In einem Werbeprospekt der HIT-Handelsgruppe Anfang März 2018 wurde unter anderem Werbung für hochprozentige alkoholische Getränke gemacht.
Edificio Bacardí, ehemaliges Firmengebäude in Havanna, Kuba |
Um die Herkunft des jeweiligen Getränks kenntlich zu machen, wurden die Flaggen der Herkunftsländer dargestellt. Beispielsweise Schottland, Griechenland usw.
An der dargestellten Flasche von Bacardi war ebenfalls eine Flagge zu sehen. Nein, es war nicht die kubanische, sondern die von Costa Rica.
Hier lässt sich jetzt nur spekulieren, ob dies Absicht war, oder ein Versehen, da Bacardi gerne mit Kuba in Verbindung gebracht wird.
Richtig ist, dass die historischen Wurzeln von Bacardi tatsächlich in Santiago de Cuba liegen. Anfang/Mitte der 18. Jahrhunderts wurden die Vorläufer von Bacardi gegründet.
Um ein schnelles Vermögen zu machen kamen die aus dem ehemaligen Fürstentum Katalonien stammenden Brüder Bacardi-Mazó nach Santiago de Cuba. Sie eröffneten 1841 einen Laden, in dem unter anderem auch Alkohol verkauft wurde. Mit der Zeit wandelten sich die Geschäfte vom reinen Verkauf hin zur Produktion.
Im Februar 1862 wurde die Eigentumsrechte der Rumfabrik Manuel Idral y Cía übertragen und die Rumfabrik wurde in José Bacardi y Cía umbenannt.
Im weiteren Verlauf weiteten die Bacardis ihre Geschäfte aus. Die Prohibition im Jahr 1913, also Verbot der Produktion, des Verkaufs und des Imports von alkoholischen Getränken jeder Art in den USA, eröffnete für Bacardi ganz neue "Vertriebswege". Im Zusammenspiel mit der Mafia und durch clevere Werbemaßnahmen, wie dem kostenlosen Ausschank von Cocktails mit Bacardi-Rum an die ankommenden Touristen am Flughafen von Havanna, machte sich Bacardi einen Namen.
Als die Prohibition 1933 aufgehoben wurde, verfügte Bacardi über ausgezeichnete Verbindungen zur Mafia, die den Alkoholschmuggel in die USA organisierte und riesige Gewinne machte, so dass es möglich war, in diesem Jahr 80.000 Kisten Bacardi-Rum in den USA verkaufte wurden.
"Wenn Bacardi nicht die Unterstützung derer erhalten hätte, die die Verteilung des Alkohols während der Prohibition organisiert hatten, also der Mafia, wer sollte dann dafür gesorgt haben, dass so schnell eine Millionen Flaschen auf einem Markt abgesetzt werden konnten, der fast vierzehn Jahre verschlossen gewesen war? Man kann kaum glauben, dass es die Touristen gewesen sein sollten."
In den 40er Jahren wurden die Destillationsfabriken und Abfüllanlagen von Bacardi Rum nach Mexiko, Puerto Rico und den Virgin Islands verlagert, was der kubanischen Wirtschaft sehr schadete.
Ende der 50er Jahre, noch vor dem Sieg der kubanischen Revolution unter der Führung von Fidel Castro und vor der Nationalisierung des Unternehmens 1960, wurde die Markenbezeichnung Bacardi weltweit auf den Bahamas eingetragen.
Dass viele Menschen denken, bei Bacardi Rum handele sich um einen kubanischen Rum, hat den Hintergrund, dass Bacardi, seit Anfang der 1990er Jahre, aufwendige irreführende Werbekampagnen gemacht hat und immer wieder macht, bei denen sich alles um "Cuba" oder "Santiago de Cuba" dreht.
"Das lässt viele KonsumentInnen glauben, sie kauften echten kubanischen Rum – ein Vorgehen, dass die World Intellectual Property Organization der Vereinten Nationen (WIPO) als 'ehrlichem Verhalten zuwiderlaufend' bezeichnete".
Wer mehr über die Rum-Dynastie Bacardi, ihre enge Verzahnung mit der Mafia, mit konterrevolutionären, terroristischen und antikubanischen Gruppen und der Rolle von Führungskräften vonBarcardi bei terroristischen Aktionen gegen Kuba erfahren möchte, der sei auf das nach wie vor überaus lesenswerte Buch von Hernando Calvo Ospina "Im Zeichen der Fledermaus" vom PapyRosa Verlag verwiesen.
Peter Knappe
CUBA LIBRE 3-2018