Deutsche Spuren in Kuba

Teil 2 - (Teil 1: José Martí und das Deutsche)

An erster Stelle muss der berühmte deutsche Wissenschaftler und Forschungsreisende Alexander von Humboldt genannt werden, der während seiner Aufenthalte in Kuba umfangreiche Studien durchführte und als »zweiter Entdecker Kubas« gilt.

Aus jener Zeit datiert unter anderem sein »Politisches Essay über die Insel Kuba«. Humboldt gehört in ganz Kuba zur Allgemeinbildung und es gibt zahlreiche Straßen und Parks die seinen Namen tragen. Als Beispiele seien genannt: die Calle Humboldt in Havannas Stadtteil Vedado (im Bereich der Plaza de la Revolución) und der Park Alexander von Humboldt in Habana Vieja vor dem Haus der Grafen von O' Reilley, Gastgeber des Gelehrten bei seiner ersten Reise nach Kuba, nicht zu vergessen der Alexander von Humboldt Naturpark in der Provinz Guantánamo, mit über 70 000 Hektar das größte Naturschutzgebiet der gesamten Insel und wegen seiner riesigen Artenvielfalt an Flora und Fauna zum Weltkulturerbe erklärt.

Einsteins Blitzbesuch

Ein weiterer weltbekannter deutscher Wissenschaftler, der Kuba besuchte, war Albert Einstein. Der Nobelpreisträger für Physik des Jahres 1921 traf am 19. Dezember 1930 in Havanna ein. Er nahm an einem Empfang teil, der ihm zu Ehren in der Aula der Akademie der Medizinischen Wissenschaften, Naturwissenschaften und Physik in Havanna gegeben wurde, wo er sich in das Goldene Buch eintrug. Bei seiner Rede sagte er u. a.: »Die erste wahrhaft universale Gesellschaft war die Gesellschaft von Forschern. Hoffentlich wird die nächste Generation eine wirtschaftliche und politische Gesellschaft etablieren, die mit Sicherheit die Katastrophen vermeidet.« Albert Einstein weilte nur 30 Stunden in Havanna, zählt aber ungeachtet dessen zweifellos zu den wichtigsten Besuchern der Insel überhaupt. In den frühen Morgenstunden des 20. Dezember 1930 besuchte er die ärmsten Häuser und Hinterhöfe in den für kubanische Armut typischen Vierteln »Pan con Timba« und »Llega y Pon«. Dreißig Stunden auf kubanischem Boden waren für den in sozialen Problemen engagierten Wissenschaftler genug, um mit scharfer Beobachtungsgabe über die damalige Havanna-Gesellschaft in seinem Tagebuch zu vermerken: »Luxuriöse Clubs neben entsetzlicher Armut, die vor allem Farbige betrifft.«

Marx für viele

Teatro Karl Marx Havanna

Teatro Karl Marx, Havanna - Foto: www.cardenaagramnte.cu



Eines der wichtigsten Theater Havannas hat den Namen eines anderen großen Deutschen: Karl Marx. Das im Stadtteil Miramar gelegene Gebäude (im Volksmund El »Carlos « Marx) trägt die Lettern handschriftlich stilisiert auf der Fassade. Es hat ein Fassungsvermögen von etlichen Tausend und dient der Hauptstadt für politische und kulturelle Großveranstaltungen. Ein Park zu Ehren des berühmten Ökonomen und Philosophen befindet sich an der Ecke Avenida Salvador Allende und Calle Belascoain in Centro Habana.





Auch auf kulturellem Gebiet haben Deutsche auf der Insel ihre Spuren hinterlassen. Johann Nepomuk Goetz, ein deutscher Priester und Musiker, kam im frühen 19. Jahrhundert aus dem nahen Haiti nach Santiago de Cuba. Ein weiterer prominenter deutscher Musiker war Rafael Reinecke, der sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Kuba nicht nur mit seiner Musik, sondern auch mit der Fotografie und Druckgrafik einen Namen machte. Im Jahre 1873 gastierte die berühmte deutsche Sängerin und Instrumentalistin Paulina Lucca in der kubanischen Küstenregion und hinterließ ein großes Repertoire von deutschem Liedgut im Land. Der bekannte und vielseitige Intellektuelle Hermann Friedrich Wilhelm Michaelsen gründete im späten 19. Jahrhundert in seinem eigenen Haus in Santiago de Cuba eine künstlerische Gesellschaft, die das Ziel hatte, die beste klassische Musik seines Herkunftslandes in Kuba zu verbreiten und zu pflegen. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts traten neben vielen deutschen Bands und Sängern auch renommierte Dirigenten von Symphonie-Orchestern wie Volkmar Neumann, Günther Herbig und Olaf Koch in Kuba auf.

Kubanische Künstler in Deutschland

Zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert spielten und studierten aber auch kubanische Künstler in verschiedenen deutschen Städten, darunter Julian Jiménez, der von 1873 bis 1880 in Leipzig Klavier, Violine und Harmonielehre studierte und selber Violinist im berühmten Gewandhausorchester dieser kosmopolitischen deutschen Stadt war. Auch José Jimenez Berroa (1851 – 1917) verdient Erwähnung. Er war Pianist und Komponist und wurde 1890 Direktor des Konservatoriums für Musik in Hamburg. Der berühmte kubanische Geiger Claudio José Domingo Brindis de Salas (1852 – 1911) war Preisträger des Ordens der Ehrenlegion und hatte den Titel Baron, als er als Kammermusiker am Hofe Kaiser Wilhelms II diente. Ihm wurde sogar die deutsche Staatsbürgerschaft in Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiet der musikalischen Entwicklung in Deutschland verliehen.

Deutsch-kubanische Wirtschaftsbeziehungen

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die deutsche Beteiligung an der kubanischen Wirtschaft seit deren Ursprüngen 1542, z. B. in der Person von Hans Tetzel am Anfang des Kupferbergbaus in der Provinz Santiago de Cuba. Cornelius Souchay gründete 1813 in der Gegend von Artemisa die Kaffeeplantage Cafetal Angerena. Er führte in den Kaffeeanbauregionen in Kuba neue technologische, produktive und soziale Konzepte ein. Ein Name dürfte jedem Kuba-Reisenden geläufig sein: H. Upmann! Die Gebrüder Hermann und August Upmann, Bankiers aus Bremen, landeten um 1840 in Havanna mit dem Ziel, dort eine Niederlassung ihres Finanzinstituts zu gründen. Aus überlieferten Geschichten geht hervor, dass Hermann Upmann seinen deutschen Freunden und Kunden seiner Bank Zigarren schickte, um für seine Geschäfte zu werben. Diese Liebe zum Tabak führte ihn und seinen Bruder August zu dem Entschluss, eigene Zigarren zu produzieren. Laut überlieferten Angaben erblickte die heute noch renommierte Marke H. Upmann am 15. Oktober 1844 das Licht der Welt. Die Zigarrenfabrik H. Upmann wurde zu einer der größten ihrer Zeit und hat immer noch einen guten Ruf. Im übrigen war diese deutsche Firma diejenige, welche die Lagerung von Zigarren in Aluminiumröhren eingeführt hat, ein Verfahren, das heute noch weltweit angewandt wird.

Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl weiterer deutscher Spuren in Kuba in Form von Straßennamen oder Namen von Plätzen und Parks auf der Insel. Aber dieser Artikel konnte nur exemplarisch einige dieser Spuren benennen. Er erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Logo CUBA LIBRE Hector Corcho Morales, Kulturattaché der Botschaft Kubas
Übersetzerin: Yenki Bravo Colina
Revision: H. Langer / U. Fausten

CUBA LIBRE 2-2013