Zurück in Havanna
Kubanischer Arzt nach Ebola-Erkrankung wieder zu Hause. Félix Báez kündigt bereits an, wieder nach Sierra Leone gehen zu wollen.
Félix Báez (re.) mit seiner Frau Vanja Ferrer und seinem Sohn Alejandro am Freitag abend in Havanna |
Félix Báez ist gerade erst wieder gesund, doch schon brennt er darauf, wieder an seinen Einsatzort reisen zu können. »Ich werde beenden, was ich begonnen habe. Ich kehre nach Sierra Leone zurück«, sagte er am Samstag abend (Ortszeit) in Havanna.
Báez ist einer von mehreren hundert Ärztinnen und Ärzte aus Kuba, die seit Oktober in Westafrika den Kampf gegen die Ebola-Seuche unterstützen. Als bisher einziger seiner Kollegen steckte er sich dabei im November selbst mit der Krankheit an. Er wurde in die Schweiz ausgeflogen, wo er im Universitätskrankenhaus von Genf (HUG) bis zu seiner Genesung behandelt wurde. Am Freitag stellten die Mediziner dort dann fest, dass Báez wieder vollkommen gesund sei, so dass er mit einem regulären Linienflug in seine Heimat zurückkehren konnte. Dort wurde er von seinen Angehörigen und vom kubanischen Gesundheitsminister Roberto Morales empfangen.
»Ich bin sehr froh, in mein Heimatland zurückgekehrt zu sein«, sagte er den wartenden Journalisten. »Vielen Dank an alle, ich bin glücklich, hier zu sein.« Die Erkrankung des Mediziners hatte auf der Insel große Anteilnahme ausgelöst. Die kubanischen Medien berichteten detailliert über die neuesten Entwicklungen, unzählige Menschen richteten Genesungswünsche an den Erkrankten. »Millionen Kubaner am Kopf eines Bettes«, kommentierte das Mitte November die Tageszeitung Granma. In der Jugendzeitung Juventud Rebelde dankte der Sohn des Arztes, Alejandro Báez, für die unzähligen, mutmachenden Grüße aus dem ganzen Land und richtete eine Botschaft an seinen Vater: »Papa, sei stark, alles wird gut. Hier wartet ganz Kuba auf dich!«
Jorge Pérez, der Direktor des in einem Vorort von Havanna gelegenen Tropenmedizinischen Instituts »Pedro Kourí« (IPK), hatte Báez in Genf abgeholt und war voll des Lobes für die Schweizer Ärztinnen und Ärzte. Die Beziehungen zu den dortigen Spezialisten seien »wunderbar« gewesen. Sie hätten die Selbstlosigkeit der kubanischen Ärzte anerkannt, die sich als erste freiwillig für den Kampf gegen die Ebola gemeldet hätten. Zugleich habe sie auch beeindruckt, wie sich die kubanischen Behörden unermüdlich um ihren Landsmann gesorgt hätten. Diese »Beweis, dass die Revolution ihre Kinder nicht im Stich« lasse, habe bei vielen Angehörigen der dortigen Belegschaft das Verständnis für die Realitäten Kubas gestärkt. »Die Pfleger haben eine sehr schöne Beziehung zu Félix aufgebaut. Sie schrieben ihm kleine Briefe, die sie ihm durch das Fenster der Isolierstation zeigten. Und als er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, haben sie ihm einen Pullover mit der Unterschrift aller Personen geschenkt, die ihn betreut haben.«
Auch Báez selbst dankte den Schweizer Medizinern: »Die Betreuung im Krankenhaus war einzigartig. Ich war vollkommen überzeugt davon, dass ich gerettet werden und zurückkehren würde«, sagte er in Havanna, während er seine Frau Vania Ferrer und seinen Sohn Alejandro umarmte. »Ich hatte wie wir alle eine große Verpflichtung gegenüber der Revolution und konnte nicht zulassen, sie nicht zu erfüllen: Heil und gesund nach Hause zu kommen.«
Derzeit sind in Westafrika 256 kubanische Ärzte im Einsatz, um zum Kampf gegen die Ebolabeizutragen. Die meisten von ihnen arbeiten wie Félix Baez in Sierra Leone, weitere in Liberia und in Guinea. Die Seuche hat nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bislang mehr als 6100 Menschen getötet, insgesamt seien über 17.000 Fälle der Krankheit diagnostiziert worden.
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André Scheer
Junge Welt, 07.12.2014