungen hin, die sich seit dem 17. Dezember für den kulturellen und ideologischen Bereich ergeben hätten.
"Die Niederlage des Sozialismus in Kuba wäre unser kultureller Niedergang. Die größte Herausforderung besteht darin, kritische Subjekte zu schaffen, die in der Lage sind, das zu erkennen, war uns vom Menschsein entfremdet. In dem Maße, wie wir uns wirtschaftlich erholen, müssen wir auch die Schaffung einer anderen, dem Kapitalismus überlegenen Kultur verstärken."
Für die Arbeitskommission, die die Umwandlungen innerhalb der UJC ausgewertet hatte, sagte Roberto Torres, dass es darauf ankomme, eine dynamischere Organisation zu schaffen, die alle Jugendliche anziehe und wies auf die bürokratischen Prozesse hin, die dem Anwachsen der UJC im Wege stünden.
Die Vorsitzende der Hermanos Saíz Gesellschaft in Holguín, Karina Pardo, sagte, dass in ihrer Arbeitskommission "Kultur und Freizeit, eine Herausforderung für die ideologische Debatte" die Diskussionen von den Erfahrungen in der Gemeindearbeit gewesen seien.
"Wir sind uns bewusst, wie wichtig es ist, unsere Identität zu verteidigen", sagte sie und betonte die Wichtigkeit einer allumfassenden Bildung der Lehrer und die Festsetzung von kulturellen Werten für eine Gesellschaft mit mehr Ethik, in der die Werte modern werden und nicht die Konsummuster. "Es ist wichtig, dass dabei alle Organismen zusammenarbeiten", fügte sie hinzu.
Die Delegierte für Mantanzas, Maydolis Andino, die sich mit dem Thema der Mitarbeit von jugendlichen Arbeitern bei der Aktualisierung des kubanischen Wirtschaftsmodells beschäftigt hatte, sagte, dass es heute darum gehe, den Jugendlichen die Notwendigkeit bewusst zu machen, die Produktivität zu steigern.
"Von unserer Wirtschaft hängt die Fortsetzung unseres nachhaltigen Sozialismus ab." Sie bestand auf der Notwendigkeit, korrekte Planungen durchzuführen, die an der Basis beginnen und alle Produktionsebenen umfassen müssten.
"Wir sind der Auffassung, dass die Personen die verantwortlich für diese Planung sind, die Meinung der Mitglieder der UJC dazu hören sollten."
Die Delegierte wies auch darauf hin, dass, wenn es auch wichtig sei, die Produktion zu erhöhen und entsprechend gute Qualität zu erzeugen, es ebenso wichtig sei, die Arbeit der Kollektive an der Basis anzuerkennen und ihnen Anreise zu bieten.
Um die Teilnahme von Kindern, Heranwachsenden und Jugendlichen bei den Umwandlungen im Erziehungswesen ging es in der fünften Arbeitskommission. Hier waren die wichtigsten Punkte die Notwendigkeit, die Ausbildung der Kunstinstrukteure wieder aufzunehmen, Studenten davon zu überzeugen, eine pädagogische Laufbahn einzuschlagen, die Arbeit der UJC in den Gemeinden und die Ausbildung der Jugendlichen für Führungspositionen.
Der Vorsitzende des Verbandes der Universitätsstudenten (FEU), Yosvani Montano, sagte, dass sich aus jeder von ihnen durchgeführten Aktion neue ergeben müssten. "Dies ist ein ausgesprochen ideologischer Kongress gewesen, aber es gibt weiterhin Forderungen und Unzufriedenheiten. (…) Bei dem Bemühen, uns als Avantgarde zu konsolidieren, müssen wie auf Modelle verzichten, die nichts zu unserer neuen Realität beitragen", sagte er.
Montano betonte auch die Notwendigkeit die Kommunikationsmedien als Mittel der Botschaftsübermittlung auszunutzen. "Wir müssen die Formen umstrukturieren, in denen wir unsere Botschaft übermitteln, denn heutzutage muss der Sozialismus auch auf den Kommunikationsmedien aufgebaut werden."
Die Delegierten verabschiedeten die Resolutionen des X. Kongresses
Der X. Kongress der Union der Jungen Kommunisten (UJC) bestätigte, dass die Organisation weiter darauf hinarbeite, inklusiver, dynamischer und transformativer zu werden, aber dies solle von der Basis aus geschehen und von den Studentenorganisationen und Jugendbewegungen begleitet werden.
Eine der angenommenen Resolutionen betont die Notwendigkeit, die Arbeit der UJC im kulturellen und ideologischen Bereich, bei der Lehre der Geschichte Kubas und der Bildung von Werten bei Kindern, Heranwachsenden und Jugendlichen zu vervielfältigen. Sie bestätigt die Notwendigkeit, die Nutzung der Informations- und Kommunikationstechniken, des Internets und der sozialen Netze als Quellen des Studiums, des Wissens, der Kultur und er Information sowie die Interaktionsräume mit Jugendlichen und Plattformen zur Verteidigung der Revolution zu verstärken.
In den neuen Generationen soll der Vorbereitung auf die Verteidigung Priorität eingeräumt werden und in ihnen sollen die revolutionären, patriotischen und antiimperialistischen Eigenschaften verstärkt werden.
In einer anderen Resolution wird die Aktualisierung der Arbeitsmethoden und -stile, der Strukturen, der Kaderpolitik und der politischen Arbeit der UJC geplant. Das gewählte Nationalkomitee wurde mit der Umsetzung der aus den Arbeitskommissionen hervorgegangenen Vorschläge beauftragt und ermächtigt, die entsprechenden Veränderungen für den Wachstumsprozess der Organisation, die Auswahl von Kadern und die Vorschläge für Veränderungen in der Struktur einiger Gebiete durchzusetzen.
Optimistischer Ausblick
In seinen kurzen Ausführungen machte abschließend José Ramón Machado Ventura, zweiter Sekretär des Zentralkomitees der Partei und Vizepräsident des Staats- und des Ministerrates, im Namen Raúls und seines eigenen die Einschätzung, dass dies ein andersartiger Kongress des Kommunistischen Jugendverbandes gewesen sei, und begründete dies mit der von der UJC erreichten Reife, die es ihr ermögliche, auf der Höhe der komplizierten Lage zu stehen, in der das kubanische Volk gegenwärtig dabei sei, den Sozialismus zu perfektionieren.
Der Kommunistische Jugendverband nähere sich immer mehr dem Ziel, die Interessen und Anliegen aller jungen Kubaner zu repräsentieren. "Ich habe wirklich einen Wandel im Inhalt der Diskussionsbeiträge gespürt. Mehr als auf Allgemeines einzugehen, Losungen zu wiederholen oder die fehlenden Mittel aufzuzählen und wiederzugeben, was die anderen alles nicht getan haben, konzentrierte sich die Diskussion darauf, was zu tun ist, wobei mehr nach innen als nach außen geschaut wurde."
"Die Arbeit der Ausschüsse widerspiegelt sowohl im Inhalt der Dokumente als auch im Verlauf der Diskussion die grundlegenden Verpflichtungen für die Arbeit der Organisation in der kommenden Etappe.
Angelegenheiten wie das quantitative und qualitative Wachstum, die geeignete Funktionsweise, deren Stabilität, die konkrete Kaderpolitik, die aktualisierte Kenntnisnahme von unserem wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Geschehen, die Erkennung des historischen Moments, in dem ihr lebt und das Empfinden der daraus erwachsenden Verpflichtung wurden in sämtlichen Ausschüssen tiefgründig behandelt."
Insbesondere an die Instanzen aus Statt und Regierung gerichtet, damit sich diese dessen bewusst seien, wenn sie ihren Aufgaben nachgingen, wies er auf Artikel 6 der Verfassung hin und zitierte diesen: „Die Union der Jungen Kommunisten, Organisation der fortgeschrittenen kubanischen Jugend, genießt die Anerkennung und Ermutigung des Staates in ihrer vorrangigen Funktion, die aktive Teilnahme der Jugendmassen an den Aufgaben des sozialistischen Aufbaus zu fördern und die Jugendlichen angemessen als bewusste Bürger vorzubereiten, die fähig sind, immer größere Verantwortung zum Nutzen unserer Gesellschaft zu übernehmen".
Die Kontinuität der Revolution
"Oft war in den Diskussionen die Rede von den Verantwortungen und Herausforderungen, die die neuen Generationen als Nachfolger des revolutionären Werkes übernehmen.
Es ist logisch und notwendig, dass eine solch entscheidende Angelegenheit tiefgreifend analysiert wird, aber auch mit klarem Bewusstsein dessen, dass es nicht darum geht, dass in einem bestimmten Moment die Hände wechseln würden, die in Kuba die Fahnen der Revolution und des Sozialismus hochhalten.
Seit über einem halben Jahrhundert hat sich niemand, weder eine Person noch eine Generation, für den einzigen Träger dieser Fahnen gehalten und ist es erst recht nicht gewesen. Sie wurden von Millionen Landsleuten aller Altersklassen hochgehalten, zu allen Zeiten seit unserer Unabhängigkeitskämpfe.
In Playa Girón, in der Oktoberkrise, im Kampf gegen Banditen und in jedem der vielen Kämpfe dieser Jahre nahmen Großväter, Väter und Enkel das Gewehr. So war es auch in der Arbeit und im Studium, so ist es heute und auf diese Weise wird es immer sein. Deshalb müssen wir statt von einer Ablösung von Kontinuität sprechen.
In den höheren Führungsstrukturen der Partei, des Staates, der Regierung und der Wirtschaftseinrichtungen arbeiten Kader jeden Alters, mit dem notwendigen Gleichgewicht zwischen Erfahrung und Jugend. In den restlichen Instanzen – Provinzen, Gemeinden, Betrieben usw., ist der Anteil der Jugendlichen, deren Gewicht bei den aktuellen Aufgaben entscheidend ist, logischerweise viel höher. Wozu wir noch die geeignete technische und fachliche Ausbildung hinzufügen müssen, die Frucht der Bildungsarbeit der Revolution ist.
Denjenigen, die auf die Zeit setzen, auf den sogenannten "biologischen Faktor", um Kuba in eine Vergangenheit der Schande und Ausbeutung zurückzuführen, wird nichts anderes übrigbleiben, als diese Realität früher oder später zu akzeptieren. Bis zu einem gewissen Grad sind darauf die Veränderungen zurückzuführen, die sich in den Beziehungen zwischen den vereinigten Staaten und Kuba vollziehen, ohne dass wir auch nur ein Stückchen von unseren Prinzipien abgerückt wären."
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Amaya Saborit Alfonso und Lissy Rodríguez Guerrero
Granma Internacional, 15.08.2015