Kuba im Medienspiegel

CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.


Falschmeldungen – Unterschlagungen - Manipulationen

Rotation

Rotation. Foto: Wiljo Heinen




Kubas diplomatische Erfolge, der Besuch und die Reden von Papst Franziskus, Raúl Castros erfolgreiche Reise nach New York und die fast einstimmige Verurteilung der US-Blockade in der UN-Generalversammlung am 27. Oktober sorgten 2015 weltweit für Schlagzeilen. Die publizistische Gegenoffensive ließ erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten..







Berichte ohne Faktencheck

Am 2. November berichteten der zur Destabilisierung Kubas eingerichtete staatliche US-Propagandasender »Radio und TV Martí« (Jahresbudget zur Zeit 27 Millionen US-Dollar) und das von der »unabhängigen Bloggerin« Yoani Sánchez betriebene Onlineportal »14 y medio« zeitgleich über eine »Verhaftungswelle« auf der sozialistischen Karibikinsel. In identischen Beiträgen wurde behauptet, dass »im Oktober 2015 in Kuba mindestens 1.093 Personen aus politischen Gründen verhaftet worden« seien. Die Notiz ging sofort um die Welt. Am 3. November verbreitete die »Deutsche Welle« die Meldung (mit Foto protestierender »Dissidenten«) in spanischer Sprache. Die »Berliner Zeitung« meldete am 4. November ohne Fragezeichen: »Über 1.000 politische Verhaftungen in Kuba« und die »TAZ« folgte einen Tag später mit der Überschrift: »Opposition in Kuba – Zahl der Verhaftungen stark gestiegen«. Zahlreiche weitere Agenturen und Zeitungen sorgten für die flächendeckende Verbreitung im deutschsprachigen Raum. Ihre einzige Quelle: Die »Kubanische Kommission für Menschenrechte und Versöhnung« (Comisión Cubana de Derechos Humanos y Reconsiliación Nacional, CCDHRN). Kein einziges der Medien, die die Meldung weltweit verbreiteten, überprüfte die Fakten. Auch die – zum journalistischen Handwerkszeug gehörende – Bestätigung durch eine zweite Quelle fand nirgends statt.

Mörder für die Menschenrechte

Die einzige Quelle »CCDHRN« und deren Präsident, der Systemgegner Elizardo Sánchez, sind indes keine Unbekannten. Bereits 2011 hatte Sánchez internationalen Medien eine Liste mit »politischen Gefangenen in Kuba« überreicht. Als die führende italienische Nachrichtenagentur »ANSA« damals die Fakten überprüfte, entdeckte sie auf der Liste die Namen von Fußballspielern aus Chile und Bolivien, von mehreren Mitgliedern des peruanischen Volleyballteams, von Malern des 18. und 19. Jahrhunderts und sogar den 1805 gefallenen Seefahrer Dionisio Alcalá Galiano. Für die Veröffentlichung erhielt Sánchez gleichwohl 2.000 Euro von einer antikubanischen »Stiftung« in Madrid.

Nachdem der CCDHRN-Chef seinen »Irrtum« kleinlaut zugeben musste, enthüllte die spanische Ausgabe der »Le Monde diplomatique«, einen noch größeren Skandal. Die Prüfung hatte ergeben, dass sich unter den Namen auch die einer Reihe von gefährlichen Schwerverbrechern fand. Zu den von Sánchez gelisteten »Oppositionellen« gehörten zwei Mörder, die 1992 beim Angriff auf eine Kindererholungsstätte am Strand von Tarará (nahe Havanna) drei Wachtposten und einen Polizisten erschossen hatten. Laut »CCDHRN« sind die beiden zu 25 und 30 Jahren Haft Verurteilten »politische Gewissensgefangene«. »Le Monde diplomatique« listete damals mehr als ein dutzend weiterer Fälle von Kidnappern, Mördern und Flugzeugentführern auf Sánchez Liste auf. Dass dies keine einmalige Entgleisung oder gar Zufall war, belegt ein Artikel in der letzten Ausgabe (Nr. 32/2015, Seite 18) der Zeitschrift des spanischen Onlineportals »Cubainformación«. Auf einer weiteren, von Sánchez veröffentlichten Liste politischer Gefangener in Kuba, stehen demnach auch Raúl Ernesto Cruz León und Otto René Rodríguez Llerena, zwei Söldner aus El Salvador, die 1997 an der Ermordung des Italieners Fabio Di Celmo in Havanna beteiligt waren.

Bundesdeutschen Journalisten sind derartige Fakten – obwohl sie leicht zu recherchieren wären – meist nicht bekannt. Durch ungeprüfte Verwendung dubioser Quellen tragen sie jedoch dazu bei, gewöhnliche Mörder und Terroristen, die für ihre Vergehen in Kuba einsitzen, als »Menschenrechtsaktivisten« zu verklären. Was nach den Anschlägen von Paris nicht vorstellbar ist, gehört zum Medienalltag, sofern sich der Terror gegen Kuba richtet.


CUBA LIBRE Volker Hermsdorf

CUBA LIBRE 1-2016