Kuba im Medienspiegel

CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.

Falschmeldungen – Unterschlagungen - Manipulationen

Rotation

Rotation. Foto: Wiljo Heinen


Weltweite Kampagnen für die Freilassung der in den USA noch inhaftierten drei Cuban-Five-Mitglieder waren für die bundesdeutschen Mainstream-Medien in den letzten Wochen ebenso wenig ein Thema, wie die Forderung der UN-Generalversammlung zur Beendigung der US-Blockade oder Berichte über Erfolge in Kuba. Unbewiesene Unterstellungen bezahlter Systemgegner werden dagegen von FAZ bis TAZ in der Regel gern und ungeprüft übernommen, besonders wenn sie von Stars der Szene wie Yoani Sánchez oder Berta Soler stammen. Zwei Meldungen über die beiden Top-Dissidentinnen, über die Medien in Spanien und sogar in den USA im September berichteten, wurden in der Bundesrepublik allerdings verschwiegen. Das Geheimnis um die Abstinenz der hiesigen Medien lüftet sich, wenn wir uns die Fakten genauer ansehen.

Fall 1:
Spaltung der »Damen in Weiß«


Die spanische Tageszeitung »El Pais« und die ebenfalls spanische Nachrichtenagentur EFE meldeten am 2. September, dass in Santiago de Cuba drei Dutzend Frauen die 2003 gegründete Dissidentengruppe »Damen in Weiß« verlassen haben. Die Meldung machte schnell die Runde. Einen Tag später berichtete sogar die Tageszeitung »El Nuevo Herald«, das Kampfblatt der konterrevolutionären Exilkubaner in Miami, über die Fahnenflucht. Den Meldungen zufolge hatte die Anführerin der Contragruppe in Santiago, Belkis Cantillo, schwere Vorwürfe gegenüber der landesweiten Chefin der »Damen«, Berta Soler, erhoben. Soler würde die Mitglieder unterdrücken und habe sie selbst mehrfach gedemütigt, erklärte Cantillo. Bei Twitter und Facebook beschimpften sich die Promis der Szene dann gegenseitig. So beklagte Guillermo Fariñas, der von bundesdeutschen Mainstream-Medien sonst ebenfalls gern und oft zitiert wird, das »niedrige intellektuelle Niveau« von Berta Soler. Hintergrund der Spaltung ist offenbar ein Streit um Geld. Für die Teilnahme an Protestmärschen, die Berta Soler jeden Sonntag in Havanna organisiert, erhalten die einfachen »Damen « pro Demonstration 30 US-Dollar aus einem von der US-amerikanischen Interessenvertretung (SINA) in Havanna bereitgestellten Fonds. Einigen Protest-Damen stößt zunehmend sauer auf, dass sie für »schäbige 30 Dollar« als »Söldnerinnen der USA« angegriffen werden und ihr Ansehen bei Nachbarn und Bekannten riskieren, während der Chefin (Berta Soler) für ihre Auftritte gegen Kuba in Europa und den USA Flugtickets Erster Klasse und Luxushotels spendiert werden. Über all dies berichtete kein bundesdeutsches Medium.


Fall 2:
60 000 Dollar für Yoani Sánchez


Die US-amerikanische katholische Eliteuniversität Georgetown in Washington begrüßte am 9. September auf ihrer Homepage die kubanische Bloggerin
Yoani Sánchez als neue Gaststudentin im Wintersemester 2014/2015. Die 1789 gegründete und von Jesuiten geleitete Hochschule, an der unter anderem Bill Clinton, FBI-Chef J. Edgar Hoover, Scientology-Gründer Ron L. Hubbard, der jordanische König Abdullah II. und der spanische König Felipe VI. studierten, gilt weltweit als führend in der Eliteausbildung. Wie die Leitung der konservativen Kaderschmiede mitteilte, spendierte der US-amerikanische Internetkonzern Yahoo der Systemgegnerin ein Stipendium in Höhe von 60 000 Dollar für das »Studium des Online-Journalismus «. Außerdem erhält Sánchez von Yahoo weitere 5 000 Dollar für Reisekosten. In der Meldung der Georgetown University wird darauf hingewiesen, dass Sánchez den Blog »Generation Y«, der »in zwei Dutzend Sprachen« übersetzt werde, sowie die Online-Zeitung »14ymedio« betreibt. Diese Publikationen werden in der Bundesrepublik von zahlreichen Medien, unter anderem der TAZ, beworben. Über das Vermögen von rund einer halben Million US-Dollar schweigen sich die bundesdeutschen Medien allerdings ebenso aus, wie über das großzügige Stipendium des US-Internet-Giganten. Dem Publikum in der BRD soll die weltreisende, steinreiche Jet-Setterin mit Wohnsitz Havanna weiterhin als »unabhängige, verfolgte und arme oppositionelle Bloggerin« verkauft werden.

CUBA LIBRE Volker Hermsdorf

CUBA LIBRE 4-2014