»Wir wollen den Austausch mit Kuba fördern«
Leipziger Verein engagiert sich in der Solidaritätsarbeit. Davon sollen auch die Bürger profitieren. Ein Gespräch mit Steffen Soult.
Der Buena Vista Leipzig - Kuba e.V. ist ein Verein, der die Beziehungen von Menschen aus Leipzig und Umgebung zur kubanischen Bevölkerung ausbauen will. Worin bestehen die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Es sind mehrere Punkte: Zum einen wollen wir den Kulturaustausch zwischen unseren Ländern fördern. Dabei setzen wir auf die Durchführung von Veranstaltungen sowohl in Leipzig als auch in Havanna. Obwohl wir ein junger Verein sind, haben wir schon eine Menge bewegt. Kürzlich zu Ende gegangen ist unser dreitägiges Kubanisches Festival »La Mariposa«, mit dem wir auf die Blockade der USA gegen Kuba aufmerksam machen wollten.
Etwa 300 Gäste konnten sich auf einer Tagung mit Heinz Langer, dem ehemaligen Botschafter der DDR in Kuba, und Jesús Irsula, einem Mitglied des Schriftsteller- und Künstlerverbandes Kubas, über aktuelle Entwicklungen informieren. Das Konzept wurde durch die Vernissage eines kubanischen Künstlers und eine gelungene Fiesta abgerundet.
Im nächsten Jahr werden wir dieses Festival ausbauen und noch einen Filmtag einfügen. Zum anderen wollen wir die Menschen wieder miteinander bekannt machen, um einen Beitrag gegen den fortschreitenden Alltagsrassismus zu leisten. In Leipzig leben etwa 200 Kubanerinnen und Kubaner, an die wir im Laufe dieses Jahres weiter herantreten werden. Wir möchten sie in die Vereinsarbeit einbinden und auch in typisch deutschen Alltagsfragen begleiten.
Erhalten Sie nur Unterstützung von Mitgliedern linker Parteien und Organisationen, oder hat auch die Leipziger Bevölkerung ein Interesse an internationaler Solidarität?
Überwiegend Unterstützung erfahren wir von Menschen, die sich dem linken Spektrum zurechnen würden, auf jeden Fall aber von Leuten, die »Kubaerfahrung« besitzen. Diese gehören ebenso zur Leipziger Durchschnittsbevölkerung wie Bürger, denen jede Form von Solidarität abhanden gekommen ist. Unser Engagement richtet sich auch und gerade an Leipzigerinnen und Leipziger, bei denen der Prozess der Entsolidarisierung schon weit vorangeschritten ist. Bei uns können sie Erfahrungen im Umgang mit ausländischen Menschen und Organisationen sammeln und werden dabei schnell feststellen, dass sich ein derartiges Engagement auch für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit lohnt. Wir erarbeiten gerade ein Konzept, um rassistischen Tendenzen entgegenzuwirken.
Hat die aktuelle Annäherung zwischen Kuba und den USA Auswirkungen auf Ihr Engagement?
Natürlich, der Prozess in Kuba ist sehr spannend, da die USA ja angekündigt haben, mit neuen Mitteln die gesellschaftlichen Verhältnisse in Kuba verändern zu wollen. Wir sind überzeugt, dass die kubanischen Menschen ihre Probleme allein lösen werden und dabei die USA gar nicht brauchen. Die USA haben genügend Sorgen im eigenen Land, denen sie sich mit ihrem Geld widmen könnten. Wir werden bei allen Veranstaltungen, die wir durchführen, gegen die bestehende Blockade protestieren. Wir halten diese Blockade für eine Menschenrechtsverletzung, die auch in der Geschichte ihresgleichen sucht.
Sie reisen demnächst nach Kuba, um dort verschiedene Projekte anzuschieben. Was haben Sie vor?
Wir wollen einen Leipziger Künstler, Stefan Schwarzer, in Havanna bei einer Vernissage unterstützen. Das ist genau dieser Kulturaustausch von unten, den wir fördern möchten. Für November nächsten Jahres sind unsererseits eine Rundreise und ein erstes Festival in Havanna geplant, deren Vorbereitung schon begonnen hat. Hierzu sind viele Kontakte aufzubauen und zu aktivieren, dies nimmt viel Zeit in Anspruch. Wir wollen, dass die Menschen sich kennenlernen, Vorurteile abgebaut werden und Freundschaften entstehen.
Wir können auf der Insel mit vielen Kubanern rechnen, die in der DDR gearbeitet, gelebt und studiert haben. Den Schwerpunkt bilden aber Projekte: So unterstützen wir etwa mit »Cuba sí«-Leipzig in Matanzas einen Kindergarten, dem wir weitere Spenden übergeben wollen, um die gerade laufenden Arbeiten zur Errichtung eines Sonnenschutzes im Innenhof zu fördern. Zudem ist in der Nähe des von den USA besetzten kubanischen Territoriums der Aufbau eines neuen ökologischen Projektes geplant.
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Interview: Markus Bernhardt
Junge Welt, 10.08.2015