Kuba begünstigt Auslandsinvestitionen
Fazit der 32. Internationalen Messe Havanna
Die 32. Internationale Messe von Havanna (FIHV 2014), die als die größte Handelsmesse der Karibik gilt, fand vom 2. bis 8. November in Havanna statt. Nach Worten von Rodrigo Malmierca, Minister für Außenhandel und Auslandsinvestition, war dies die größte Messe der letzten zwölf Jahre.
Eröffnungsworte Malmiercas
In seiner Eröffnungsrede als Präsident ihres Organisationskomitees hob Malmierca hervor, dass die Anwesenheit von Tausenden Unternehmern aus etwa 60 Ländern mit einer Ausstellungsfläche von über 18.500 m² Beweis für die Konsolidierung, das Prestige und das Vertrauen sei, die das Event unter den Partnern Kubas gewonnen habe.
Er begrüßte die Anwesenheit auf FIHAV 2014 von Mitgliedsländern der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten und die zahlreiche Vertretung von Seiten der wichtigsten Handelspartner der Insel: Venezuela, China, Russland und Spanien.
Ebenso dankte Malmierca für die Teilnahme von Offiziellen Delegationen auf hoher Ebene, die aus karibischen Ländern und anderen Teilen der Welt gekommen waren. FIHAV werde erneut zur Diversifizierung des kubanischen Außenhandels in einem Klima des Respekts und der Sicherheit beitragen.
Im Beisein von Ricardo Cabrisas, Vizepräsident des Ministerrats, fügte er hinzu, dass die größte Handelsmesse der Insel der Werbung für Auslandsinvestitionen gewidmet sei, "... da wir von der wichtigen Rolle in der Entwicklung der Nationalökonomie einnimmt".
Malmierca erläuterte den ausländischen Teilnehmern, wie die Aktualisierung des kubanischen Wirtschaftsmodells verläuft. Hierbei versicherte er, dass sie voranschreite und in eine qualitativ höhere Etappe übergehe. Trotz der Verschärfung der Blockade, die von der Regierung der Vereinigten Staaten gegen Kuba ausgeübt werde, und trotz der instabilen internationalen Wirtschaftslage verfolge Kuba weiterhin die Politik, seinen finanziellen Verpflichtungen strikt nachzukommen. Dadurch wachse das Vertrauen in Kuba als Handelspartner.
Er führte weiter aus, dass die kubanische Wirtschaft im Jahr 2013 weiter voranschritt und das BIP ein Wachstum von 2,7% aufwies. Wenn auch in geringerem Maße, so werde sich die positive Tendenz auch in diesem Jahr fortsetzen.
Entsprechend dem zentralen Thema von FIHAV 2014 kündigte der Minister die Vorstellung eines neuen Katalogs von Projekten an, die das Land im Hinblick auf die Eröffnung von Geschäften in Schlüsselsektoren anbietet, sowie Workshops und Gesprächsrunden für die Identifizierung von Projekten zwischen kubanischen und ausländischen Unternehmen in wichtigen Zweigen wie der Industrie, die Biopharmazie, der Agroindustrie und des Tourismus.
Ausländisches Kapital als grundlegendes Element für Wirtschaftswachstum
Auf FIHAV wurde ein Katalog von 246 Projekten für Auslandsinvestitionen mit einem Gesamtwert von 8,7 Milliarden US-Dollar vorgestellt. Sie betreffen alle Wirtschaftsbereiche und Provinzen der Insel und verfügen mehrheitlich über bereits ausgearbeitete Machbarkeitsstudien, womit die Entscheidung der Unternehmer erleichtert werden sollte.
Unter den Projekten, die die größten Erwartungen hervorgerufen haben, befinden sich jene 25, die für die Sonderentwicklungszone Mariel (ZEDM) entwickelt worden sind und Land- und Nahrungsgüterwirtschaft, Biotechnologie, Herstellung von Medikamenten, Industrie und Erneuerbare Energien betreffen. Kuba wolle bis zum Jahr 2030 seine Energieerzeugung zu 24% auf umweltfreundliche Quellen umgestellt haben.
Malmierca gab bekannt, dass der Katalog jährlich aktualisiert werde und ständig offen sei für neue Initiativen, die die Entwicklung der Wirtschaft auf der Insel vorantreiben.
In seinen Ausführungen ging der Minister für Außenhandel und Auslandsinvestitionen auf die Grundprinzipien der Politik der Auslandsinvestitionen ein, deren Ziele auf den Zugang zu Spitzentechnologien gerichtet sind, die die Arbeitsproduktivität erhöhen.
Er hob hervor, dass ausländisches Kapital ein aktives und grundlegendes Element für das Wirtschaftswachstum sein müsse und darüber hinaus nationale Vorhaben der Entwicklung in Wissenschaft und Technik komplementieren solle.
Malmierca wies darauf hin, dass die kubanische Regierung beschlossen habe, keine Exklusivrechte über den kubanischen Markt zu vergeben, so dass der ausländische Vertragspartner Lieferant oder Kunde des Geschäfts sein könne, zu gleichen Bedingungen wie Dritte.
Unter dem Schutz des Gesetzes Nr. 118 für Ausländische Kapitalanlagen genießen die Unternehmer eine Reihe von Garantien, die zusammen mit der politischen, sozialen und juristischen Stabilität der Insel, ihrer geographischen Lage inmitten eines sich erweiternden Marktes und der hoch qualifizierten Arbeitskräfte, neben weiteren Vorteilen, das Land zu einem exklusiven Platz für die Entwicklung eines fruchtbringenden Handels machen.
Sonderentwicklungszone ZEDM
Ana Teresa Igarza Martinez, die Generaldirektorin des ZEDM-Büros, gab bekannt, dass Ende dieses bzw. Anfang nächsten Jahres man damit beginnen werde, die ersten Investitionsprojekte in der Sonderentwicklungszone (ZEDM) zu etablieren, die den Agrar- und Nahrungsmittelbereich, die Leichtindustrie, die Bauindustrie und die erneuerbaren Energien betreffen.
Sie bestätigte, dass etwa 30 Länder Investitionsvorschläge gemacht hätten, wobei Spanien, Italien, China, Russland, Frankreich, Vietnam, Brasilien, Mexiko, die Niederlande und Kanada besonders herausragen.
Während des Geschäftsforums auf der FIHAV präsentierte Igarza Martinez jene 25 Projekte, die im Katalog der von Kuba für diese Zone vorgeschlagenen Möglichkeiten enthalten sind. Dabei sind unter anderem die Eisen- und Stahlindustrie, die chemische und elektronische Industrie, die Biotechnologie und die Produktion von Medikamenten priorisiert.
Daraus ergebe sich die Wichtigkeit, die ausländischen Investitionen in Übereinstimmung mit den strategischen Richtlinien der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes bewusst zu fördern.
Nach Meinung der Generaldirektorin gebe es bereits in Kuba ansässige Unternehmen, die erwägen, ihren Hauptsitz nach Mariel zu verlegen. Die Betriebe, die ihren Sitz in die ZEDM verlegen, sollen die Erhöhung ihrer Exporte und die Substitution der Importe mittels der Nutzung sauberer Technologien und erneuerbarer Energien zum Ziel haben, sagte sie.
Während des Forums hob man die Vorteile hervor, die die Zone bietet, ausgehend von einem attraktiven Rechtsrahmen mit einer besonderen Steuerregelung bis zu einem zügigen Genehmigungsverfahren und der permanenten und effizienten Begleitung durch das Investorenbüro.
Nationale Industrie fördert ausländische Investitionsmöglichkeiten
Laut Adriana Barceló Permuy, CEO der Industrieverwaltung des Ministeriums für Industrie, bilden rund 20 Projekte mit einem geschätzten Wert von mehr als 1,2 Milliarden Dollar den Geschäftskatalog des Organismus, von denen zehn in der Sonderentwicklungszone Mariel (ZEDM) angesiedelt werden sollen.
Die Vorschläge, die im Rahmen der sektoralen Entwicklungspolitik des Landes erarbeitet wurden, sehen die Modernisierung des Industriestandortes und die Schaffung neuer Kapazitäten mit dem Ziel der Befriedigung der Binnennachfrage, des Ersatzes von Importen und der Herstellung von Exportartikeln vor.
Barceló Permuy hob unter anderem die erfolgten Gespräche mit Geschäftsleuten aus Portugal, China, Russland, Brasilien, Italien, Ecuador, Südafrika, Vietnam und dem Vereinigten Königreich hervor.
Bezüglich der Elektroindustrie, Informatik, Automatisierung und Telekommunikationen führte die Spezialistin aus, dass die wichtigsten Investitionen hauptsächlich auf die Herstellung von LED-Leuchten, Mobiltelefonen, PC-Tablets und optischen Medien gerichtet seien.
Die Hauptinteressen der Leichtindustrie wiederum betreffen die technologische Erneuerung, deren Entwicklung es später ermöglichen werde, in großem Maßstab Importe von Hygieneprodukten, medizinischen Einwegprodukten, Schuhen und Verpackungsmitteln zu ersetzen.
In Bezug auf die chemische Industrie erwähnte die CEO der Industrieverwaltung unter den bedeutendsten Arbeitsstrategien jene für die Herstellung von Zeitungs-, Bond- und Seidenpapier, sowie die Herstellung von Radialreifen.
Importsubstitutionen: Priorität der Agrar- und Nahrungsmittelbranche
Die Entwicklung von umfassenden Projekten, die produktive Verknüpfungen aufbauen und insbesondere Nahrungsmittelimporte ersetzen, bestimmt den Katalog der Agrar- und Nahrungsmittelsektoren, der Forstwirtschaft und der Zuckerindustrie.
Yamila Quintana Medina, Spezialistin der Abteilung Geschäftsmanagement und Zusammenarbeit des Ministeriums für Landwirtschaft, ging auf die günstigen Bedingungen ein, die Kuba für ausländische Investitionen in den land- und forstwirtschaftlichen Branchen aufweist. Unter ihnen nannte sie die Verfügbarkeit von Landflächen und das Potential zur Ausweitung bewässerter Flächen, die Existenz von strukturierten Pflanzenschutz- und Tiergesundheitssystemen sowie die strategisch günstige geographische Lage, das qualifizierte Personal und die erreichte wissenschaftlich-technische Entwicklung.
Die Vorschläge, die vorrangig Joint Ventures sein werden, sind hauptsächlich auf die Produktion von Reis, Erdnüssen, Obst, Kaffee, Kakao orientiert, zusammen mit der Entwicklung der Produktion der Geflügelwirtschaft sowie der Zucht von Büffeln, Schweinen und Rindern.
Im Hinblick auf die Forstwirtschaft bezog sich Quintana Medina auf die Nutzung der Biomasse des Marabou für die Herstellung von Holzkohle, sowie auf die Ausweitung von intensiv bewirtschafteten Plantagen. Ciego de Avila, Camagüey, Holguin und Granma seien hierbei die Provinzen mit dem größten Potential.
Ihrerseits betonte Yolanda Caceres Rodriguez, CEO des Nahrungsmittelunternehmens Coralsa S.A., dass die ausländischen Investitionsprojekte, die für die Lebensmittelindustrie entwickelt worden seinen, auf produktive Verknüpfungen abzielen, die die Effizienz der gesamten Wertschöpfungskette fördern, die Fertigungsinfrastruktur entwickeln, Spitzentechnologien übertragen, die hohen Nahrungsmittelimporte ersetzen und den Export steigern.
Als vorrangige Vorhaben bezeichnete sie die Herstellung von Öl und Sojaschrot, die Fertigung von Schokoladensortimenten sowie von Marmeladen und Frühstücksmüsli. Ebenfalls nannte sie die Herstellung von Erfrischungsgetränken und Tafelwasser, gefüllten Frischnudeln und dazugehörigen Saucen, ohne dabei die Entwicklung der Garnelenzucht zu vergessen.
Bezüglich der Projekte mit ausländischem Kapital im Sektor der Zuckerproduktion, hob Jorge Lodos, Geschäftsführer des Managements der Produktionskette priorisiert, zu deren Erfolg das Vorhandensein erfahrbarer Arbeitskräfte im Land, die Verfügbarkeit einer eigenen Service-Infrastruktur und die Wiederherstellung stillgelegter Einrichtungen beitragen könnten.
Abschlussveranstaltung
Beim Abschluss der 32. Internationalen Messe von Havanna, FIHAV 2014, stellte Ricardo Cabrisas Ruiz, Vizepräsident des Ministerrates, fest, dass sie einen Meilenstein darstelle, da sie die erste sei, die der Werbung für Auslandsinvestitionen gewidmet war, und versicherte deren positive Bilanz. Diese sei an einer höheren technologischen Entwicklung, einem höheren Niveau der Vorbereitung und Qualität der Exponate zu erkennen gewesen.
Bezüglich des vorgestellten Geschäftskatalogs stellte er klar, dass e sich hierbei nicht einfach um eine Liste von Interessen handele, sondern um genau definierte Ziele im Programm der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes, in dem ausländischem Kapital eine wichtige Rolle zukomme.
Er erläuterte, dass der Gewinnung von Auslandsinvestitionen, die die Produktion und Serviceleistungen ankurbeln, Priorität zukomme, und rief die kubanischen Unternehmen dazu auf, die bereits bestehenden Kontakte zu pflegen und auszubauen, aber auch Möglichkeiten in jenen Ländern zu erforschen, die neue Geschäfte in Kapital und Technologie bedeuten können.
Den kubanischen Unternehmen komme nun eine große Verantwortung zu, die sich aus der Trennung der staatlichen Funktionen von den betrieblichen ergebe, der Gewährung von mehr Autonomie und der Erweiterung der Befugnisse des sozialistischen Staatsbetriebes, wodurch ein flexibleres und weniger zentralisiertes Szenarium des Managements abgesichert werden solle.
Für ihre Teilnahme an der Messe dankte Cabrisas den Geschäftsleuten und insbesondere den offiziellen Delegationen, durch deren Anwesenheit das wachsende Interesse an diesem Event auf internationaler Eben bewiesen worden sei.
Preisträger
Am letzten Abend der Messe wurden wie stets Preise für die beste Produktqualität, den besten Stand, das beste Design und weitere vergeben. Kuba Brasilien und Spanien waren die Länder, die mit Goldmedaillen und Erwähnungen die meisten Preise erlangten.
In der Kategorie Bester Pavillon wurden Deutschland, Brasilien, Argentinien und Mexiko geehrt. Das am stärksten vertretene Land war Spanien mit 132 ausstellenden Unternehmen, und das Land mit dem größten Zuwachs an Beteiligung war Brasilien.
Europäische Markt nähert sich Kuba an
"In den letzten Jahren ist der Handel zwischen der Europäischen Union (EU) und Kuba beträchtlich gewachsen, so dass wir zum zweitgrößten Handelspartner der Insel geworden sind, nur noch übertroffen von Venezuela", sagte der Botschafter der Europäischen Union in Kuba, Herman Portocarero, gegenüber der Presse. Er nahm an der Konferenz "Herausforderungen und Chancen beim Export in die Europäische Union" teil, die am fünften Tag der 32. Internationalen Messe in Havanna (FIHV 2014) stattfand.
Wie Portocarero erklärte, habe die Europäische Union ernste Absichten, Kuba bei der Eingliederung in den europäischen Markt zu unterstützen. Die große Herausforderung, die darüber hinaus bei einem Handelsaustausch mit Kuba bestehe, sei es, eine größere Diversifizierung der kubanischen Exporte auf dem europäischen Markt zu erreichen.
Der Botschafter erklärte auch, dass der vom kubanischen Minsterium für Außenhandel und Ausländische Investitionen vorgestllte katalog die großen Strukturen begünstige, die nicht immer allen Investoren zur Verfügung stünden, weshalb die mittleren und kleine Betriebe sich an diesen Projekten nicht beteiligen würden. Er versicherte außerdem, dass die europäische Gemeinschaft bereit sei, Kuba mit allem, was in ihren Möglichkeiten liege zu unterstützen.
Aus Deutschland beteiligten sich an FIHAV 37 Aussteller – vor allem Technologie- und Maschinenbau-Unternehmen, darunter solch wichtige wie Bosch, MAN und ThyssenKrupp. Der deutsche Pavillon war zum dritten Mal in Folge ausgebucht. Wie aus einer Reportage von Deutsche Welle (Quelle: http://dw.de/kuba-lockt-ausl%C3%A4ndische-investoren/a-18050900?maca=de-rss-de-eco-1018-rdf) hervorgeht, kritisierten die deutschen Unternehmer allerdings die mangelnde Unterstützung durch die Bundesregierung.
Der deutsche Botschafter Peter Scholz sagte bei seinem Messebesuch, dass Kuba weg von fossilen Energien wolle. Gerade auf diesem Feld könne Deutschland ein wertvoller Partner sein.
Udo Volz, an der deutschen Botschaft in Havanna für den Bereich Wirtschaft zuständig, bemerkte jedoch laut Deutsche Welle, dass Kuba als Wirtschaftspartner für Deutschland keine Priorität besitze.
Granma Internacional, 15.12.2014