Die Revolution fortsetzen

Kuba steht vor großen Herausforderungen. Aber wir werden unsere Aufgaben meistern.

Als erstes möchte ich euch sagen, dass es mir eine große Ehre ist, hier bei euch zu sein. Ich danke euch ganz herzlich für die bewegende Ehrung unseres Comandante en Jefe Fidel Castro. Wir Kubaner wissen, dass Fidel nicht nur unser Führer war, sondern sehr viele Freunde auf der ganzen Welt hatte. Viele Menschen kämpfen für Gerechtigkeit in der Welt, von der Fidel in seinem Revolutionskonzept sprach. Wir dürfen nicht nachlassen in unserem Kampf für eine bessere, gerechtere Welt, in welcher der Reichtum besser verteilt ist.

Ich bin eine junge Kubanerin, die nach dem Sieg der Revolution geboren wurde, in einer Zeit, als der Traum von Fidels Revolution in Kuba Wirklichkeit wurde. Für diesen Traum arbeiten alle Kubanerinnen und Kubaner, die heute auf der Insel leben und die jeden Tag vor vielen Herausforderungen stehen, um unser Projekt voranzubringen. Dieses gesellschaftliche Projekt haben wir selbst gewählt und verteidigen es jeden Tag unseres Lebens aufs neue. Dieser Traum begann mit der Revolution, der ich große Bedeutung beimesse. Auf dieser Grundlage leben wir Kubanerinnen und Kubaner.

Die mehrtägige Trauer- und Gedenkveranstaltungen nach Fidels Tod zeigten, dass das ganze kubanische Volk die Revolution anerkennt. Sie ist das Wesen unserer Gesellschaft, die Stütze, die uns darin bestärkt, gerade jetzt für unsere Ideale weiterzukämpfen, damit wir eine bessere Gesellschaft schaffen können, den »nachhaltigen und prosperierenden Sozialismus«, von dem auch unser Präsident Raúl Castro so oft spricht.

Die kubanische Revolution steht in ihrem 59. Jahr und hat schon einige sehr schwierige Situationen durchlebt. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang musste das Land mit den Auswirkungen einer Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade kämpfen, die die größte Weltmacht, die Vereinigten Staaten von Amerika, gegen uns verhängt hat. Als am 17. Dezember 2014 die Wiederherstellung der Beziehungen zwischen Kuba und den USA angekündigt wurde, glaubten einige, die Blockade sei aufgehoben. Aber das stimmt nicht. Die Blockade besteht nach wie vor und beeinträchtigt immer noch das Leben der Kubanerinnen und Kubaner. Unser Präsident Raúl Castro hat immer gesagt, dass die Aufhebung der Blockade eine entscheidende Voraussetzung für die Herstellung normaler Beziehungen zwischen Kuba und den USA sei. Ebenso müssen sich die USA von der widerrechtlich besetzten Marinebasis in Guantánamo zurückziehen. Ich selbst wurde in Guantánamo geboren. Guantánamo ist Teil meiner Heimat, es wurde gegen den Willen des kubanischen Volkes und der kubanischen Regierung besetzt.

Die kubanische Revolution war schon von Beginn an eine der einfachen Menschen für die einfachen Menschen, und das ist sie heute immer noch. Sie erzielte unbestrittene Fortschritte auf dem Gebiet des Gesundheitswesens, der Bildung, der Kultur, des Sports und des Sozialwesens und hatte nicht nur Auswirkungen in Kuba, sondern auch über die Grenzen der Insel hinaus. Kuba existiert heute dank der solidarischen Unterstützung, die uns viele Brüdervölker in der ganzen Welt entgegengebracht haben, so wie auch ihr hier die kubanische Revolution unterstützt. Wir danken euch für eure unermüdliche und selbstlose Hilfe und Unterstützung für unsere Sache.

Ich habe die großen Herausforderungen angedeutet, vor denen wir im Sozialen, in der Gesundheitsfürsorge und im Bildungswesen stehen. Unsere Fachkräfte sind allerdings nicht nur in Kuba engagiert, sondern auch in anderen Teilen der Welt aktiv. Kubanische Ärzte behandeln und heilen Kranke verschiedener Länder der Erde und geben ihnen damit wieder Hoffnung. Manchmal kommt es dabei zu außergewöhnlichen Situationen. Es waren kubanische Ärzte, die das Ebola-Virus in Afrika erfolgreich bekämpft haben. Wir sind stolz darauf, dass unsere Ärzte in einigen Ländern der Welt das Leid durch ihre Heilkunst lindern können.

Die Revolution wird sich niemals gegen das kubanische Volk wenden, und sie wird die Lösungen für bestehende Probleme auf keinen Fall in der Restauration des Kapitalismus suchen. Darin besteht unsere große Herausforderung. Einige haben hier über Fragen der Kultur und der Hegemonie gesprochen, die uns betreffen. Wir wollen nicht die Augen davor verschließen. Auch in unserem Land haben diese Fragen einen großen Einfluss.

Eine weitere Herausforderung ist der Kampf gegen die Versuche der USA, sich in unserem Land einzumischen. Das gilt weiterhin, allein die Methoden mögen sich geändert haben. Die Lage ist hauptsächlich in ideologischer Hinsicht komplizierter geworden. Deshalb müssen wir jeden Tag stärker werden. Der kubanischen Jugend kommt dabei eine bedeutende Rolle zu. Sie wird das Werk der kubanischen Revolution fortsetzen, das von den großen Männern wie Fidel, Raúl und vielen anderen, von denen einige ihr Leben dafür gegeben haben, begonnen wurde.

Für mich ist es in gewissser Hinsicht schwierig, heute vor euch zu sprechen, da im vergangenen Jahr an dieser Stelle Gerardo Hernández, einer der fünf Antiterrorkämpfer, auf dieser Konferenz zu euch über seine Erfahrungen sprach. Einer der wichtigsten Momente für uns an jenem bereits erwähnten 17. Dezember 2014 war nicht nur die Ankündigung der Wiederherstellung der Beziehungen zwischen Kuba und den USA. Sondern es war auch der Tag, an dem diese fünf Männer in ihre Heimat zurückkehren konnten. Das war ein Sieg für das kubanische Volk.

Kuba steht heute nicht nur vor der Herausforderung, seine Beziehungen zu den USA zu normalisieren, sondern muss auch Gesellschaft und Ökonomie modernisieren, damit Gleichheit und Nachhaltigkeit gestärkt werden können, damit auch unter widrigen und sehr schwierigen Bedingungen eine Weiterentwicklung möglich ist. Alle diese Veränderungen bedingen die Einheit des Volkes mit der Kommunistischen Partei Kubas. Die Partei ist der Motor und die Avantgarde, die die kubanische Revolution und den Sozialismus vorantreibt. Das sozialistische Prinzip des Volkseigentums an den wichtigsten Produktionsmitteln wird aufrechterhalten. Allerdings bedarf es neuer Formen, um unsere Wirtschaft besser zu machen. Der Sozialismus wird dabei weiterhin die Grundlage für die Lenkung der nationalen Wirtschaft sein. All dies ist Teil der Aktualisierung unseres revolutionären, sozialistischen Projekts, das von der Kommunistischen Partei Kubas geleitet wird. Dieser Prozess wird weitergehen. Er wird von der jungen Generation fortgesetzt und genoss von Anfang an die Unterstützung des gesamten Volkes. Dies wurde unter Beweis gestellt, als der Trauerzug mit der Urne der sterblichen Überreste von Fidel Castro mehrere Tage lang in umgekehrter Richtung der Route folgte, die die siegreichen Revolutionäre genommen hatten. Die Urne wurde in Santiago de Cuba, der Heldenstadt, beigesetzt. Diese Stadt war Schauplatz entscheidender Kämpfe der Revolution. Das Volk sprach: »Ich bin Fidel!« Wir erneuern damit unser Versprechen, dass Kuba sozialistisch bleibt, und sind gewiss, dass wir auch weiterhin die Unterstützung aller unserer Freunde in der ganzen Welt haben werden.

Vielen Dank! Es war mir eine Ehre.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

junge Welt


Dieser Artikel wurde ermöglicht
durch die Abonnnentinen und Abonennenten
der jungen Welt
Dein Abo fehlt

Arlin Alberty Loforte ist stellvertretende Direktorin der vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Kubas herausgegebenen Tageszeitung Granma Internacional.

Junge Welt, 01.02.2017