Jorgitos Log:
Trump contra Kuba – Zwischen Irrsinn und Ewiggestrigem

Jorgito Jerez Belisario


Die Kubanische Revolution schreibt unglaubliche Geschichten.

Jorge Enrique Jeréz Belisario kam 1993 mit einer schweren spastischen Lähmung auf die Welt. Er selbst sagt, dass es Jorgito el Camagüeyano nur deshalb heute noch gibt, weil er unter der schützenden Hand der Revolution aufwachsen konnte. So verwirklicht er heute seinen Lebenstraum und studiert Journalismus.
Jorgito war einer der wichtigsten Aktivisten im Kampf für die Freilassung der »Cuban Five«. Besonders verbunden ist er Gerardo Hernández, dessen Rückkehr nach Kuba er im Dezember 2014 feiern durfte. Der Dokumentarfilm »Die Kraft der Schwachen«, der Jorgitos Leben erzählt, ist über die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba erhältlich.

Jorgito bloggt regelmäßig auf http://jorgitoxcuba.wordpress.com/.
Die CUBA LIBRE ehrt er mit einer regelmäßigen Kolumne.




Recht hatte Melanie Trump, als sie angesichts der Nachricht von der Wahl ihres Gatten zum 45. US-Präsidenten in Tränen ausbrach. Einige sagen, dass sie einfach nicht First Lady werden wollte; andere sagen, dass sie ihren Gatten nur zu gut kennt und wusste, was kommen würde.

Donald Trump wirft bereits um sechs Uhr morgens sein Twitter-Maschinengewehr an; im Jahr kommt er auf ungefähr 2.300 Tweets. Laut "Fact-Checker" waren darunter etwa 1.000 falsche oder täuschende Aussagen, im Durchschnitt 5 Fake- News alle 24 Stunden. Nordkorea, Russland, Hillary Clinton und Mexico nehmen dabei die ersten Plätze in der Besessenheits-Top Ten ein.

Kuba kommt nicht auf die ersten Plätze, obwohl Trump natürlich seit Beginn seines Wahlkampfs angekündigt hatte, die Entscheidungen der Obama-Regierung zurück zu drehen. Dies verwirklichte er auch mittels eines in Miami unterzeichneten Dekrets. Aber damit nicht genug: Kurz darauf sprach er von Schall-Attacken auf die US-Botschaft in Havanna, die bislang allerdings nur in seinem Kopf sowie in denen von Marco Rubio und Bob Menéndez existieren.


Ein weiteres Kapitel gegen Kuba

Kürzlich kündigte das State Department die Gründung einer Task Force an, um die technischen Anforderungen und Möglichkeiten der Erweiterung des Internetzugangs und des "freien Informationsflusses" in Kuba zu erörtern.

Damit legt die Trump-Administration eine alte antikubanische Strategie wieder auf, die ihre Hochzeit zwischen 2008 und 2016 hatte. Dazu gehört auch die berühmte Internet- Diplomatie von Präsident Obama, der selbst aufgrund einer intensiven Beackerung der sozialen Netzwerke in die Präsidentschaft gelangt war.

Hillary Clinton selbst hatte erklärt, dass man die Macht des Netzes gegen alle Länder nutzen müsse, die die US-Kommunikationsmedien wie Facebook, Youtube, Flicker und Twitter einschränkten.




Nach dem 17. Dezember 2014, an dem die verbesserten Beziehungen zwischen beiden Ländern ausgerufen worden waren, vollzog sich ein Großteil der Öffnungen auf dem Gebiet der Kommunikationstechnik. Dabei ging es vor allem darum, den Kubanerinnen und Kubanern die US Kultur- und Informationsproduktion zukommen zu lassen, um so einen neuen kapitalistischen Konsens zu erwirken.

Wenn Donald Trump Internet und freien Informationsfluss für Kuba fordert, sollte er wissen, dass der erste Grund dafür, dass unsere Bevölkerung nicht frei und kostengünstig den Anschluss an das World Wide Web bekommt, Blockade heißt. Man sollte ihn daran erinnern, dass uns bis Ende der 1990er Jahre ein Zugang zum Internet verweigert wurde, und auch danach gab es ihn zunächst nur auf die langsamste und teuerste Weise: über einen Satelliten. Und das, obwohl 12 Meilen vor dem Malecón von Havanna ein Unterseekabel liegt, durch das ein bedeutender Anteil der Daten dieser Welt fließt.

Aus diesem Grund bemüht sich auch diese US-Administration, erneut den Krieg der 4. Generation zu führen, welcher sich zumindest in einem Teil der Welt als erfolgreich herausgestellt hat. Aber offensichtlich waren für seine Strategen 60 Jahre noch nicht Lehrzeit genug; und so verzeichnete die staatliche kubanische Telefongesellschaft ETECSA im Jahr 2017 über 250.000 tägliche Zugriffe auf das Internet mittels 500 auf der ganzen Insel verteilten Hotspots. Kuba ist das Land mit der am schnellsten wachsenden Zahl an Internet-Benutzern, mit allein 2,7 Millionen Nutzerinnen und Nutzern der Sozialen Netzwerke.

Ein Diskurs von Drohungen und Diktatur

Während ein Großteil der Kongressabgeordneten noch die Trump- Show anlässlich der üblichen Rede zur Lage der Nation genoss, bereiteten sich bereits die Analysten – besser gesagt: die Humoristen – auf ihre Beiträge vor, die mehr Zuspruch finden sollten als die offizielle Ansprache selbst.

Während der zweitlängsten Rede dieser Art zeigte sich der Multimillionär ultrapatriotisch. Er forderte mehr Geld für die Streitkräfte und für die Erneuerung des Atomwaffenarsenals, ganz so, als wären wir in die Zeiten des Kalten Kriegs zurückgekehrt. Dem IS und den Terroristen im Allgemeinen kündigte er an, sie würden in der Bucht von Guantanamo landen. Dass diese illegal von den USA besetzt ist, war ihm nicht der Rede wert. Er wiederholte auch eine alte Drohung, als er vom Kongress eine Regelung verlangte, die garantiere, dass die Entwicklungshilfe tatsächlich nur den Freunden der USA zugute käme, und nicht ihren "Feinden". Kuba und Venezuela konnten natürlich nicht unerwähnt bleiben, und so tat er seinen Freunden Marco Rubio, Bob Menéndez, Henrique Capriles und Leopoldo López den Gefallen. "Meine Regierung hat schwere Sanktionen gegen die kommunistischen und sozialistischen Diktaturen in Kuba und Venezuela verhängt", sagte er und kündigte eine weitere Verschärfung an.

wagte es, diese beiden Prozesse "Diktatur" zu nennen. Dabei hatte Ex-US-Präsident James Carter über Venezuela gesagt: "Nach 92 Abstimmungen, die wir dort beobachtet haben, halte ich die Wahlen in Venezuela für die demokratischsten der Welt." Ein Prozess, der in 20 Jahren 20 Wahlen erlebt hat, von denen die Chavistas nur drei verloren haben. Wenn so eine Diktatur aussieht, dann scheint die Mehrheit der Venezolaner in einer solchen leben zu wollen.

Was Kuba betrifft, so haben wir eine Diktatur, ich geben es offen zu: Die Diktatur des Proletariats. Jemand wie Trump, der mit 3 Millionen Stimmen weniger als seine Kontrahentin zum Präsident wurde, ist das Wesen des kubanischen Prozesses allerdings zu demokratisch, um verständlich zu sein.

In Kuba haben Wahlscheine keine von politischen Unteroffizieren gejagten Waren. Es gibt auch keine Plakatständer, die die Straßen mit Wahlwerbung zupflastern, die Kandidaten machen keinen Wahlkampf, sie besitzen auch keine Millionen, um sie in TV-Spots zu investieren. Sie zählen allein auf ihre Moral und auf ihre Verdienste. Die Urnen werden von Grundschülern bewacht, im Wahlregister erscheinen alle Kubaner, die älter als 16 Jahre sind.

Donald Trump sollte sich einmal über die Zahl der Nicht-Wähler in seinem Land informieren und sie mit der in Kuba vergleichen. Dann würde er vielleicht verstehen, warum wir Kubaner selbst bestimmen, was mit dem Land, welches wir selbst aufgebaut haben, geschieht. Mister Trump, wenn dies eine Diktatur ist, dann sind Millionen von Kubanerinnen und Kubanern offensichtlich Masochisten, die die Diktatur des Proletariats der Wallstreet- Diktatur vorziehen.


CUBA LIBRE (Übersetzung: Tobias Kriele)

CUBA LIBRE 2-2018