Havannas Außenminister ruft zur humanitären Hilfe auf. Medizinische Programme ausgedehnt
Kubas Regierung hat wiederholt darauf hingewiesen, daß sich die soziale Situation in Haiti mit der
politischen Krise weiter verschärft. Zu alten Problemen, deren Ursachen in der kolonialen Ausbeutung
lägen, seien neue hinzugekommen. Deren Gründe seien in der aktuellen Weltwirtschaftsordnung zu suchen.
»Die Zusammenarbeit mit Haiti ist deshalb besonders für die karibischen Nachbarstaaten eine Pflicht«, das
hatte der kubanische Außenminister Felipe Pérez Roque bereits vor gut einer Woche anläßlich einer
Ministertagung der karibischen Staaten in Panama-City erklärt. Havanna geht es dabei vor allem um
humanitäre Unterstützung, wie sie Kuba seinem Nachbarstaat seit mehreren Jahren gewährt.
So arbeiten gegenwärtig 332 kubanische Ärzte in Haiti. Nach Angaben des Ministers erreicht ihre Hilfe 75
Prozent der 8,3 Millionen Haitianer. Haiti selbst verfügt über weniger als 2.000 Ärzte. Von diesen sind
rund 90 Prozent in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince im Einsatz. In den von den kubanischen
Ärzten betreuten Regionen ist die Kindersterblichkeit von 80 auf 28 je tausend Lebendgeborene gesunken.
In Kuba selbst lag die Kindersterblichkeit im vergangenen Jahr bei 6,3 je tausend Lebendgeborene, ein
Wert, der auch von vielen entwickelten Industriestaaten der sogenannten ersten Welt nicht erreicht wird.
Zusätzlich zu dem Einsatz von Medizinern haben kubanische Techniker in Haiti im gleichen Zeitraum 2.169
medizinische Geräte in Stand gesetzt. Inmitten der gewalttätigen Unruhen in Haiti hat Kuba seine
medizinische Hilfe ausgebaut und zusätzlich Medikamente nach Haiti geschickt.
Veröffentlichung |
Peer Smid, Santiago de Cuba
Junge Welt, 04.02.2004