Online-Veranstaltung in Erinnerung an Tamara Bunke.
Die spontane Idee des kubanischen Botschafters Ramón Ripoll auf der Bundesdelegiertenkonferenz der FG BRD-Kuba wurde Realität: Am 19.11. 2020 richteten die kubanische Botschaft, die FG BRD-Kuba und das Proyecto Tamara Bunke eine live auf YouTube übertragene Veranstaltung in Erinnerung an das Wirken von Tamara Bunke Bider aus. Die am 31. August 1967 im Guerillakampf in Bolivien ermordete Internationalistin, wäre an diesem Tag 83 Jahre alt geworden. Zeitweise verfolgten über 60 Zuschauer den zweisprachigen Livestream, der mit einer Vielfalt an Beiträgen von Gästen aus der ehemaligen DDR und aus Kuba aufwartete.
Der Botschafter der Republik Kuba in Deutschland, Ramón Ripoll, ging in seinem Beitrag auf die Verbindung Tamara Bunkes zu Kuba ein. Er erinnerte daran, dass Tamara Bunke und Che Guevara vor ziemlich genau 60 Jahren in Leipzig erstmals aufeinandertrafen. Die 1937 in Argentinien geborene spätere Guerillera, die sich nach dem Umzug ihrer Familie in die DDR beim sozialistischen Aufbau einbrachte, war für Dolmetscherdienste eingesetzt worden. Che war zu dem Zeitpunkt Direktor der kubanischen Nationalbank und war wegen wirtschaftlicher Verhandlungen in die DDR gekommen. Die kubanische Ausnahme-Ballerina Alicia Alonso, die mit dem kubanischen Nationalballett zu der Zeit ebenfalls in der DDR gastierte, bestärkte Tamara Bunke in ihrem Wunsch, nach Kuba zu reisen, was sie dann im Mai 1961 tat. Fortan stellte sie sich auch in Kuba in den Dienst des Volkes beim sozialistischen Aufbau, wie seine Exzellenz Ramón Ripoll würdigte.
Wie wahrscheinlich kaum jemand anderes hat sich der Museologe Professor Dr. Oliver Rump mit dem Leben Tamara Bunkes beschäftigt. In seinem Beitrag berichtete er über seine Forschungen, beleuchtete wichtige Stationen des Lebens der Internationalistin und die Erinnerung an sie – sowohl in Kuba, als auch in der DDR. Sicherlich für die meisten überraschend gewesen sein dürfte, dass ein internationaler Popstar wie Madonna sich von Tamara Bunke inspirieren ließ, wie Oliver Rump zu berichten wusste.
Die Ausbildung zur Agentin führten "Tania la Guerillera", wie Tamara Bunke in Kuba bis heute bekannt ist, in verschieden Länder Europas und Lateinamerikas. Nach ihrer Enttarnung in Bolivien schloss sie sich Che Guevaras Guerillatruppe an und gab letztlich ihr Leben für eine revolutionäre Umgestaltung Boliviens.
Elisabeth Dietze, eine Jugendfreundin Tamara Bunkes, berichtete aus persönlicher Erfahrung. Tamara habe sieben Sprachen beherrscht und sei ein sehr umgänglicher und sozialer Mensch gewesen, wusste sie zu erzählen. Sie habe während ihrer Zeit in der DDR stets den Kontakt nach Argentinien gehalten und insbesondere die Geschehnisse in Kuba mit großem Interesse verfolgt. Zu verschiedenen Anlässen habe sie Dolmetscheraufgaben übernommen. Wie ihre Eltern sei Tamara eine glühende Kommunistin und Internationalistin gewesen. Sie habe nach dem Zitat aus "Wie der Stahl gehärtet wurde" des sowjetischen Schriftstellers Nikolai Ostrowski gelebt: "Das wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges Mal gegeben. Und benutzen soll er es so, dass er sterbend sagen kann: Mein ganzes Leben, meine ganze Kraft, habe ich dem herrlichsten der Welt, der Befreiung der Menschheit gewidmet."
Nicht fehlen durften bei dieser Veranstaltung Berichte der Träger des Proyecto Tamara Bunke auf kubanischer Seite. Sie alle hoben die Bedeutung des Proyecto auch für die kubanische Seite hervor, unter anderem, weil der Austausch der kubanischen Studierenden mit kritischen jungen Menschen aus der Bundesrepublik den Kubanern eine Annäherung an die Lebensrealitäten in einem kapitalistischen Land abseits des schönen Scheins ermögliche. Dies gelte es weiter auszubauen und den gesellschaftlichen Widerhall des Proyecto Tamara Bunke auf Kuba noch zu verstärken. Im Februar 2021 wird bereits die 14. Gruppe des Proyecto nach Kuba aufbrechen – womit dann insgesamt 80 Personen mit dem Proyecto für mindestens ein halbes Jahr Kuba authentisch und in Revolution kennengelernt haben werden. Genau dieses Erleben der Revolution sei auch für Tamara Bunke die Motivation gewesen, nach Kuba zu gehen.
Schlussendlich war es trotz einiger technischer Probleme insgesamt eine erfolgreiche Veranstaltung. Durch das virtuelle Format konnte eine große Vielfalt an Stimmen zum Leben und zum Erbe Tamara Bunkes zusammenbringen und einem erfreulich großen Publikum zugänglich machen. Das sichtbar gewordene Potenzial dieses Veranstaltungsformats sollte unbedingt weiter erschlossen werden, auch um hierzulande jungen Menschen authentische Stimmen aus Kuba näherzubringen und Interesse für eine Teilnahme am Proyecto Tamara Bunke zu wecken. Mögen noch viele weitere auf den Spuren von Tamara wandeln. Denn: Eine bessere Welt ist möglich!