Kuba im Medienspiegel

CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.

Falschmeldungen – Unterschlagungen - Manipulationen

Rotation

Rotation. Foto: Wiljo Heinen



Während die »New York Times« seit dem 12. Oktober letzten Jahres mit einer Serie von Leitartikeln in den USA die Medienblockade gegenüber Kuba zumindest ein kleines Stück aufgebrochen hat, enthalten die meisten deutschsprachigen Medien ihren Lesern und Zuschauern noch immer wichtige Informationen vor oder manipulieren die Fakten. So werden kubanische »Dissidenten« hierzulande nach wie vor gern als »unabhängige« und »pazifistische« Kämpfer für »Demokratie und Freiheit« verkauft. Eine Darstellung, von der einige US-Medien mittlerweile abrücken. Dazu zwei aktuelle Beispiele.


Fall 1:
Scharlatane und Diebe


Was die bundesdeutschen Medien von FAZ bis TAZ ihren Lesern gern verschweigen, gab die »New York Times« im November 2014 offen zu: Jahr für Jahr werden Millionen Dollar Steuergelder, mit denen Washington einen Regime-Change auf Kuba herbeiführen will, von Systemgegnern zum Kauf von Luxusartikeln verwendet.

Die mit 106 Pulitzer-Preisen ausgezeichnete einflussreiche Tageszeitung berichtete, dass die US-Regierung in den letzten 18 Jahren gut 264 Millionen Dollar ausgegeben habe, um »demokratische Reformen in Kuba« anzuregen. Auch die – wie Geheimdienste agierenden – Regierungsagenturen USAID und NED investierten Millionenbeträge in subversive Programme. Statt jedoch für die Konterrevolution verwendet zu werden, seien die Mittel zu »einem Magneten für Diebe und Scharlatane geworden«, klagte das Blatt.

Die Zeitung belegte, dass die Investitionen zum Sturz der Regierung in Havanna – die von zunächst ein paar Millionen unter Präsident George W. Bush auf 20 Millionen jährlich erhöht worden waren – über exilkubanische Contragruppen in Miami »ohne weitere Kontrollen« an Systemgegner innerhalb und außerhalb Kubas verteilt worden waren. Ein Bericht des US-Rechnungshofs aus dem Jahr 2006 belege, dass die Staatsgelder auch für private Luxusausgaben verwendet worden seien. So gönnten sich die Contras unter anderem belgische Godiva-Pralinen, Krebsfleisch, Mountainbikes, Ledermäntel, Playstations und Nintendo-Spiele. Trotz Alarm des Rechnungshofs habe der US-Kongress von 2006 bis 2008 eine weitere Rekordsumme von 45 Millionen Dollar für Projekte gegen Kuba bewilligt, kritisiert die »New York Times«. Die Zahlungen von jährlich zweistelligen Millionenbeträgen für die Konterrevolution werden auch unter Obama bis heute fortgesetzt.

ährend die US-Zeitung Fakten über die Finanzierung der antikubanischen »Opposition« veröffentlichte, versuchen die Mainstream-Medien der BRD, ihren Lesern und Zuschauern weiterhin weiszumachen, die kubanischen Systemgegner seien »unabhängig«.

Fall 2:
Pazifistische Messerstecher


Nicht nur in den USA verteilen rechte Politiker das Geld der Steuerzahler großzügig an kubanische Antikommunisten. Auch aus Europa erhalten die »Dissidenten« recht stattliche Beträge. So stattet das Europäische Parlament die Empfänger des »Sacharow-Preises« jeweils mit stolzen 50 000 Euro aus, die natürlich aus Steuergeldern finanziert werden. Aus Kuba durften sich bisher die Chefin der Gruppe »Damen in Weiß«, Berta Soler, und der Hungerstreik-Rekordhalter Guillermo Fariñas jeweils über diesen Betrag freuen.

Soler wird mittlerweile von ihren eigenen Gefolgsleuten der Unterschlagung von Zahlungen aus den USA für die Mitglieder der »Opposition« beschuldigt. Wie Cuba Libre (Heft 4/2014) berichtete, hatte sich deshalb eine Gruppe von inzwischen 39 Frauen von Solers »Damas de Blanco« abgespalten und unter dem Namen »Ciudadanas por la Democracia« (Bürgerinnen für die Demokratie) eigene Ansprüche auf Zuwendungen der US-Dienste angemeldet. Zum Sprecher ihrer neuen »Demokratie-Gruppe« machten die Abtrünnigen ausgerechnet Jorge Cervantes, einen Ex-Sträfling, der wegen Raubes und Vergewaltigung 12 Jahre im Gefängnis saß. Cervantes gilt als rechte Hand des Systemgegners José Daniel Ferrer, der im November in einem Streit um Geld seinen Dissidenten-Kompagnon Ernesto Jiménez Rodríguez so heftig verprügelte, dass dessen Wunden im Gesicht in einem Krankenhaus genäht werden mussten. Kurz zuvor war im Internet eine Liste mit Geldbeträgen aufgetaucht, die Ferrer an Mitglieder der »Damas de Blanco« gezahlt haben will. Peinlich für ihn: In der Liste steht auch der Name Nancis Núñez Cabrera und daneben der Betrag von 20 CUC (Peso Convertible). Das machte Ferrers Kumpane offenbar misstrauisch, denn diese »Dame« ist bereits seit einiger Zeit verstorben.

Der mit 50 000 Euro Steuergeldern vom EU-Parlament ausgestattete »Dissident« Guillermo Fariñas geißelte die Schlägerei, die nicht zum stets behaupteten »friedfertigen« Charakter der Systemgegner passt, als »unentschuldbare Disziplinlosigkeit«. Wenig später artete allerdings ein Streit zwischen den sich »pazifistisch« nennenden »Dissidenten« in Fariñas eigenem Haus in Santa Clara in eine Messerstecherei aus. Der Täter, José Alberto Botell Cárdenas, verletzte dabei zwei Mitglieder der »Damas de Blanco« und habe ihn selbst mit dem Tode bedroht, erklärte Fariñas gegenüber Contra-Medien in Miami. Die Tageszeitung »Nuevo Herald« zitiert den Sacharow-Preisträger am 26. November mit der Behauptung, der Angreifer sei »ein Anhänger des Castro-Regimes «. Für alles, was noch geschehen könne, sei »Raúl Castro verantwortlich«.

Tatsächlich steht der Messerstecher Botell Cárdenas bereits seit längerer Zeit auf der Gehaltsliste der Contras und gehörte zu Fariñas engsten Vertrauten. Ein im Internet kursierendes Dokument der Einwanderungsbehörde von Miami/Florida belegt dies und könnte zugleich auch eine Erklärung für das Ausrasten des »pazifistischen Freiheitskämpfers « liefern. Laut dem Schreiben hatte Fariñas im vergangenen Jahr für eine Gruppe seiner Gefolgsleute unbefristete US-Visa beantragt. In dem Brief an »Excelentisimo señor Guillermo Fariñas « teilt die Behörde mit, dass sie Botell Cárdenas – im Gegensatz zu anderen Fariñas-Anhängern – das Visum verweigere. Dies dürfte den Abgewiesenen ebenso wenig amüsiert haben, wie die Aussicht auf einen Rückgang der Zahlungen aus den USA. Seitdem dort nicht nur der Rechnungshof, sondern auch die New York Times und andere Medien über die Verwendung der Millionen an Steuergeldern für fragwürdige »Aktivisten « berichten, sehen viele Systemgegner in Kuba ihr bislang lukratives Geschäft gefährdet.

Während sogar einige Medien in den USA mittlerweile über diese Hintergründe berichten, lassen die Mainstream-Medien der BRD ihr Publikum weiter im Tal der Ahnungslosen.

CUBA LIBRE Volker Hermsdorf

CUBA LIBRE 1-2015