Berichte aus einer besseren Welt IX


"Gustav und das Vertrauen"

Viele haben mir geschrieben und von der breiten Berichterstattung erzählt, die es in ihren Ländern – speziell in den USA – über den Hurrikan Gustav gab. Aber wie es auch der Comandante Fidel in seinen Reflexionen betonte, wurde das Geschehen in Cuba und der Ostkaribik praktisch ignoriert.

Gerade während ich dies schreibe, höre ich einen der vielen Sender aus Miami, der – die Hoheit Cubas über seine Radiowellen verletzend – stundenlang, seine Pseudoinformationen sendet. In diesem Fall gab es interessante Sachen: Viele Anrufe waren von im Miami lebenden Cubanern, die mehr Information wollten, auch einige sehr verärgert. Und das andere war, dass die "Journalisten" antworteten, dass sie keine Nachrichten aus Quellen der Insel bringen könnten, weil "mitten im Desaster würden sie vorgeben, eine Niederlage in einen Sieg zu wandeln", indem sie Nachbarn interviewten, die sehr harte Erfahrungen gemacht hätten, und sagen würden, dass sie das Vertrauen hätten, dass die Revolution sie nicht verlassen würde.

Tatsächlich waren die Menschen schon ein paar Stunden, nachdem der Hurrikan die Isla de la Juventud buchstäblich verwüstete, sowie zahlreiche Siedlungen in Pinar del Rio, wo es Sturmböen von mehr als 350 km/h gab, dabei, den Schutt wegzuräumen, Material für den Wiederaufbau zu sichern, den Schlamm und das Wasser aus den Polikliniken, Lebensmittellagern etc. zu schaffen. Sofort mobilisierten sich Kontingente von Arbeitern der weniger betroffenen Provinzen, um die zerstörten Stromleitungen zu reparieren und das Telekommunikationssystem zu reparieren. Schon kamen in den betroffenen Zonen die Ziegel an, um die Dächer wieder herzustellen.
Bekannte Künstler, Theaterleute, Bildhauer und Musiker kamen in diese Orte, um bei der Arbeit zu helfen und auf psychologischer Ebene Unterstützung zu leisten. War doch der Hurrikan mit großer Gewalt gekommen, die vor allem die Kinder beeindruckte.

Damit diese "Journalisten" wirklich diesen Prozeß verstehen können, müssten sie schon vor Ort die Solidarität der Basis spüren. In einer Zone mit 6.000 Evakuierten befanden sich 4.000 in festeren Häusern von Nachbarn, Verwandten und Freunden. Das heißt, dass man sich hier nicht scheut, die wenigen Mittel, über die man verfügt, zu benutzen, um Leben zu retten, jedes Leben zu schützen.

Auf seinem Weg durch Haiti, die Dominkanische Republik und Jamaika hinterließ Gustav 85 Tote, Auch in den USA gab es Tote. Glücklicherweise gab es in Cuba nicht einen einzigen, obwohl dies das Gebiet war, wo der Hurrikan mit der größten Gewalt zuschlug. Warum? Wie ist das möglich?
Einer der Gründe liegt in der Information der Bevölkerung, daran, dass Wissenschaft und Technik eingesetzt werden, um Katastrophen zu verhindern, indem der Weg der Zyklone verfolgt wird. Und dies nicht erst, wenn sie sich bilden, sondern schon vorher, wenn sie tropische Tiefdruckgebiete sind. Und damit die Menschen wissen, was in jeder Phase zu tun ist, in der Information, der Zyklonwarnung und im Wiederaufbau. Das wird über Fernsehen, Radio und Zeitschriften verbreitet. Das wird Bestandteil des Lehrplans in den Schulen unterrichtet. Es gibt keine Improvisation. Es gibt Verantwortlichkeit.

Das Leben zu schützen ist ein Prinzip der cubanischen Revolution, das wir so viele Male in Aktion gesehen haben. Das ist der Grund, dass 36 Schiffe und drei Hubschrauber sich auf die Suche machten nach einem Boot, das sich mit 5 Besatzungsmitgliedern verloren hatte. Es war im Sturm untergegangen und die Kameraden retteten sich an ein Stück Treibholz geklammert. In ihrem Bericht sagten sie, dass sie nie das Vertrauen verloren hätten, dass sie gesucht und gerettet würden.
Das ist dasselbe Vertrauen, das es gab, als die Geschichte mit dem Kind Elián geschah. Und das Tausende Menschen ermutigt, für die 5 Helden zu kämpfen, die Gefangenen des Imperiums. Es ist keine Demagogie, es ist die konkrete Erfahrung des Volkes, von der zu lernen ist. Es ist die Erfahrung "Teil zu sein von", das Wissen, dass man nicht allein ist. Und dies ist eine Kraft, eine Macht.

In der vorigen Chronik habe ich Euch gesagt, dass sich die sozialen, politischen, kulturellen und ökonomischen Fortschritte in den Ländern mit progressiven und revolutionären Regierungen konsolidieren. Und das ALBA klar die Vorteile der Integration zeigt, gerade vergrößert durch die Aufnahme von Honduras.

Das, während man weiter fortschreitet in der Konsolidierung der Souveränität, die lokalen Oligarchien und das Imperium sich – wie es immer geschah – verschwören, immer mehr angreifen und neue Formen suchen, um diese echte emanzipatorische Strömung zu schwächen.
In Bolivien gab es nach dem Sieg des Projekts der demokratisch-kulturellen Revolution in dem Referendum mit mehr als 67 Prozent der Stimmen für die Regierung von Evo Morales, mehr als er in den Präsidentschaftswahlen erhielt. Dies legitimiert die Befragung im Dezember, wo über die neue Verfassung des Landes entschieden wird. Die Kräfte der Reaktion, gewöhnt an den Raub, die schlechte Behandlung der Indigenen und enorme Privilegien, bewegen all ihre Mittel, um die vorhandenen strukturellen Veränderungen aufzuhalten und treten in eine gewalttätige Phase ein.
Auf den Gebrauch von Gewalt greifen auch bekannte Putschisten in Paraguay zurück. Wie der Oberst Lino Oviedo, der wenige Tage nach der Amtseinführung von Lugo schon dabei war, sich zu verschwören, um die die vom Volk gewählte Regierung zu stürzen.

Fortschritte in der Kooperation zwischen Venezuela und Ecuador mit großen Projekten im Orinoko, Fortschritte in den Projekten der energetischen Integration, der Zusammenarbeit in der Entwicklung der Souveränität über die Ernährung, Fortschritte in der kontinentalen Koordination der kulturellen Initiativen. Die Integration kommt bis in die verborgensten Winkel unserer Geografie zu den indigenen Gemeinden, die an den Ufern der Flüsse und Sümpfen wohnen, wo früher täglich 50 Fälle von Malaria verzeichnet wurden und heute kein einziger. Das bedeutet, das Leben der Völker aufzuwerten, Freude zu säen, wo es früher nur traurige Blicke gab, Hunger und Verzweiflung.

Risiken? Ja, die gibt es und große. Vor kurzem las ich einen Artikel eines europäischen Theoretikers, der das Ende der revolutionären Prozesse in Cuba, Venezuela und Bolivien vorhersagte. So etwas wie einen "nahe bevorstehenden Tod". Das bedeutet Nichtverstehen.
Möglicherweise hat man unsere Länder viel studiert und man glaubt, diese Realitäten zu verstehen. Aber die Veränderungsprozesse sind höchst komplex. Man muss über die Indikatoren hinaus die Gefühle der Menschen, ihre Ideen, ihre Träume, die subjektiven Dynamiken in Betracht ziehen, die oft nicht gesehen werden, aber existieren. Wenn man das nicht versteht, kann man das Überleben und die Entwicklung der cubanischen Revolution selbst nicht erklären

Logo CUBA LIBRE María Rojas
11. September 2008

CUBA LIBRE 4-2008