»Todos al la Plaza!«
Kubas Arbeiter rüsten sich für die Maidemonstration in Havanna
Wie in jedem Jahr werden sich die Straßen und Plätze Kubas auch an diesem 1. Mai wieder in ein Meer von roten Fahnen verwandeln. Millionen Menschen werden auf der sozialistischen Karibikinsel gemeinsam mit Besuchern aus aller Welt an den Demonstrationen, Kundgebungen und Feiern teilnehmen, die in diesem Jahr unter dem Motto »Einheit und Effizienz für unseren Sozialismus« stehen. Wie die Tageszeitung Granma berichtete, haben sich bis zum Wochenende Hunderte Gewerkschaftsführer, Vertreter sozialer Bewegungen und von Kuba-Solidaritätsorganisationen aus allen Kontinenten beim Gewerkschaftsdachverband CTC und dem Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) zur Teilnahme an der Abschlußkundgebung auf dem Platz der Revolution in Havanna angemeldet.
In der Nacht zum 1. Mai gibt es in der Hauptstadt nur wenig Schlaf. Kurz nach Mitternacht setzen sich bereits erste Gruppen in Bewegung, um möglichst weit vorn dabei sein zu können. Kurz darauf beherrscht das Motorengedröhn der Busse, mit denen Demoteilnehmer aus den Vororten und umliegenden Dörfern anreisen, die nächtliche Geräuschkulisse. Spätestens ab fünf Uhr füllen sich dann die Straßen und Plätze im Zentrum Havannas mit Fahnen- und Plakate schwenkenden Menschen und ihrem traditionellen Ruf: »Todos a la Plaza!« - Alle auf zum Platz der Revolution!
Die offiziell um 7:30 beginnende Demonstration in der kubanischen Hauptstadt wird in diesem Jahr von der Gewerkschaft der Beschäftigten des Gesundheitswesens angeführt. An der Spitze des Blocks marschieren Krankenschwestern, gefolgt von weiteren Beschäftigten der 41 großen Krankenhäuser, Polikliniken der Stadtteile, Forschungseinrichtungen, Apotheken, Alters- und Pflegeheimen, der Blutbank sowie den Studien- und Ausbildungsstätten wie der Lateinamerikanischen Schule für Medizin (ELAM). Neben den weißen Kitteln der Pflegekräfte wird der führende Demoblock von den Fahnen der 68 Länder geprägt sein, in denen derzeit mehr als 40.000 kubanische Ärzte und Pfleger im Einsatz sind. Der zweite und dritte Block werden von den Gewerkschaften der Bauarbeiter sowie der Lehrer und Erzieher gebildet. Insgesamt werden alle 17 Einzelgewerkschaften des Landes, die sozialen Organisationen und die verschiedenen Wohngebiete der Hauptstadt eigene Marschkolonnen bilden.
Nach der Teilnahme an der zentralen Demonstration und Kundgebung i Havanna sind Delegationen und Gäste aus aller Welt am 2. Mai zu einem »Internationalen Treffen der Solidarität mit Kuba« in den Kongreßpalast der Hauptstadt eingeladen. Neben Informationen über die aktuellen wirtschaftlichen Veränderungen in Kuba soll die Konferenz vor allem auch ein Zeichen der Unterstützung des Kampfes der Arbeiter und Gewerkschaften in Venezuela für den Erhalt des Friedens und der Selbstbestimmung in ihrem Land sein. Am 3. und 4. Mai schließt sich dann am Sitz des CTC in Havanna das sechste Treffen von Gewerkschaftern aus »Unserem Amerika« an, auf dem unter anderem gemeinsame Aktionspläne gegen neoliberale Tendenzen auf dem Kontinent vereinbart werden sollen.
In den Tagen vor dem 1. Mai, der in Kuba sowohl als Aktions- und Kampftag der organisierten Beschäftigten als auch als Feiertag begangen wird, wird ein umfangreiches Rahmenprogramm angeboten, das sich in erster Linie an kubanische Arbeiter und deren Familien richtet, aber auch Besuchern und Gästen offensteht.
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Volker Hermsdorf, London
Junge Welt, 29.04.2014