Ein Blick auf Kubas Entwicklungsplan

Ich habe mich im Rahmen des akademischen Teils des Proyecto Tamara Bunke in meiner Abschlussarbeit mit dem "Nationalen Plan für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung bis 2030" auseinandergesetzt und mir die Frage gestellt, ob es möglich ist, die Erfüllung des Plans bis zum jetzigen Zeitpunkt zu evaluieren.

Projecto Tamara Bunke

Das Bemühen, Kuba aus der Ferne zu verstehen, ist nichts gegen die Möglichkeit, die Kubanische Revolution aus der Nähe zu erleben. Aus diesem Grund organisiert die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba in Zusammenarbeit mit der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) das Proyecto Tamara Bunke, welches es jungen und junggebliebenen Interessierten ermöglicht, einige Monate in einem an der CUJAE, der Technischen Hochschule von Havanna, angesiedelten Solidaritätsprojekt zu verbringen. Über ihre Erfahrungen berichten die "Bunkisten" auf ihrem Blog www.berichteaushavanna.de sowie exklusiv in dieser ständigen Kolumne in der CUBA LIBRE.




Das Ziel des Plans ist es eine Vision des Landes zu formulieren, die 2030 erreicht werden soll. Diese Vision soll dann in Unterziele aufgeteilt werden, für deren Erfüllung wiederum eine Strategie erarbeitet werden soll. Die Ausarbeitung des Plans erfolgt in zwei Etappen. Die erste Etappe, die 2017 abgeschlossen wurde, beinhaltete die Aufstellung leitender Prinzipien, die Formulierung der Vision der Nation und der Definition zentraler sowie strategisch bedeutsamer Themen und wirtschaftlicher Sektoren. Die zweite Etappe, die Ende 2018 abgeschlossen werden soll, geht dann bereits in die Praxis, bereits implementierte Strategien sollen evaluiert und neue ausgearbeitet werden. Und es sollen Messgrößen definiert werden, anhand derer sich der Fortschritt evaluieren lässt.

In den leitenden Prinzipien des Entwicklungsplans wird grob zusammengefasst, was erreicht werden muss, um eine "souveräne, unabhängige, sozialistische, demokratische, wohlhabende und nachhaltige Nation" zu erlangen. Zum Beispiel ein nachhaltiges und hohes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, die Erhöhung der Produktivität, die Verbesserung der Außenhandelsbilanz, die Wichtigkeit der Auslandsinvestitionen und die Erhaltung und der Ausbau der Erfolge der Revolution.

In den Kapiteln zu den strategischen Themen und wirtschaftlichen Sektoren werden diese Ziele nochmals konkretisiert und nach Themen gruppiert. Beispielsweise beinhaltet das Thema „Regierung“ die notwendigen Veränderungen des kubanischen Staates, die auch die vor kurzem eingebrachte Verfassungsänderung widerspiegelt. Die Notwendigkeit der Partizipation des Volkes an politischen Entscheidungen wird auch hier nochmals hervorgehoben.


Andere Themen sind z. B. Die wirtschaftlichen Transformationen, die Infrastruktur, das Potential der Menschen, Wissenschaft und Technologie oder die Umwelt.

Hörsaal der Technischen Hochschule von Havanna
Hörsaal der Technischen Hochschule von Havanna
Foto: Proyecto Tamara Bunke


Die wirtschaftlichen Sektoren, in denen Veränderung sich positiv auf die Entwicklung als Ganzes und auf andere Sektoren auswirken, werden im letzten Teil des Plans aufgelistet. Neben Sektoren wie dem Bauwesen, Transportwesen und Wasserversorgung findet sich auch der Tourismussektor hier wieder. Nachdem dieser in den vergangenen zwei Jahren einer der am schnellsten wachsenden Bereiche war, erfüllt er dieses Jahr nicht ganz die Erwartungen, nachdem auch die Anzahl ankommender Touristen zurückging.

Insgesamt ist es aus meiner Sicht schwierig, die Erfüllung des Plans bis heute zu bewerten. Nach Abschluss der zweiten Etappe wird es besser möglich sein, zu sehen, ob die gesteckten Ziele erfüllt werden oder nicht. Nach den Umweltkatastrophen des vergangen Jahres bleibt jedenfalls das Wachstum der Wirtschaft momentan hinter dem gesteckten Ziel. Die Arbeit an anderen Zielen, wie das der Veränderung des Staates durch eine neue Verfassung, ist bereits voll im Gange. Die Diversifizierung der Wirtschaft sowie vermehrte Auslandsinvestitionen bleiben somit zentrale Ziele, die Kuba auf seinem Weg zu einem wirtschaftlich entwickelten Land erreichen muss.

CUBA LIBRE Rodrigo, von Februar-August 2018 Teilnehmer des Proyecto Tamara Bunke

CUBA LIBRE 4-2018