Schritt für Schritt

Die Wirtschaft Kubas erholt sich langsam.

Die kubanische Wirtschaft befindet sich nach wie vor in einer angespannten Ausnahmesituation, die starke Auswirkungen auf die Bevölkerung hat.

Photovoltaikenergie in Matanzas

Die Nutzung von Photovoltaikenergie in Matanzas entspricht der Betriebsleistung zur Einsparung von zweitausendfünfhundert Tonnen gleichwertigem Brennstoff und dem Vorteil, keine Treibhausgase wie Kohlendioxid zu emittieren, für nicht weniger als achttausend Tonnen.
Foto: José Miguel Solís Díaz


Die wirksame Kontrolle bzw. die Bekämpfung des COVID-19-Virus – unter anderem der Fortschritt bei den Impfungen – tragen dazu bei, dass sich die kubanische Wirtschaft allmählich erholt. So die Einschätzung des stellvertretende Ministerpräsident und Minister für Wirtschaft und Planung Alejandro Gil Fernández bei der Eröffnung der wirtschaftlich-produktiven Aktionstage in der Handelskammer der kubanischen Hauptstadt. Ziel dieser Aktionstage war es, zur Dynamisierung der kubanischen Wirtschaft beizutragen und den strategischen Beschlüssen des VIII. Parteitages Nachdruck zu verleihen.

Ebenfalls wies er darauf hin, dass die 243 Maßnahmen zur Verschärfung der US-amerikanischen Wirtschaft- Handels- und Finanzblockade gegen Kuba sowie die weitgehende Lähmung der Wirtschaft durch die drastische Einschränkung des Tourismus, zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 10,9% im Jahr 2020 geführt hat. Dies war verbunden mit dem Hinweis darauf, dass Kuba über viele Reserven verfüge, die mobilisiert werden können.

Alejandro Gil Fernández bekräftigte, dass die Umsetzung neuer Vorschriften zur Förderung der monetären Wiederbelebung, die im Kontext mit der "Aufgabe Neuordnung" ("Tarea Ordenamiento" – Währungs- und Wechselkursvereinigung, Cuba Libre berichtete) ab dem vierten Quartal 2021 eine stete Erholung der Wirtschaftstätigkeit ermöglichen werde. Auch wenn günstige Voraussetzungen gegeben seien, betonte er, um keine falschen Erwartungen zu wecken, dass eine Erholung von einer solchen wirtschaftlichen Ausnahmesituation keine leichte Aufgabe sei und keine Angelegenheit, die nur wenige Wochen oder Monate dauern werde: "Der Weg zur Lösung liegt in der produktiven Erholung, in der Fähigkeit, mehr Waren und Dienstleistungen zu produzieren, in der Fähigkeit, mit größerer Dynamik in diese Phase der schrittweisen Erholung der Wirtschaft einzutreten", sagte er.

Digitale Plattformen für die kubanische Wirtschaft

Während der Aktionstage fanden diverse Konferenzen zu spezifischen Themen der kubanischen Wirtschaft statt und es wurden unter anderem die digitalen Plattformen Business Guide und das kubanische Observatorium für Wirtschaftswissenschaften präsentiert.

Der Präsident des Nationalen Vereinigung der Ökonomen und Buchhalter (ANEC – Asociación Nacional de Economists y Contadoreds de Cuba) bezeichnete die beiden Plattformen als nützliche Instrumente für die Wirtschaftsakteure und die Bevölkerung.

Landwirtschaftsgesellschaft Valle del Yabú

Alexander Cárdenas Alonso gehört zu den herausragendsten Erzeugern der Kredit- und Dienstleistungsgenossenschaft (CCS) Osvaldo Herrera, die zur Landwirtschaftsgesellschaft Valle del Yabú gehört Foto: Telecubanacán


Auf der digitalen Plattform Business Guide werden Informationen von allen an der kubanischen Wirtschaft Beteiligten zusammengeführt, die das Zusammenwirken der Akteure, zum Beispiel bei der Vermarktung, verbessern.

Die wesentliche Aufgabe der kubanischen Beobachtungsstelle für Wirtschaftswissenschaften ist die Sammlung und Analyse von Informationen der verschiedensten Quellen, um diese dann der Bevölkerung zugänglich zu machen.

Die ersten 35 KKMU zugelassen

Wie Cuba Libre berichtete, können Kleinst-, Klein- und Mittelgroße Unternehmen (KKMU) als juristische Personen (etwa vergleichbar mit: Gesellschaft mit beschränkter Haftung – GmbH) gegründet werden, um ihre wirtschaftliche Tätigkeit auszuüben.

Diese Unternehmensformen sind zusammen mit den nichtlandwirtschaftlichen Genossenschaften Teil der Bemühungen des Landes, eine prosperierende und nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Sie haben sich in den nationalen Entwicklungsplan einzuordnen.

Ende September wurden die ersten 35 KKMU zugelassen. Dabei handelt es sich um 32 private und drei staatlichen Unternehmen.

Mehr als ein Drittel dieser neuen nicht-staatliche Unternehmensform sind in der Lebensmittelproduktion tätig, sechs in der verarbeitenden Industrie, drei im Bereich Recycling und drei im Wissenschafts- und Technologiepark von Havanna. Sie verteilen sich auf elf der 15 Provinzen. Weniger als ein Drittel ist im Export engagiert und fünf gehören zu lokalen Entwicklungsprojekten.

Bei 20 dieser Unternehmen handelt es sich um eine Rechtsform der "Arbeit auf eigene Rechnung" (Cuentapropistas – am besten passt hier die Übersetzung "Solo-Selbstängige"). Bei den verbleibenden 15 handelt es sich um Neugründungen.

Zurzeit befinden sich weitere Anträge auf Gründung von KKMU in Bearbeitung, und bisher wurde noch keiner abgelehnt.

Kuba setzt auf die schrittweise Öffnung seiner Wirtschaft

Der Minister für Wirtschaft und Planung, Alejandro Gil Fernández, legte auf der Ende August durchgeführten Sitzung einen Bericht über die Wirtschaftsleistung vor.

Die Verschärfung der US-Blockade, die durch COVID-19 vertiefte internationale Wirtschaftskrise und die epidemiologische Situation selbst führen dazu, dass die Situation Kubas zu Beginn des vierten Quartals des Jahres weiterhin komplex ist. Dennoch konnte Kuba sich zu einer schrittweisen Öffnung seiner Wirtschaft verpflichten, die sich günstig auf die produktiven Tätigkeiten auswirken dürfte.

Das Wachstum der Beschäftigung kann als positiv bezeichnet werden. So haben sich im Berichtszeitraum mehr als 200.000 Menschen bei den städtischen Arbeits- und Sozialämtern um eine Stelle beworben, von denen knapp 140.000 einen neuen Arbeitsplatz erhalten haben. Dazu kommen noch etwas weniger als 5.500 Menschen, die an Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen, um einen Arbeitsplatz zu finden.

In der Bilanz der nationalen Produktion der Hauptnahrungsmittel, wie Reis, Mais, Bohnen, Milch, Eier und Gemüse, sowie der Rind- und Schweinefleischerzeugung, wurde deutlich, dass der Bedarf nicht gedeckt wurde. Es gäbe aber eine positive Tendenz, denn im August standen mehr Produkte zur Verfügung als in den Vormonaten. Dieser Trend setzte sich auch im September fort.

Der Minister schätzte ein, dass bei Einhaltung des Pandemiebekämpfungskonzepts und der ergriffenen Wirtschaftsmaßnahmen gute Voraussetzungen bestehen, um mit zusätzlichen Anstrengungen im vierten Quartal ein möglichst hohes Wirtschaftswachstum und einen besseren Start in das Jahr 2022 zu ermöglichen. Die Wiedereröffnung des Tourismus am 15. November 2021 wird einen Beitrag dazu leisten, da dieser Umstand auf internationaler Ebene bereits an Dynamik gewinnt.

Hotel Nacional
Der Tourismus, eine Schlüsselwirtschaft Kubas, kommt langsam wieder in Schwung.
Foto: Prensa Latina


Ausländische Investitionen

Der Ministerrat genehmigte unter anderem erweiterte Möglichkeiten (Portfolio) bei ausländischen Investitionen, die nun 678 Projekte – also 175 mehr – umfassen.

Der Minister für Außenhandel und Investitionen Rodrigo Malmierca Díaz, wies auf die größere Bedeutung von ausländischen Investitionen in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation hin.

Alle Projekte, sowohl die 429, die sich auf alle Provinzen verteilen, als auch die 59 in der Sonderentwicklungszone Mariel, entsprechen den strategischen Achsen des "Nationalen Plans für wirtschaftliche und soziale Entwicklung bis 2030".

Der Minister betonte jedoch, dass bei aller Notwendigkeit von ausländischen Investitionen die Souveränität Kubas bewahrt wird.

Operation Hafen-Verkehr-Binnenwirtschaft

Ziel der Operation Hafen-Verkehr-Binnenwirtschaft ist es alle Hindernisse bei der Verteilung von importierten Waren zu beseitigen, damit diese nicht irgendwo in Kuba stecken bleiben.

Vom Verkehrsminister Eduardo Rodríguez Dávila wurde ein Bericht über die Ergebnisse dieser Operation im ersten Halbjahr vorgelegt. Demnach gibt es immer noch subjektive und objektive Unzulänglichkeiten. Viele davon könnten aber in Angriff genommen werden, sobald die Mittel und Ressourcen zur Verfügung stehen.

Kampf gegen Gesetzesverstöße

Angeregt vom Bericht der Rechnungsführerin der Republik, Gladys Bejerano Portela, zum ersten Halbjahr über den Aktionsplan zur Kontrolle des Nationalen Rechnungsprüfungssystems, führte der Präsident der Republik aus, dass der Schlüssel zur Lösung des Problems von Verstößen gegen die kubanischen Gesetze, im Entwurf eines Systems der Volkskontrolle liege, das darauf abzielt, allen Abweichungen von der sozialistischen Gesetzgebung im Kampf gegen die Korruption entgegenzutreten. "Alle Macht, die in Kuba ausgeübt wird, wird durch das Volk ausgeübt, mit der Beteiligung des Volkes, um die Probleme der Gesellschaft zu lösen, und dies ist eines von ihnen." sagte der Präsident Miguel Diáz Canel.

CUBA LIBRE Peter Knappe

CUBA LIBRE 1-2022