Ein Abkommen zur Förderung des Dialogs


Der Bevölkerungsfond der Vereinten Nationen, UNFPA, und die Regierung des Königreiches der Niederlanden haben am 29. März ein Abkommen zur Implementierung der 2. Phase des Projektes "Sexualerziehung, sexuelle Gesundheit und Menschenrechte" des (kubanischen) Nationalen Zentrums für Sexualerziehung (CENESEX) unterschrieben.

Das Dokument – unterzeichnet von Rafael Cuestas Bocanegra, dem internationalen Programmkoordinator des UNFPA-Büros in Kuba, und Alexandra Valkenburg, der Botschafterin des Vereinigten Königreiches der Niederlande in Kuba – dient dem Zweck, das erwähnte Projekt zu fördern, dessen Zielsetzung darin liegt, die Stigmatisierung und Diskriminierung verletzlicher Bevölkerungsschichten mittels des Zugangs zum System der Integralen Sexualerziehung (Educación Integral de la Sexualidad – EIS) und zur sexuellen Gesundheit, sowie zu den Garantien der sexuellen und reproduktiven Rechte zu reduzieren.

Außerdem führte die Unterzeichnung des Abkommens auch zu einem Zusammentreffen zwischen Dr. Mariela Castro Espín, der Direktorin von CENESEX und Mariette Bussemaker, der Ministerin für Bildung, Kultur und Wissenschaften der Niederlande, wie auch zu einem kurzen Austausch mit Vertretern und Aktivisten der kommunalen Netzwerke von CENESEX, an dem auch der politische Hauptberater der Oberschul- und Hochschulerziehung (der niederländischen Antilleninsel) von Aruba, James Alexander van der Linde teilnahm.

Bei einem Treffen mit der Presse erklärte Dr. Castro Espín, dass über die UNFPA, "eine Agentur mit der wir enge Verbindungen unterhalten und deren Unterstützung bei der Entwicklung des kubanischen Programms der Sexualerziehung sehr wichtig gewesen ist", die Geldmittel geflossen sind, um dieses, seit 2014 durchgeführte Projekt voranzubringen, das sich in seiner zweiten Phase für weitere drei Jahre fortentwickeln wird. "Von einer Position des Respekts aus wollen wir Räume zum Dialog und zur Sensibilisierung bereitstellen, um den karibischen Ländern, und insbesondere denen, die Teil des Königreichs der Niederlande sind, nämlich Aruba, San Martín und Curaçao, unsere Arbeit und die von uns nach und nach entwickelten Formeln und Strategien vorzustellen, die das Leben und die Gesundheit der Menschen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, sowie die Intergrale Sexualerziehung und die sexuellen und reproduktiven Rechte betreffen, zu denen unter anderem auch die Rechte der LGBT-Bevölkerung (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender) gehören; und ihnen für den Fall, dass sie darum bitten, Handlungshilfen zu geben", berichtete die Direktorin von CENESEX.

Es gehe darum, wie sie sagte, ihnen das Wissen zur Verfügung zu stellen, damit sie über eine Reihe von Problemen nachdenken könnten, die es in allen Ländern gibt, wobei die Region besonders betont wird, damit jeder Teilnehmer sich dazu motiviert fühlt, diese Überlegungen auf seine Realität zu übertragen und eigene Werkzeuge zu suchen, die ein Handeln dort selbst möglich machen.

Für Rafael Cuestas, ist "Kuba ein Bezugspunkt in der Region", wobei er die Fortschritte hervorhob, die das Land im Hinblick auf die Einbeziehung der Sexualerziehung in die verschiedenen Ebenen des Unterrichtswesens erzielt habe, ein Beispiel darstellten. "CENESEX ist ein Akteur, der eine Veränderung in der gesamten Region in Gang setzen kann", wie er zu bedenken gab.

Zehn Jahre nach dem Beginn der kubanischen Aktionstage gegen Homo- und Transphobie, führe dies dazu, "eine Bilanz dessen zu ziehen, wie wir begonnen haben, was unsere Vorhaben gewesen sind, was davon wir erreicht haben und was immer noch vor uns liegt". Dabei wies Dr. Castro Espín auch darauf hin, dass "sich unter den vorrangigen Zielen das Vorankommen innerhalb des gesetzgeberischen Pakets befindet, das wir vorbereitet haben, sobald die angekündigten verfassungsmäßigen Veränderungen vorgenommen werden, und zu denen eine Reihe wichtiger Vorschläge gehören sollten, die über die Nationalversammlung und andere Wege ihren Eingang gefunden haben, darunter auch der letzte Parteitag mit seinen politischen Strategien und Zielsetzungen, die sich in allgemeinen konstitutionellen und legislativen Veränderungen niederschlagen müssen."

Sie erwähnte, dass "wir viele Wünsche haben, die zuweilen nicht mit der Existenz ausreichender Arbeitsgruppen und der hinreichenden Beherrschung der Auswirkungen einhergehen, die bestimmte Veränderungen mit sich bringen können", und dass die besagten Vorschläge diskutiert und analysiert würden, um keine nur oberflächlich gestalteten Maßnahmen zu treffen. Aber, "wir sind vorangekommen, man sieht Ergebnisse, und die wichtigste Veränderung lässt sich innerhalb der Bevölkerung selbst erkennen", wie sie unterstreichend hinzufügte.

In anderem Zusammenhang fügte sie hinzu, dass Kuba darüber hinaus im Laufe der Zeit sein – offiziell 1996 implementiertes – Programm der Sexualerziehung perfektioniert habe, auch wenn bereits seit den 1970er Jahren an diesbezüglichen Themen gearbeitet worden sei, deren Schwächen und Stärken heute deutlicher hervorträten und benennbarer seien. Genau deshalb seien die Thementage dieses und des nächsten Jahres den schulischen Räumen gewidmet, um unter dem Motto "Por escuelas sin homofobia ni transfobia. ¡Me incluyo!" (Für Schulen ohne Homophobie und Transphobie. Ich bin dabei!), dieses Thema in enger Verbindung mit dem Bildungsministerium und dem schulischen Programm der Sexualerziehung zu behandeln und auf integrale Weise insbesondere die Ausbildung des Erziehungspersonals zu stärken.

Das Ziel bestehe darin, innerhalb der Schulen und der Lehrerausbildungsstätten spezifische Aktivitäten gegen homophobes und transphobes Mobbing zu entwickeln, um das Bestehende sichtbar zu machen und sowohl beim Personal der Bildungseinrichtungen als auch in den Familien und bei der Schülerschaft verschiedener Altersstufen die Bedingungen dafür zu schaffen, die jeweils anderen respektieren zu lernen und den psychologischen Schaden für die Opfer zu begreifen, wie die Direktorin von CENESEX erklärte.

Die Implementierung der ersten Phase des Projektes "Sexualerziehung, Sexuelle Gesundheit und Menschenrechte" führe in Bezug auf die Mission von CENESEX zu bedeutenden Erfolgen, indem sie die Möglichkeit eröffne, ihre Erfahrung und Wirkung bezüglich der Sexualerziehung, der sexuellen Gesundheit und der Menschenrechte auf nationaler und internationaler Ebene, sowie den Arbeitsplan der UNFPA in Kuba zu systematisieren, zu verstärken und auszuweiten.

Mit der Unterzeichnung der zweiten Phase des Projekts werde angestrebt, die Stärkung der institutionellen Kapazitäten von CENESEX im Rahmen der Integralen Sexualerziehung mit der Fokussierung auf die Menschenrechte in Kuba und in der Region fortzusetzen, um außerdem auch die Anwaltschaft in eben diesen Themenbereichen im Raum der insularen Karibik zu erhöhen.

Autorin: Lisandra Fariñas Acosta / Übersetzung: Klaus E. Lehmann
Quelle: Granma

Cuba kompakt, 15.06.2017