Uwe Hiksch
Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands
Seit dem Sieg der Kubanischen Revolution wird mit allen medialen und politischen Mitteln versucht, den Sozialismus in Kuba zu zerstören. Desinformationskampagnen über die soziale, ökonomische und politische Lage in Kuba sind dabei nahezu an der Tagesordnung.
Um hier eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen und gleichzeitig für die internationale Solidarität mit Kuba einzutreten, wurde die "Cuba Libre" gegründet. Seit 40 Jahren setzt sie sich nun dafür ein, die Unwahrheiten, Angriffe und Diffamierungen Kubas zu widerlegen und die Realität des kubanischen Alltags darzustellen. Dafür gilt es Dank zu sagen!
Die "Cuba Libre" ist ein Ausdruck gelebter internationaler Solidarität mit Kuba und den unterdrückten Staaten in der Welt. In den letzten Jahrzehnten hat sie einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der Solidaritätsbewegung geleistet und mit theoretischer Fleißarbeit viel Diskussionsstoff für die Initiativen und Bewegungen angeboten. Leider ist es in der heutigen internationalistisch orientierten Bewegung nicht mehr selbstverständlich, mit linken Regierungen an der Macht kritische Solidarität zu üben. Es hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr eine Tendenz durchgesetzt, aus der marginalisierten Position europäischer Linker mit erhobenem Zeigefinger "Linke an der Regierung" zu mahnen und zu kritisieren. Leider stimmen manche Linke heute auch in den "Chor der Verdammnis" gegen linke Regierungen ein. Vielfach ist dann zu lesen, wie aus den Feuilletons der Salonlinken genau beschrieben wird, was in Kuba oder von anderen linken Regierungen anders und besser gemacht werden müsste. Mich erinnern manche dieser Debattenbeiträge an die Kommentare manches Sportfans, der von der Seitenlinie genau beschreiben kann, was die jeweiligen Sportlerinnen und Sportler auf dem Spielfeld anders machen müssten. Nur Sportler*in werden oder auf dem Spielfeld mitkämpfen, wollen und können viele dieser linken Feuilletonist*innen nicht.
Hier ist die "Cuba Libre" anders: Sie ist gleichzeitig Berichterstatterin, Analystin und Akteurin. Sie hilft mit, solidarische Kampagnen und Aktionen zu organisieren und mischt sich aktiv in die internationale Solidaritätsbewegung ein. Sie stellt sich der Debatte und ist Teil der international kämpfenden Bewegung.
Gerade in der heutigen Schwächephase der deutschen und europäischen Linken ist es deshalb notwendig, sich zu fragen, warum sich Regierungen wie in Kuba seit mehr als 60 Jahren gegen die imperialistischen Staaten behaupten konnten und für die eigene Bevölkerung große soziale und demokratische Fortschritte erzielen konnten.
Kuba ist seit 1989 in einer schwierigen ökonomischen und damit auch sozialen Situation. Dem stellt sich die kubanische Regierung und versucht auch nicht, die reale Situation schönzureden. Sie stellt sich der Kritik der eigenen Bürger*innen und versucht gemeinsam mit ihnen, die schwierige ökonomische und soziale Herausforderung zu meistern.
Es verlangt aber mehr als Bewunderung, mit welcher Intensität und gelebten Solidarität die Menschen auf Kuba gegen diesen imperialistischen Angriff kämpfen und sich hinter die Regierung und den Sozialismus stellen. Bei meinen Besuchen auf Kuba habe ich die offene und kritische Diskussion der realen Situation immer sehr geschätzt. Die kubanischen Genossen stellen sich der Realität und vor allem auch einer solidarischen Kritik. Sie zeigen schonungslos die reale Lage im Land auf und versuchen mit viel Kreativität, Mut und Kraft Lösungsvorschläge zu entwickeln.
Durch die völkerrechtswidrige Blockade Kubas durch die USA werden dem Land Chancen für eine eigenständige Entwicklung bewusst verwehrt. Seit vielen Jahren verurteilt die UN-Vollversammlung die bestehende Blockade der USA. 187 Staaten haben in der UN-Vollversammlung für eine Beendigung der Blockade gestimmt. Lediglich drei Staaten (USA, Israel, Brasilien) stimmten gegen die Resolution. Seit ihrem Bestehen hat "Cuba Libre" gegen die völkerrechtswidrige Blockade angeschrieben und Aktionen der Solidaritätsbewegung bekannt gemacht und mit organisiert.
Durch ihre Artikel hat "Cuba Libre" dazu beigetragen, Alternativen zur kapitalistischen Weltwirtschaft und der Ausbeutung der Staaten des Globalen Südens aufzuzeigen. Mit ihren Themenschwerpunkten begleitet "Cuba Libre" die Solidaritätsbewegung.
Kuba war seit dem Sieg der Kubanischen Revolution für viele Linke gleichzeitig ein Herzens- und Verstandesthema. Ein Herzensthema, weil die Solidarität mit Kuba integraler Bestandteil linker Überzeugung, weil der Kampf der kubanischen Menschen Teil des eigenen Kampfes gegen die kapitalistische Unterdrückung und internationale Solidarität Grundlage für linkes Denken und vor allem auch Handeln ist. Ein Verstandesthema, weil linke Überzeugung erkennen sollte, dass Kuba auch für viele Befreiungsbewegungen in unterschiedlichsten Regionen der Welt als Vorbild und Hoffnung für eine gerechtere Gesellschaftsordnung steht. Ohne die unvorstellbare Solidarität des kubanischen Volkes und seiner Regierung wäre in vielen Staaten der Welt die Gesundheitsvorsorge zusammengebrochen. In den Armenvierteln Venezuelas, Brasiliens, Nicaraguas – aber auch in den vielen Einsätzen in afrikanischen Staaten – haben die kubanischen Ärzte konkrete Hilfe für die Armen und Ausgebeuteten geleistet.
Meine Hoffnung ist, dass sich Linke – gerade in den marginalisierten Strukturen Europas – Kuba mit Realismus und vor allem mit Solidarität nähern. In Westeuropa ist es bisher keiner sozialistischen Bewegung gelungen, eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen und den Kapitalismus auch nur grundlegend herauszufordern. Obwohl die materiellen und ökonomischen Bedingungen in den Staaten Westeuropas wesentlich einfacher sind als auf Kuba, steht die politische Linke hier vor einer bisher nicht gelösten Aufgabe. Anders die Genossinnen und Genossen in Kuba: Sie zeigen täglich, dass sie sich den schwierigen Herausforderungen stellen und die kapitalistischen Angriffen abwehren.
"Cuba Libre" ist dabei ein wichtiger Partner im internationalen Kampf um die Meinungsbildung. Auch wenn die hegemoniale Medienmacht der kapitalistischen Medienkonzerne, aber auch weitestgehend der öffentlich-rechtlichen Sender, Kuba immer wieder verzerrt und einseitig darstellen, gilt es die Gegenöffentlichkeit zu stärken und den Genoss*innen auf Kuba engagiert zur Seite zu stehen.
Auch in den nächsten 40 Jahren wünsche ich "Cuba Libre" viel Kraft und Engagement für eine gerechte Weltwirtschaftsordnung. Gemeinsam können wir hoffen, dass zum 50. Jubiläum von "Cuba Libre" die linken Bewegungen in den verschiedenen Regionen der Welt wieder in der Offensive sind und dem menschenverachtenden und umweltzerstörenden System des Kapitalismus Einhalt geboten werden kann.
Gemeinsam fordern wir: Sofortige Beendigung der völkerrechtswidrigen Blockade der USA gegen Kuba! Cuba adelante!