Die Karawanen der "Pastors for Peace" nach Kuba gehen weiter

Im Januar diesen Jahres wurde dem Trägerverein IFCO der "Pastoren für den Frieden" (P4P), New York, von der US-Steuerbehörde IRS die Steuerbefreiung entzogen. Seit vielen Jahren wurden sie bereits schikaniert.

Doch die legendären Solidaritätskarawanen der P4P werden unvermindert weitergehen.

Ich nahm im Sommer 2016 erstmals an der Karawane teil und erlebte bemerkenswerte Kontraste zwischen dem kapitalistischen "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" im Vergleich zum sozialistischen Nachbarn Kuba. In mehreren Routen durch die USA geht es von Norden nach Süden und dann nach Kuba – unter Missachtung der US-Gesetze.

Die P4P wollen eine von BürgerInnen bestimmte humane, soziale Außenpolitik und Diplomatie praktizieren.

Informationsarbeit in den USA

Wie bei den 26 vorherigen Solidaritätskarawanen wurde auch im Sommer 2016 in vielen US-Städten über die Beziehungen der USA zu Kuba informiert. Der Kenntnisstand darüber ist erschreckend niedrig, selbst Bundespolitiker haben geringe Kenntnisse über ihr Nachbarland, das sie so sehr nach eigenem Geschmack "verbessern" bzw. zerstören wollen. Wir sprachen mit Kongressmitarbeitern, denn es ist der Kongress, der letztlich über ein Ende der Blockade zu entscheiden hat. Vor allem die erstmals mitreisende Kubanerin aus Havanna erhielt große Aufmerksamkeit für ihre eindrucksvollen Schilderungen und überzeugenden Argumente.

Bei der Reise durch die USA fiel uns auf: "mass shootings", Unzahl an protzigen Spritfresser, der endlose Plastikmüll, Klimaanlagen im Dauerbetrieb, Reklame überall, schlechte Infrastruktur. Uns wurde erklärt, dies sei die Politik der Republikaner: Sie kürzen öffentliche Ausgaben, um "beweisen" zu können, dass "der Staat" die Probleme und Herausforderungen nicht in den Griff bekomme – und dass daher nur Privatisierung helfen könne. Und dann würden private Konzerne ihre Profite machen und die öffentliche Infrastruktur würde weiter verkommen.

Let's keep moving with Cuba

Herzlicher Empfang in Havanna

Die Solidaritätskarawane kam mit 41 Menschen aus fünf Ländern in Havanna an und brachte ihre Solidarität mit Kuba zum Ausdruck. Sie wurden mit Jubel begrüßt, denn die Karawane ist für ihre tatkräftige praktische und politische Solidarität für das sozialistische Kuba überall im Lande berühmt. Und dass es Menschen aus den USA gibt, die eine "alternative Außenpolitik" praktizieren, wo doch ihre Regierungen in den letzten 55 Jahren nichts unversucht gelassen haben, das kubanische System zu zerstören, wird ihnen hoch angerechnet.

Gespräche unter Freunden

In Havanna waren wir im Martin Luther King Center untergebracht, konnten intensive und interessante Gespräche führen und besuchten Schulen, ein Hospital, eine Arztpraxis, ein als Genossenschaft geführtes Restaurant, eine landwirtschaftliche Genossenschaft sowie die medizinische Hochschule ELAM.

Arbeit der P4P hat lange Tradtion, die fortgesetzt wird

Initiator der Solidaritätskarawanen, zugleich Leiter der Interreligiösen Stiftung für Community-Organisationen (IFCO) und der P4P war der Pastor Lucius D. Walker aus New York, der 2010 verstarb. Seine Tochter Gail und ihr Team arbeiten weiter. Das Ziel: die US-Blockade und die Reisebeschränkungen für US-Bürger nach Kuba zu durchbrechen. Im Jahr 1993 nahmen weit über einhundert BürgerInnen aus den USA an der Karawane teil. Die mitgeführten Busse, Transporter und Pkw sowie die zahlreichen Spendengüter sollten unter bewusster Verletzung der US-Bestimmungen über Mexiko nach Kuba transportiert werden. In jenem Jahr wurde der Grenzübertritt aus den USA nur durch einen wochenlangen Hungerstreik an der texanisch-mexikanischen Grenze und durch internationale Unterstützung erzwungen. Der bewegende Dokumentarfilm "Wer hat Angst vor dem kleinen gelben Schulbus?" zeigt dies eindrucksvoll.

2017 wird es wegen der Wahl von Trump zum US-Präsidenten zwei Aktivitäten geben:

1. Ende April mehrere Karawanen in den USA mit Veranstaltungen in Schulen und Kirchen, für Medien, Politiker und Abgeordnete.

2. Ende Juli eine Karawane mit Grenzübertritt nach Mexiko auf dem Weg nach Kuba – ohne Genehmigung der US-Behörde (für Ausländer nicht erforderlich), ein Akt zivilen Ungehorsams. In Kuba geht es nach Guantanamo. Diese Aktivitäten sind jetzt wichtiger denn je.

CUBA LIBRE Dr. Edgar Göll

CUBA LIBRE 2-2017