CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.
Rotation. Foto: Wiljo Heinen |
Der BRD-Auslandssender "Deutsche Welle" (DW) gehört zu den wichtigsten finanziellen und publizistischen Unterstützern der kubanischen Systemgegnerin Yoani Sánchez. Seit Mai 2016 moderiert sie die wöchentliche DW-Talksendung "La voz de tus derechos" ("Die Stimme deiner Rechte") und darf seit einigen Wochen auch das neue DW-Format "Fuerza Latina" präsentieren. Laut DW setzt der Sender damit sein "Markenthema Freiheit" um. Die für ihre Verbindungen zu offiziellen US-Dienststellen kritisierte Sánchez versucht indes mit Hilfe der DW ihr ramponiertes Ansehen aufzupolieren. Doch ihre dokumentierte Informantentätigkeit unter anderem für den Auslandsgeheimdienst CIA und ein gemeinsamer Auftritt mit dem faschistischen neuen Präsidenten von Brasilien, Jair Bolsonaro, kleben an Sánchez wir Hundekot am Schuh und werfen zugleich Fragen zur Rolle der "Deutschen Welle" auf.
Informationen für die CIA
Wie die Enthüllungsplattform "Wikileaks" mit einer Reihe von Dokumenten belegt, hat Yoani Sánchez bereits vor mehr als zehn Jahren Kontakt zu US-Regierungsdienststellen gepflegt. So berichtete Michael Parmly, 2005 bis 2008 Chef der US-Interessenvertretung in Havanna (USINT), am 28. Juni 2007, dass Sánchez ihm in seiner Residenz ausführlich über die Arbeit ihres damaligen Online-Journals "Consenso" informierte. Parmly leitete die von Sánchez erhaltenen Informationen unter anderem an das "Bureau of Western Hemisphere Affairs" im US-Außenministerium und das für die Koordination und Führung aller militärischen Operationen der USA in Lateinamerika und in der Karibik zuständige "United States Southern Command" weiter.
In der Folge interessierte sich auch die CIA für die von Yoani Sánchez regelmäßig an die USINT gelieferten Informationen. Am 19. Juni 2009 teilte Parmlys Nachfolger Jonathan Farrar der CIA mit, dass Yoani Sánchez ihm gegenüber die Massenproteste im Iran als Beispiel für Kuba angeführt habe. Seine Informantin habe bedauert, dass die technischen Möglichkeiten der Telekommunikation eine ähnliche Vorgehensweise in Kuba noch nicht zuließen. Am 28. Juni 2009 schickte Farrar der CIA Details über weitere Gespräche mit Sánchez, in denen diese ihm Hintergrundinformationen und eine Einschätzung über "Oppositionelle" in Kuba geliefert hatte. Sánchez wurde zu einer offenbar wichtigen Quelle für den US-Missionschef, der in Havanna auch die Interessen der CIA wahrnahm. Weitere von Wikileaks veröffentlichte Dokumente (so etwa vom 23. November 2009 und vom 26. Oktober 2010) belegen, dass sich Sánchez Informantentätigkeit über einen langen Zeitraum erstreckte.
Gemeinsamer Auftritt mit Nazi
Die USA honorierten die Zuarbeit der Systemgegnerin. Wie weitere Dokumente belegen, forderte die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton ihren brasilianischen Amtskollegen Antonio Patriota Anfang 2012 mit Nachdruck dazu auf, Yoani Sánchez ein Visum zu erteilen. Deren Aktivitäten stünden "für den Wunsch der kubanischen Bevölkerung, frei über ihre Zukunft zu bestimmen", erklärte Clinton ihm in einem Telefongespräch.
Auf ihrer Brasilienreise setzte Sánchez sich dann im Jahr 2013 mit dem rechtsextremen Jair Bolsonaro auf ein Podium, hetzte gegen den Sozialismus in ihrem Land und linke brasilianische Politiker und posierte schließlich lächelnd für ein gemeinsames Foto mit dem Nazi. Videos auf YouTube zeigen die Bloggerin an der Seite Bolsonaros bei einer seiner hasserfüllten Verbalattacken am 20. Februar 2013 vor der brasilianischen Abgeordnetenkammer. Einen Tag später veröffentlichte er in seinem "Blog Família Bolsonaro" ein Foto von sich mit Yoani Sánchez und dankte ihr dafür, "die Wahrheit über Kuba" zu verbreiten. Später berichtete er über gemeinsame Aktivitäten im Kampf gegen die brasilianische Arbeiterpartei und den Sozialismus. "Bolsonaro und Yoani Sánchez klären über die Beziehungen der PT zu Kuba auf", textete er am 16. Juli 2013 auf seiner Facebook-Seite zu dem Foto der beiden Antikommunisten.
Doch den aus Steuermitteln finanzierten staatliche BRD-Auslandssender "Deutsche Welle" (DW), dessen Etat von 277 Millionen Euro im Jahr 2013 auf 325 Millionen Euro im Jahr 2017 aufgestockt wurde, interessiert offenbar weder die Informantentätigkeit ihrer Moderatorin für US-Dienste noch deren Kontakte zu einem Rechtsextremen.
Volker Hermsdorf
CUBA LIBRE 1-2019