Ofelia García Campuzano von der Universtät in Guantanamo, Adriana Nivia Silvente Milhet vom ICAP und Petra Wegener , Vorsitzende der FG BRD-Kuba (v.l.n.r.)
Foto: FG, Regionalgruppe Frankfurt
Im Mittelpunkt der sehr gut besuchten Veranstaltung am 2. April 2018 im Club Voltaire, Frankfurt a. M. standen zwei Frauen, die im Rahmen der Internationalen Kampagne gegen ausländische Militärstützpunkte und des Kampfes um Guantánamo eine Rundreise durch verschiedene europäische Länder machten: Adriana Nivia Silvente Milhet vom Kubanischen Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) in der Provinz Guantánamo und Ofelia García Campuzano, Professorin an der Universität Guantánamo und Leiterin der Forschungsarbeiten zu dem US-Militärstützpunkt und seinen Auswirkungen auf Kultur und Gesellschaft im an den Stützpunkt angrenzenden Verwaltungsbezirk Caimanera, worüber sie ein Buch veröffentlichte.
Abwechselnd berichteten die beiden Guantánameras von ihrer Heimat, von der Schönheit der Landschaft der östlichsten Provinz Kubas, von deren vielfältiger wirtschaftlicher/landwirtschaftlicher Nutzung (Kaffee, Kokos, Kakao, Salz),sowie von der Bucht von Guantánamo, der flächenmäßig und geografisch drittgrößten Bucht der Welt mit der größten Wassertiefe der gesamten Karibik…
Mit karibischem Temperament und kubanischem Engagement lassen sie lebendig werden, wie Guantánamo zur Beute der USA wurde:
In den Fußstapfen der niedergehenden Kolonialmacht Spanien etablierten sich die USA als neue koloniale Großmacht und übernahmen unter anderem die politische, ökonomische und militärische Verfügungsgewalt über Kuba. 1901 entließen die USA Kuba in eine Art Scheinselbständigkeit und schlossen 1903 mit der kubanischen "Regierung" den Pachtvertrag über Guantánamo als "Abkommen über Kohleverlade- und Marineeinrichtungen in der Bahia Honda und Guantánamo" (es war die Zeit der Dampfschifffahrt).
Im Gegensatz zu anderen internationalen Pachtverträgen (Panamakanal, Hongkong, Macao, Subic Bay Philippinen) betrachten und behaupten die USA Guantánamo kraft ihrer Überlegenheit als einen Vertrag gewissermaßen für alle Ewigkeit und nutzen das 117,6 Quadratkilometer große Territorium mit seinem Tiefseehafen praktisch fortlaufend als ihr Hoheitsgebiet, woran auch der Sieg der Kubanischen Revolution nichts geändert hat bzw. ändern konnte. Entscheidend geändert hat sich mit der Revolution der Einfluss des US-Stützpunktes auf das Leben der kubanischen Bevölkerung in der Provinz: Das Rotlichtviertel wurde geschlossen; für die betroffenen Frauen als auch für die Beschäftigten auf der Basis wurden vernünftige Arbeitsplätze geschaffen. Mobilität und Präsenz von US-Amerikanern wurden radikal auf das Gebiet der Basis eingeschränkt bzw. zurückgedrängt. Die beiden Kubanerinnen beschrieben diesen Fleck der Schande auf Kuba, berichteten von Sicherheitszäunen und Minengürteln, von US-Übergriffen und Schüssen auf kubanische Soldaten und auf Fischer.
Nach 9/11 starten die USA eine weitere Eskalation des Missbrauchs des Pachtvertrages von Guantánamo: Der Stützpunkt wird zum Gefangenen- und Verhörzentrum von Menschen, die des Terrors gegen die USA verdächtigt werden. Der sogenannte Krieg gegen den Terror enthüllt den Terrorcharakter der US-Maßnahmen: Gefangene, für die ohne ordentliches Gerichtsverfahren die Unschuldsvermutung zu gelten hat, werden in sogenannten Verhören schlimmsten Misshandlungen durch Gewalt und Folter ausgesetzt, in einigen Fällen mit Todesfolge. (An dieser Stelle zitierte ein Zuhörer die Aufforderung des US-Präsidenten G. W. Bush: "Jungs, zieht beim Verhör die Handschuhe aus!"). Dies geschieht auf kubanischem Territorium und Kuba, so formulieren es die beiden Kubanerinnen, muss gedemütigt von der Überlegenheit der USA dieses Unrecht ertragen, weil, wie Ofelia klagt, "die Gerechtigkeit Hand in Hand mit den Mächtigen geht."
Im Wahlkampf 2008 versprach der spätere US-Präsident Obama das Lager zu schließen –er brach sein Versprechen! Vehement klagten die kubanischen Frauen das Fortbestehen des Folterzentrums auf ihrer Insel und in ihrer Bucht an, ebenso wie die Fortdauer der völkerrechtswidrigen US-Blockade gegen Kuba. In der anschließenden Diskussion zeigten viele Beiträge von Zuhörern das hohe Maß an Solidarität mit Kuba und eine große Hochachtung für die beiden Frauen, die gegen Militärstützpunkte und Krieg und für Frieden und Völkerverständigung durch Europa unterwegs waren. Ofelia, die mit Hinweis auf die für sie ungewohnte klimatische Kälte in Deutschland während der gesamten Dauer Mantel und Schal trug, beendete die Veranstaltung mit den Worten: "Deutschland ist von den Temperaturen her ein kaltes Land, aber Frankfurt hat uns mit viel menschlicher Wärme empfangen." Der Beifall zum Schluss der Veranstaltung war lange und herzlich.
Mehr zu Guantanamo: http://www.fgbrdkuba.de/infos/guantanamo.php
Bune und Martin Birkle
CUBA LIBRE 3-2018