Gedenken an »Tania«
Nachlaß von Tamara Bunke in Havanna an Kubanisches Institut für Völkerfreundschaft übergeben. Hans Modrow würdigt Gefährtin Che Guevaras.
Als Dank Kubas nehmen Hans Modrow und Heike Thiele ein Portrait von Tamara Bunge entgegen. |
Das Hab und Gut der 1967 in Bolivien getöteten argentinisch-deutsch-kubanischen Revolutionärin Haydée Tamara Bunke ist seit dieser Woche Teil von Kubas Sammlung historischer Andenken an die revolutionäre Bewegung. Der Vorsitzende des Ältestenrates der deutschen Linkspartei und vorletzte DDR-Ministerpräsident Hans Modrow übergab den Nachlaß am Mittwoch in Havanna an die Vorsitzende des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP), Kenia Serrano. Dort werden künftig eine Uniform, ein Notizbuch, Fotos, Briefe und andere Dokumente der Kampfgefährtin Che Guevaras aufbewahrt. »Es sind nur wenige Stücke, aber sie zeugen von der tiefen Liebe Tamaras und ihrer 2003 in Berlin verstorbenen Mutter Nadja zu Kuba und seiner Revolution«, sagte Modrow bei der Übergabe. Serrano ihrerseits überreichte den Besuchern ein Porträt der in Kuba als Heldin verehrten »Tania La Guerillera«.
Zu Beginn der Veranstaltung hatten Pioniere in deutscher und spanischer Sprache Gedichte von Bertolt Brecht vorgetragen. Modrow erinnerte daran, daß über 200 Schulen, Jugendbrigaden, Kindergärten und andere Einrichtungen in der DDR nach der Kommunistin Tamara Bunke benannt worden waren. Nach der »Wende« seien diese Namen zwar überall getilgt worden, das Gedenken an »Tania« habe sich aber als unauslöschlich erwiesen. Die sterblichen Überreste der Guerillera waren 1998 nach ihrer Entdeckung von Bolivien nach Kuba überführt und im Dezember des gleichen Jahres in der Gedenkstätte für Ernesto Che Guevara in Santa Clara feierlich beigesetzt worden.
Die aus einer kommunistischen Familie stammende Revolutionärin, deren Eltern vor der faschistischen Verfolgung nach Argentinien geflohen waren, wurde 1937 in Buenos Aires geboren. 1952 zog sie mit ihren Eltern in die DDR, wurde mit 18 Jahren Mitglied der SED und engagierte sich für die revolutionären Befreiungskämpfe in Lateinamerika, vor allem für die Revolution in Kuba. 1961 reiste sie auf Einladung des ICAP nach Kuba, studierte dort zunächst Journalismus, arbeitete im Erziehungsministerium und schloß sich später der von Che Guevera geführten Guerillabewegung in Bolivien an. Am 31. August 1967 wurde sie in einem Hinterhalt von den Truppen des bolivianischen Regimes erschossen.
Hans Modrow nannte sie auf der Veranstaltung, an der auch Ches Tochter Aleida Guevara teilnahm, eine »überzeugte Internationalistin«, die mit 30 Jahren für die Vision eines freien Boliviens gestorben sei. Und er fragte: »Wer hätte nach der Ermordung Ches und Tamaras geglaubt, daß dieses Bolivien einmal einen Präsidenten haben würde, der wie Evo Morales ein enger Freund Kubas ist.«
|
Volker Hermsdorf
Junge Welt, 14.02.2014