Yoani Sánchez auf Tournee
Top Dissidentin und Bloggerin in 80 Tagen um die Welt
Yoani Sánchez ist die unangefochtene Top "Dissidentin" und der Star der westlichen Medien. Für sie haben die USA sogar ihre Blockadegesetze außer Kraft gesetzt. Yoani Sánchez ist der einzige in Cuba lebende Mensch, der auf seinem Blog mit dem Paypal-System sein Geld eintreiben darf. Alle anderen Bewohner Cubas treffen die Wirtschaftssanktionen der USA, die unter anderem jegliches Geschäft übers Internet verbieten.
Diese so privilegierte Person hat nun ihre Rundreise in Brasilien begonnen. Dort kam es gleich am ersten Flughafen zu Protesten, die von der Bloggerin scheinbar begeistert aufgenommen wurden, zeigten sie doch, welche Meinungsfreiheit in Brasilien herrsche. Beim zweiten Flughafen zog sie es aber bereits vor, durch die Hintertür zu verschwinden und die Gegendemonstranten wurden hier bereits zu "Terroristen". Die erste Veranstaltung, bei der ein obskurer Dokumentarfilm ihres brasilianischen Gastgebers und völlig unbekannten Filmemachers mit dem Titel "Verbindung Cuba-Honduras" gezeigt werden sollte, wurde abgesagt, als die Besucher eine Debatte forderten. Anscheinend hat Yoani Sánchez bereits Abstand von ihrer Reise nach Argentinien genommen.
Zweifache Katastrophe
Unter anderem weigerte sich die Bloggerin, dort eine Erklärung gegen die Blockade und für die Befreiung der Fünf zu unterzeichnen. Trotzdem hielt sie im brasilianischen Parlament eine Rede zu diesem Thema. Über die Blockade, die sie immer "Embargo" nennt, sagte sie, man solle sie beenden, da dieses "Embargo" in Cuba benutzt werde, um sich als belagertes Land zu definieren. Wenn es kein Embargo mehr gäbe, hätte man nichts mehr, womit man sein Scheitern erklären könne. Eine Argumentation, die haargenau der des UNO-Botschafters der USA entspricht, die er jedes Mal zum besten gibt, bevor die UNO-Vollversammlung ihr Votum gegen die Blockade abgibt.
Über die "Fünf" sagte Yoani, dass sie es lieber sähe, sie würden freikommen, einfach weil die Kampagnen für ihre Freilassung zu teuer wären und man das Geld besser anderweitig verwerten könne. Da würden Reisen bezahlt und Anzeigen in der internationalen Presse geschaltet, ganz abgesehen von der Zeit, die man in den Schulen damit vergeude, über diese fünf Angehörigen des Innenministeriums zu sprechen.
Keinen Tag später hieß es in der Presse Miamis: "Yoani Sánchez fordert Freiheit für die fünf Spione. Sie kritisierte auch das US-Embargo gegen Cuba." Gleich wurde klar, dass man sie nun auch in Miami nicht mehr haben wollte. Jetzt sah die Bloggerin aber ihre Felle davonschwimmen und zog die Notbremse. Schnell formulierte sie ihr "mea culpa", "eine wichtige Erklärung". Nein, die Fünf seien rechtmäßig verurteilt worden, heißt es nun, denn es seien 5 Spione, die fortgesetzt legale Möglichkeiten gehabt hätten, vor den Gerichten ihre Unschuld zu beweisen.
Die raue Wirklichkeit hat die Bloggerin eingeholt. So geschützt und unangetastet wie in Cuba lebt es sich nirgendwo.
Und Europa?
Wenn die Begeisterung über ihren Besuch sich in Lateinamerika offensichtlich in Grenzen hält, in Europa und den USA wird sie sicher mehr Erfolg haben – taz und Neuer Züricher Zeitung sei Dank. Soviel Blößen kann sie sich gar nicht geben, als dass man dort diese Ikone in Zweifel ziehen würde.
Finanziert wird die Reise unter anderem von Organisationen wie Amnesty International, die wohl die Tickets zu diversen Veranstaltungen in Europa bezahlen, wie z.B. zum Filmfestival über Menschenrechte in Amsterdam. Die New Yorker Universitäten finanzieren ihren Aufenthalt in dieser Stadt. In Spanien übernimmt der Kongress der sozialen Netze i-redes die Kosten.
R.F., kaos en la red, cubadebate rebelión
Cuba kompakt, 15.03.2013