»In erster Linie ein kulturelles Gut«
Kuba bereitet sich auf die nächste Buchmesse in Havanna vor. Ein Gespräch mit Zuleica Romay.
Zuleica Romay ist die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts (Insituto Cubano del Libro, ICL) |
Welche Aufgabe hat das kubanische Buchinstitut, dessen Präsidentin Sie sind?
Das Instituto Cubano del Libro wurde 1967 gegründet und hat die Aufgabe, das kubanische Verlagswesen zu koordinieren. In unserem Land gibt es 186 Verlage und Institutionen, die Bücher herausgeben. Wir erhalten vom Statt jährlich umgerechnet rund zweieinhalb Millionen Dollar für die Anschaffung der Materialien zur Herstellung der Bücher, für ihren Vertrieb und für Veranstaltungen auf der Buchmesse. Dadurch konnten wir in den vergangenen Jahren zu jeder Buchmesse eine Produktion von 320 bis 340 Titel sicherstellen, die in einer Mindestauflage von 3.000 Exemplaren herausgebracht werden. Kinder- und Jugendbücher kommen auf bis zu 20.000 Exemplare.
Welche Besonderheiten haben Sie für die kommende Buchmesse vorgesehen?
Sie findet vom 12. bis 22. Februar 2015 u.a. in Havanna in der historischen Festungsanlage Fortaleza de San Caros de La Cabaña statt. Sie ist der Schriftstellerin Olga Portuondo Zúñinga sowie dem Schriftsteller und Musiker Leonardo Acosta, einem großartigen Saxophonisten, gewidmet. Unser Gastland wird Indien sein. Außerdem begehen wir den 400. Jahrestag der Veröffentlichung des zweiten Teils von Miguel de Cervantes »Don Quijote«. Und wir bereiten Veranstaltungen zu aktuellen Themen vor, auch aus der Wissenschaft.
Welche Aufgaben hat das ICL über die Messe hinaus?
In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal zwei Produktionspläne verabschiedet. Der eine betrifft die Herstellung von rund 4000 gedruckten und zweiter die von 250 digitalen Titeln. Die Herstellung läuft sehr gut – das Problem ist aber, daß bei uns noch kaum E-Book-Reader im Angebot sind. Wer einen besitzt, hat ihn aus dem Ausland mitgebracht oder geschickt bekommen. Dennoch, die Nachfrage ist da.
Was unternimmt Ihr Institut zur Verbreitung kubanischer Literatur außerhalb Kubas?
Wir organisieren die Teilnahme an 14 internationalen Buchmessen. Dabei koordinieren wir die Präsentationen verschiedener Verlage. In den meisten Messen sind wir mit eigenen Ständen präsent.
Welche Rolle spielt bei Ihnen der kommerzielle Aspekt?
Für uns sind Bücher in erster Linie ein kulturelles und kein kommerzielles Gut, Der kommerzielle Aspekt spielt eine untergeordnete Rolle. Außerdem organisieren wir die Buchmesse sehr bewusst als Volksfest für alle und nicht als Event für eine Bildungselite.
|
Volker Hermsdorf, Havanna
Junge Welt, 30.10.2014