Die gemeinsame Corona-Spendenaktion des NETZWERK CUBA, von Cuba Sí und der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba.
Der Covid-19 Virus hat unser Land eher erfasst als Kuba und mich erreichten Mails von kubanischen Freunden: Wie geht es Euch? Passt auf Euch auf. Bei uns begannen die verschiedenen Maßnahmen der sozialen Distanzierung, während Kuba zunächst darauf setzte, das Einschleppen von außen zu begrenzen, jedem einzelnen Fall konsequent nachzugehen, so dass sich erst relativ spät lokale Infektionsherde entwickelten.
INSTITUTO CUBANO DE AMISTAD CON LOS PUEBLOS
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Kubas Gesundheitswesen zeigte sich gut vorbereitet, um der Epidemie entgegenzutreten: eine enge wissenschaftliche Zusammenarbeit, die Arbeit an möglicherweise effizienten Medikamenten und einem Impfstoff, die Vorbereitung der Krankenhäuser auf die neuen Anforderungen und darüber hinaus die allumfassende Organisation der Zivilverteidigung und eine sehr konsequente Informationspolitik von Regierung und Präsident.
Was nicht nur mich am meisten beeindruckt: Trotz Blockade und Kampf im eigenen Land gegen die Pandemie entsendet Kuba umgehend die ersten medizinischen Brigaden. Nicht nur in seine Nachbarländer, sogar nach Europa, nach Italien und Andorra - was Kuba viel Achtung und Respekt in der Welt einträgt, aber auch unverschämte Angriffe und Diffamierungen von den traditionellen Feinden. Am 27.4. sind Brigaden in 22 Ländern mit insgesamt 1.450 Fachkräften unterwegs als Ausdruck einer altruistischen und humanistischen Haltung, die der unvergleichliche Fidel Castro geprägt hat.
Spätestens als die letzten Touristen aus Kuba ausgeflogen wurden, der weltweite Austausch weitgehend zum Erliegen kam, wurde uns klar, dass die wirtschaftliche Lage mit dem langfristigen Ausbleiben von Devisen – und dies nicht nur aus dem Touristikgeschäft – äußerst prekär für Kuba werden würde. Es wurde in einer sehr kurzfristigen Absprache eine Spendenaktion des Netzwerks Cuba, der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba und Cuba Si verabredet, der Spendenaufruf konnte am 27. März veröffentlicht werden. Er wurde und wird intensiv aufgerufen und weiterverlinkt, etliche bekräftigende Mails haben uns erreicht. Parallel rief die Humanitäre Cuba Hilfe e.V. mit medicuba europa ebenfalls zu einer Spendenaktion speziell für den medizinischen Bereich auf.
Bereits am 6.4. mussten wir uns konkrete Gedanken über die Verwendung der eingehenden Spenden machen und konnten zu Ostern eine erste Überweisung von knapp über 70.000 € auf ein Konto tätigen, das bereits für Hurrikan-Spenden genutzt worden war. Da wir in ständigem Kontakt mit dem Kubanischen Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) stehen, haben wir dort von unserer Spendenaktion berichtet und in unsere weiteren politischen Aktivitäten eingebettet: Ein offener Brief der Bundesarbeitsgemeinschaft Cuba Sí der Partei "die Linke" an alle Funktions- und Mandatsträger sowie die Mitglieder der Partei mit der Aufforderung, sich aktiv gegen die Blockade und Sanktionen der USA und der westlichen Staaten einzusetzen, was auch zu einem einstimmigen Fraktionsantrag geführt hat (24.4.2020 junge Welt), eine Online-Petition der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) an den deutschen Bundestag und die Bundesregierung zur Aufhebung aller Sanktionen, sowie eine Anschreibaktion des Netzwerk Cuba an nationale und europäische Abgeordnete und Politiker mit konkreten Forderungen zu diesem Thema in ihrem jeweiligen Aktionsbereich.
Das baskische Internetfernsehen Cubainformación veröffentlichte am 10.4. bereits eine Mitteilung des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten vom Vortag über unsere Aktivitäten und zitierte aus unserem Spendenaufruf.
Schon am 14. April ging ein Brief des Präsidenten des ICAP, Fernando González Llort, an die Weltbewegung der Solidarität mit Kuba bei uns ein, in dem er auf die Fragilität der Konsumgesellschaften des kapitalistischen Systems hinweist, die Schwächen von dessen Gesundheitssystem, hervorgerufen durch die gegen das Volk gerichtete Politik der neoliberalen Regierungen, die sich dem großen Kapital und dem US-amerikanischen Imperialismus unterordnen.
"Unser Institut würdigt mit Stolz die Hilfe, die uns von Freundschaftsorganisationen, politischen Organisationen, Parlamentariern, Gewerkschaftern und sonstigen Kräften der Weltbewegung der Solidarität geleistet wird, die selbst Kampagnen gegen COVID 19 führen müssen, sowie die Dankesbriefe, die der Regierung und dem kubanischen Volk übersandt werden wegen der solidarischen, humanistischen und altruistischen Dimension ihrer Revolution. (…)
Genauso schätzen wir die andauernde Solidarität der ganzen Bewegung in Zeiten des neuen Corona-Virus in Form der Forderung nach Aufhebung der jetzt noch kriminelleren Blockade..."
Am 15. April wurde von den Aktivitäten der deutschen Solibewegung in einer der wichtigsten Sendungen des kubanischen Fernsehens, in der Mesa Redonda, berichtet auf Grundlage einer Information der Presseagentur Prensa Latina. Immer wurde die finanzielle und materielle Unterstützung und gleichzeitig der politische Einsatz gegen die Sanktionen erwähnt.
Ein namentlich an die Vorsitzenden unserer Organisationen gerichteter Dankbrief von Fernando González Llort erreichte uns 21. April. (Siehe Kasten)
Am 27. April haben wir eine weitere Überweisung in Höhe von 15.000 € auf den Weg gebracht, haben in Absprache mit der Botschaft und dem Gesundheitsministerium 6.000 Mund-Nase-Schutz-Masken besorgt und sind dabei, auf konkreten Wunsch Beatmungsgeräte zu kaufen, die mit einem Container nach Kuba verschifft werden sollen, gemeinsam mit einer Sendung von Cuba Sí an das Gesundheitsministerium. Wir werden die Spendenkampagne mit weiteren Werbemaßnahmen fortsetzen.
Neuland haben wir auch am 1.Mai betreten. Gemeinsam organisierten wir die Lifestream-Übertragung einer Diskussion zu Kuba unter Beteiligung des kubanischen Botschafters zur Fortsetzung der politischen Aktivitäten.
Was mir immer wieder aus Kuba übermittelt wird: Die Solidarität auch aus unserem Land wird als ganz wesentlich empfunden, insbesondere in diesen schwierigen Zeiten.
Angelika Becker
CUBA LIBRE 3-2020